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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr
Autoren: Brigitte Melzer
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er zum Mörder geworden – und zum Monster. Er hat nicht einmal davor zurückgeschreckt, mich für seine Zwecke zu benutzen .
    »Du hättest längst von deinem Menschsein ablassen können, Catherine. Schon vor der heutigen Nacht. Dein Vater gab dir diese Möglichkeit, doch du hast sie nicht genutzt. Warum hast du dich so gegen die Verwandlung gewehrt? Drängt es dich nicht danach, dem elenden menschlichen Dasein in all seinen Beschränkungen zu entfliehen? Du hättest etwas Besonderes sein können! So bist du nicht mehr als alle anderen.«
    Martáinns Anblick schmerzte. Er war ihr so vertraut und nah wie eh und je. Doch die Erinnerung an damals hatte nichts mit dem gemein, zu dem er geworden war.
    »Catherine« , keuchte Daeron.
    Ein winziger Moment, der genügte, Martáinns Aufmerksamkeit abzulenken. Sein Griff lockerte sich, die Klinge senkte sich ein Stück. Mit einem Ruck riss Catherine sich los und tauchte unter Martáinns ausgestrecktem Arm hindurch. Ihre Hand fand den Silberdolch an ihrem Gürtel. Während Martáinn noch versuchte sie wieder zu fassen zu bekommen, zog sie die Waffe und stieß zu.
    Die silberne Klinge bohrte sich in seine Brust, geradewegs ins Zentrum des Amuletts. Das unheilvolle Schmuckstück schien vor der Berührung des Silbers zurückzuzucken. Es bewegte sich unter seiner Haut. Martáinn schrie. Sein Fleisch wölbte sich. Das Amulett drängte durch seine Haut nach außen. Ein zorniger roter Wirbel durchpulste seine Oberfläche. Doch dort, wo die silberne Klinge es berührte, färbte sich das blutige Rot grau. Bald tobten nur noch wenige rote Schlieren unter der Oberfläche und einen Atemzug später waren auch sie verschwunden, zu einem durchdringenden Grau erstarrt wie Wasser, das langsam zu Eis gefror.
    Catherine riss den Dolch zurück. Da löste sich das Amulett endgültig aus Martáinns Fleisch und fiel zu Boden. Der Aufprall ließ es in Tausende winziger Splitter zerspringen, die leise unter ihren Sohlen knirschten, als Catherine sich bewegte.
    Martáinn war verstummt. Hasserfüllt starrte er sie an, das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt, die keinerlei Ähnlichkeit mehr mit jenem Mann hatte, der einst ihr Freund gewesen war. In seinen Augen lag eine Entschlossenheit, die deutlich sagte, dass er sich seine Pläne nicht zerstören lassen wollte. Catherines Finger schlossen sich fest um das Heft des Dolches. Noch einmal hob sie die Waffe. Dieses Mal trieb sie ihm die Klinge mit aller Kraft ins Herz.
    »Du hast dich geirrt, Martáinn«, sagte sie, als sie das Schwert aufhob und ihm mit einem einzigen Hieb den Kopf abtrennte. »Ich bin sehr wohl etwas Besonderes!«

20
    Es fiel Daeron schwer, Catherine zu fixieren, die jetzt neben ihm kniete. Sie sah mitgenommen aus. Erschöpft und bleich. Doch ihre Züge hatten sich erneut verändert. Ebenso wie ihre Augen. Sorge war an Stelle der unmenschlichen Leere getreten, die sich zuvor darin gespiegelt hatte. Sorge um mich.
    Aber warum? Mit ihm war alles in Ordnung. Ihm war lediglich kalt und seine Beine fühlten sich taub an. Da sah er die Tränen in ihren Augen und plötzlich erinnerte er sich: Rodericks Klaue, die sein Fleisch zerfetzte. Der erneute Angriff, als er versuchte sich aufzurichten. Schon da hatte Daeron gespürt, dass er zu viel Blut verlor. Ihm waren die Sinne geschwunden und es grenzte an ein Wunder, dass er überhaupt noch einmal zu sich gekommen war. Ich werde es nicht schaffen und sie weiß es. Tatsächlich war die Kälte jetzt weitaus durchdringender. Ein Zeichen, dass der Tod ganz nah war.
    »Du hast es geschafft«, brachte er hervor, froh darüber, dass mit Roderick Baynes Tod nun auch der Fluch des Vampyrs von ihr abgefallen war. Vater Ninian hatte Recht.
    Catherine strich ihm mit zitternden Fingern über die Stirn. »Sprich jetzt nicht. Wenn es dir wieder besser geht, bleibt uns genug Zeit, um –«
    Daeron schüttelte den Kopf. »Ich wollte noch so vieles mit dir erleben. Es tut mir Leid, dass es nun nicht mehr –«
    Ein verzweifeltes Schluchzen brach aus ihr hervor. Da hob er eine Hand und strich ihr über die Wange. Sein Blut hinterließ dunkle Spuren auf ihrer bleichen Haut.
    »Daeron.« Weinend beugte sie sich über ihn und drängte sich an seine Brust. »Ich will dich nicht verlieren.«
    »Nicht weinen, Catherine. Bitte.«
    Als sie ihn zärtlich küsste, sah Daeron, wie ganz allmählich die Farbe aus ihren Augen wich. Da begriff er, dass Rodericks Tod sie nicht von dem Fluch befreit hatte. Das ist meine Schuld! Ich
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