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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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Apollonias und Miguels Tod war keine Zeit für lange Gespräche geblieben. Die Sonne, die bereits zwei Opfer gefordert hatte, war weiter unbarmherzig aufgegangen und Argyle war wortlos verschwunden.
    Comitti schossen tausend nicht zu greifende Fragen durch den Kopf. Er öffnete den Mund, schloss ihn aber sogleich wieder und merkte, wie der Zorn in ihm aufstieg. Im nächsten Moment sah er Argyle angriffslustig an.
    Argyle, dem seine Gedanken, wie er wusste, nicht verborgen blieben, lächelte.
    »Immer noch ein streitlustiger Sizilianer? Sie sind hier aufgewachsen?« Argyle sah über das Meer. »Ein schönes Fleckchen Erde.« Er nickte und ließ sich auf dem freien Stuhl neben Comitti nieder.
    »Was wollen Sie? Jetzt?« Comitti merkte, wie er vor Zorn zitterte.
    »Sie zürnen mir, weil ich Sie damals mit allen Erklärungsnöten allein ließ. Das kann ich verstehen. Aber ich konnte Ihnen nicht helfen.« Argyle zuckte mit den Achseln und wandte sich vom Meer ab, um Comitti in die Augen zu blicken. »In welcher Funktion hätte ich am Vatikan erscheinen sollen? Als beratender Vampir?« Argyle stieß ein freudloses Lachen aus. »Das Leben der Lebenden hat mit meinem nichts mehr gemein. Sie hätten mir ebenso wenig geglaubt wie Ihnen, Comitti. Ich hätte ein Kunststückchen aufführen können, aber selbst das hätte nichts genutzt, und das wissen Sie.« Argyle fuhr sich mit der linken Hand über sein verbranntes Gesicht.
    Comitti erkannte, obwohl man das bei einem Vampir nicht äußerlich ablesen konnte, dass der Mann ihm gegenüber sehr müde war. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, was den Frieden wiederherstellen konnte, als ihm Argyle das Wort abschnitt.
    »Gab es in dem Manuskript meiner Tochter einen Anhaltspunkt, wo Perondo steckt? Ich kann ihn nicht finden.«
    Comitti zog erstaunt die Augenbraue in die Höhe. Die Direktheit Argyles verblüffte ihn.
    »Er ist damals am Pic Aneto in die Felsspalte gestürzt. Sie selbst waren dabei.«
    Argyle schüttelte den Kopf und jetzt war er es, der verblüfft wirkte. »Es hat sich damals jemand am Pic Aneto für uns geopfert, aber das war nicht Perondo. Hat Apollonia das geschrieben?«
    Comitti nickte irritiert. »Ja. Warum?«
    »Warum?«, wiederholte Argyle und verstummte, als die Bedienung an den Tisch trat und Comitti seine Meeresfrüchte servierte.
    Comitti war der Appetit vergangen. Das Essen sah köstlich aus und duftete auch so, aber er war satt. Er bestellte Argyle ein weiteres Glas, obwohl er nicht davon ausging, dass er es benutzen würde, und schob die Platte zur Seite.
    Argyle starrte währenddessen auf die weiß lackierte Tischplatte und fuhr mit seinem gepflegten Fingernagel einen Kratzer nach. »Haben Sie sich nie gefragt, warum ich nicht in Rom war? Zusammen mit meiner Tochter? Warum ich nicht mit ihr gemeinsam die Reliquie gehütet habe? Warum ich sie nach der Schlacht am Fuße des Pic Aneto verließ?« Argyles letzte Frage war ein geflüsterter Schrei in die Nacht.
    Comitti versuchte, in seiner versteinerten Miene zu lesen, gab aber innerhalb von Sekunden auf.
    »Weil Sie Vampire jagen und für Gott kämpfen wollten?«, flüsterte er, da ihm Argyle von Minute zu Minute unheimlicher wurde. Er wusste von diesem Mann, diesem Vampir nichts, machte er sich klar. Was, wenn Apollonias Bericht in seinem Falle nicht der Wahrheit entsprach und Argyle gar nicht der gottesgläubige, barmherzige Mensch war, für den er ihn hielt? Fürchteten nicht alle den Schotten?
    »Das ist nur die halbe Wahrheit.« Argyle trank einen Schluck Wein, was Comitti mit Stirnrunzeln quittierte.
    »Ich habe mich von Apollonia getrennt, weil sie Perondo, diesen Lügner und Heuchler, bevorzugte. Er ist keineswegs aufopfernd gestorben.«
    Comitti hörte die Verbitterung mehr, als er sie auf Argyles Gesicht ablesen konnte. Waren Miguels Vermutungen richtig gewesen, als er behauptete, Argyle hätte Apollonia mehr geliebt, als es einem Vater zu Gesicht gestanden hatte?
    »Wenn Sie Zeit haben, Comitti, erzähle ich Ihnen gern die wahre Geschichte.«
    Comitti schüttelte verwirrt den Kopf, um im selben Augenblick zu nicken. Was war er für ein alter Narr! Er hatte ab einem gewissen Zeitpunkt jedes Wort für bare Münze genommen. Hatte sich dafür eingesetzt, dass man das Schreiben ernst nahm. Und jetzt erklärte Argyle, dass die Geschichte gelogen war? Niemand im Vatikan war bereit gewesen, ihm zu glauben. Niemand! Zu Recht, stellte er fest und ließ den Kopf hängen.
    Argyle legte seine Hand auf
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