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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser
Autoren: Jilliane Hoffman
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übertrumpfen. Farley brüllte Jefferson an.Jefferson brüllte
« Ruhe! Die Verhandlung ist noch nicht beendet!», doch niemand scherte sich darum. Julia hatte etwas Derartiges noch nie erlebt. Rick Bellido saß am Tisch der Staatsanwaltschaft und starrte die Geschworenen fassungslos an. Reporter schossen Fotos, hielten ihm Mikrophone vor das Gesicht und verlangten einen Kommentar. Doch diesmal hatte Ricardo Bellido, der nächste Generalstaatsanwalt des elften Gerichtsbezirks, nichts zu sagen. David Marquette senkte den Kopf, als Levenson ihm auf den Rücken klopfte. Alain Marquette drängelte sich nach vorn und umarmte den Anwalt seines Sohnes mit tränenüberströmtem Gesicht. Julia suchte in der Menge nach Davids Mutter. Schließlich entdeckte sie Nina Marquette ein Stück weiter hinten. Sie trug ein marineblaues Kostüm und hatte ihr weißblondes Haar zu einem klassischen Knoten aufgesteckt. Während alle zum Tisch der Verteidigung strömten, wich sie immer weiter in Richtung Ausgang zurück. Reporter riefen ihr Fragen zu, doch sie hob abwehrend die Hände und drehte sich weg. Bevor sie ohne ihren Mann den Gerichtssaal verließ, begegnete sie für einen kurzen Moment Julias Blick. Julia sah, dass sie an diesem Tag einmal nicht geweint hatte. Aber sie lächelte auch nicht. Ihr Gesicht war aschfahl, und sie wirkte krank. Schließlich wurde ein Reporter auf Julia aufmerksam, hielt ihr sein Mikrophon entgegen und schrie ihren Namen. Daraufhin nahm eine Armee von Kameras Lat und sie ins Visier. Julia ließ seine Hand los. Miss Valenciano, sind Sie zufrieden mit dem Urteil?»
Wurde der Gerechtigkeit Genüge getan?»
Haben Sie mit David Marquette gesprochen?»
Können Sie bestätigen, dass die Staatsanwaltschaft Sie entlassen hat?»
Sollte die Todesstrafe abgeschafft werden?»
Möchten Sie den Geschworenen irgendetwas sagen?»
Detective, sind Sie wütend auf die Staatsanwaltschaft?»
Glauben Sie, dass Miss Valenciano für das Urteil verantwortlich ist?»
Versuchen Sie weiterhin, Marquette mit den Mordfällen in Nordflorida in Verbindung zu bringen?»
Kann Marquette wegen der anderen Morde angeklagt werden, obwohl er in diesem Fall für unzurechnungsfähig erklärt wurde?»
Ist er ein Serienmörder?» Die Journalisten feuerten ihre Fragen dermaßen schnell ab, als wollten sie überhaupt keine Antwort hören. Julia schüttelte unentwegt den Kopf, während die Kameras und Gesichter immer näher kamen und sich die Welt um sie zu drehen begann. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Es war alles so unwirklich! Viele Gefühle stürmten auf sie ein. Ein Teil von ihr fühlte sich bestätigt – die Geschworenen hatten begriffen und die Schuld der Krankheit gegeben, nicht dem Kranken. Ein anderer Teil empfand abgrundtiefe Reue und Schuld gegenüber Jennifer, Danny, Sophie und besonders Emma, die in den letzten Minuten ihres kurzen Lebens durch die Hölle gegangen war und nicht einmal gewusst hatte, warum. Julia hoffte, dass sie auch in den Augen der Opfer das Richtige getan hatte. Ein dritter Teil von ihr schämte sich – als habe sie ihr Amt und ihren Eid als Staatsanwältin verraten. Doch das Recht war nie so eindeutig, so schwarzweiß, wie es in den Fallrechtssammlungen und Gesetzbüchern dargestellt wurde. Richter Farley fand endlich einen schweren Gegenstand, mit dem er auf den Tisch schlagen konnte, und brachte den Saal mit Hilfe der Sicherheitsbeamten wieder unter Kontrolle. Er war außer sich und hatte keine Lust mehr, für die Kameras gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Sollte die Presse doch schreiben, was sie wollte.
« Ich werde jeden Einzelnen in diesem Saal wegen Missachtung des Gerichts anklagen, wenn hier nicht in fünf Sekunden Ruhe herrscht!», brüllte er in die Mikrophone. Sein zorniger Blick fiel auf die Reporter an der Tür.
« In diesem Gerichtssaal finden keine Interviews statt, solange die Verhandlung nicht geschlossen ist! Und auch danach nicht, haben Sie mich verstanden? Erledigen Sie das meinetwegen draußen auf dem Gang oder auf der Straße.» Als Farley erkannte, dass es Julia war, um die sich die Reporter scharten, blinzelte er überrascht.
« Führen Sie Ihre Interviews, wo immer Sie wollen, aber nicht in meinem Gerichtssaal.» Dann warf er dem verzweifelten Jefferson einen eisigen Blick zu.
« Das nächste Mal halten Sie diese Leute gefälligst im Zaum! Das ist eine Gerichtsverhandlung, kein Rockkonzert!» Schließlich wandte er sich mit allumfassender Verachtung an die übrigen
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