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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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noch die Macht, Miguel anzugreifen. Er sah die Situation, die sich vor ihm abspielte, wie in einem Film. Neben ihm der verängstigte Pater, der gebrochen und Gebete murmelnd auf der anderen Seite von Miguel stolperte. Allein Miguel schien voller Kraft und Tatendrang. Argyles Gehirn funktionierte wieder einwandfrei. Das war allerdings schon alles.
    »Willkommen zu meinem lang ersehnten Familientreffen!«
    Miguel öffnete die Tür zum Café und schubste Argyle und Comitti in den Raum. Beide fielen zu Boden und blieben liegen.
    Paolina sprang von ihrem Stuhl. »Argyle!« Paolinas Stimme war ein Aufschrei. Sie starrte fassungslos auf die drei Männer, die sie aufgesucht hatten.
    »Sie scheinen ein wenig müde zu sein«, sagte Miguel spöttisch und lächelte Paolina zu. »Was soll ich sagen, Mutter, ich freue mich auch, dich wiederzusehen.« Miguel streckte die Arme aus und trat auf Paolina zu. Diese wich zurück.
    »Immer noch so herzlich, Mutter? Vielleicht sollten wir uns alle erst einmal setzen. Hilfst du Pater Comitti, ich kümmere mich um meinen Großvater.« Miguel funkelte Paolina böse an.
    Comitti hatte sich zwischenzeitlich aufgerappelt und senkte den Kopf.
    »Comitti, setzen Sie sich doch und machen Sie keine Dummheiten.« Spielerisch drohte Miguel mit dem Finger.
    »Davon habe ich heute bereits genug gemacht«, murmelte Comitti und versenkte sich ins Gebet. Er war an allem schuld. Ohne ihn und seine Knoblauchtablette wäre Miguel bereits erledigt.
    »Was hast du mit den beiden gemacht?« Paolina starrte zu Argyle, der sich immer noch kaum rühren konnte.
    »Einen kleinen Moment.« Miguel wandte sich dem Tresen zu. Er hantierte mit irgendetwas, dann gab es einen Knall. Paolina zuckte zusammen.
    »Nicht so nervös, Mutter, ich habe nur eine Flasche von deinem guten Champagner geöffnet. Es gibt was zu feiern, wenigstens für mich.«
    Comitti nahm nichts wahr. Er war in Gebete versunken. Er hatte sich bereits aufgegeben und bat Gott darum, ein ebenso guter Vampir zu werden, wie es Apollonia und Argyle ihm vorgelebt hatten.
    Miguel kehrte zum Tisch zurück. Er balancierte ein Tablett mit vier eingeschenkten Gläsern und einer Flasche Moët.
    Argyle sagte kein Wort. Ein einziger Gedanke drehte sich in seinem Kopf: Miguel war infiziert.
    »Nach all den Jahrhunderten wieder vereint. Darauf möchte ich anstoßen.« Miguel hob sein Glas und sah die anderen auffordernd an. »Ich will doch hoffen, dass ich nicht jeden Einzelnen dazu zwingen muss.« Miguel sah von einem zum anderen.
    Paolina stand auf. »Ich werde nicht mit dir anstoßen. Von mir aus könntest du immer noch in der Eisspalte festsitzen und dort bis zum Jüngsten Tag bleiben.« Sie ballte die Fäuste. Sie wusste, es wäre lächerlich, wenn sie versuchen würde, Miguel anzugreifen.
    »Ehrliche Worte, Mutter. So gefällst du mir viel besser. Damals, als du mich in Spanien angelogen hast, hast du mich wirklich verletzt. Aber ab heute ist ja alles wieder gut.« Miguel machte eine dramatische Pause. »Wir werden uns schon zusammenraufen. Du kannst dich wieder hinsetzen, das ist gemütlicher.«
    Paolina verstand. »Du bist infiziert?« Sie sah zu Argyle. Im gleichen Augenblick wusste sie die Antwort.
    »Ihn trifft keine Schuld. Er war gelähmt. Ich habe mich an ihm bedient. Vielleicht nicht die eleganteste Art der Infizierung, aber praktisch, wenn man von starker Gegenwehr ausgehen muss.« Miguel lächelte Argyle zu.
    »Du hast ihn gebissen?« Paolina ließ sich zurück auf den Stuhl fallen.
    »Ich wiederhole: Er hat mich nicht gebissen, ich habe seinen Kiefer um meinen Hals geschlossen«, sagte Miguel. »Ich muss darauf bestehen. Argyle trifft keine Schuld.« Miguel ergriff erneut sein Glas. »Könnten wir jetzt vielleicht anstoßen? Wenn nicht auf das Familientreffen, dann vielleicht auf die neue Weltgeschichte?« Er sah, dass niemand sein Glas anrührte. »Dann vielleicht auf den Schreck?« Spöttisch sah er von einem zum anderen. »Nein, auch nicht?« Miguel stürzte sein Glas Champagner hinunter und verzog sein Gesicht.
    »Schmeckt er dir nicht mehr?« Paolina griff nach ihrem Glas. »Darauf trinke ich. Darauf, dass dir ein für alle Mal klar wird, dass es nicht nur Vorteile mit sich bringt, ein verwandelter Vampir zu sein. Dass du endlich verstehst, dass es keine Gabe ist, sondern ein Fluch.«
    Paolina hob ihr Glas. »Ich trinke auf Salvador, der diesen Tag Gott sei Dank nicht miterleben muss und auf Argyle, dessen Wagemut sich deinem Wahnsinn bis jetzt
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