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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie
Autoren: Charlaine Harris
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Schiebetür sprang auf, und ich purzelte in den Acker hinein. Johan Glassport schrie, doch ich rappelte mich auf und rannte, rannte immer weiter ins Maisfeld hinein, was scheußliche Geräusche erzeugte. Ich war so deutlich sichtbar wie ein Wasserbüffel und fühlte mich auch genauso schwerfällig und behäbig.
    Ich dachte, die Cowboystiefel würden sich als nützlich erweisen, doch dem war nicht so, und den Bruchteil einer Sekunde lang wünschte ich, ich hätte mich für die Jeans-Version zum Squaredance entschieden. Aber nein, ich hatte ja hübsch aussehen wollen, und hier rannte ich jetzt also in sexy Rock und einst weißer schulterfreier Bluse um mein Leben durch ein Maisfeld. Und außerdem bluteteeiner meiner Arme. Ein Glück, dass keine Vampire hinter mir her waren.
    Ich wollte nur raus aus dem Scheinwerferlicht. Ich wollte einen Platz finden, wo ich mich hinkauern konnte. Oder ein Haus voller Gewehre, das wäre gut. Wir waren südlich in ein Feld abgekommen von einer Straße, die nach Westen führte. Ich begann, mir einen Weg durch die Maisreihen hindurch zu bahnen, anstatt an ihnen entlang. Wenn ich Richtung Westen lief und danach weiter nach Norden, würde ich irgendwann wieder auf die Straße treffen. Doch zuerst musste ich den dunklen Bereich des Feldes erreichen, um meinen Weg zu verschleiern, denn ich machte ja weiß Gott genug Krach.
    Doch es wollte einfach nicht dunkel werden. Warum nicht? Felder, Nacht, ein Wagen …
    Da war mehr als nur ein Wagen.
    Da waren ungefähr zehn Wagen, die die zweispurige Straße entlangfuhren auf die Stelle zu, wo der Van von der Straße abgekommen war.
    Ich gab meinen Weg nach Westen auf, änderte die Richtung und rannte direkt auf sie zu in der Hoffnung, dass einer schon anhalten würde.
    Sie hielten alle an. Und sie richteten ihre Scheinwerfer alle so aus, dass sie das Feld und den Van ausleuchteten. Ich hörte viele Rufe und viele Befehle, und ich rannte direkt auf sie zu, weil ich wusste, dass all diese Leute vom Parkplatz aus dem Van gefolgt waren, um mich zu retten. Oder den Rausschmeißer zu rächen. Oder einfach nur, weil man in einer guten Western-Bar mit Squaredance sich nun mal nicht einfach eine der Tänzerinnen schnappt. Ihre Gedanken waren voll rechtschaffener Entrüstung. Und ich liebte jeden einzelnen von ihnen.
    »Hilfe!«, rief ich, während ich mir einen Weg durch den Mais bahnte. »Hilfe!«
    »Sind Sie Sookie Stackhouse?«, rief ein Mann mit tiefer Bassstimme.
    »Ja, bin ich!«, rief ich zurück. »Ich komm raus!«
    »Die Lady kommt raus«, rief der Mann mit der Bassstimme erfreut. »Schießt nicht auf sie!«
    Ich tauchte etwa zehn Meter westlich von der Stelle aus dem Maisfeld wieder auf, wo der Van hineingefahren war, und lief am Rande des Feldes auf meine Retter zu.
    Dann rief der Mann mit der Bassstimme: »Ducken, Süße!«
    Ich wusste, dass er mich meinte, und ich stürzte mich zu Boden, als wollte ich in einen Ozean eintauchen. Mit einem Gewehrschuss schaltete er Johan Glassport aus, der hinter mir aus dem Maisfeld aufgetaucht war. Im nächsten Moment schon war ich umrundet von Leuten, die mir halfen, meinen blutenden Arm bedauerten oder an mir vorbeigingen und sich schweigend um die Leiche des mörderischen Rechtsanwalts sammelten.
    Einer erledigt.
    Eine große Gruppe schwärmte in das Maisfeld aus, um zu sehen, was beim Van passiert war, und dann nahmen mich Sam, Jason und Michele in Empfang. Anspannung lag in der Luft, Selbstbezichtigung und schließlich auch Tränen (okay, das war Michele), aber für mich zählte einzig und allein, dass ich in Sicherheit war und von den Leuten umgeben, die mich wirklich mochten.
    Ein schwerer, schweigsamer Mann kam heran und bot mir sein Taschentuch an, damit ich mir den Arm verbinden konnte. Ich nahm es und dankte ihm aufrichtig. Michele legte den Verband an, doch die Wunden mussten genäht werden. Natürlich.
    Wieder ertönte eine Welle von Rufen. Durch die Schneise zerstörter Maisstängel, die der Van in das Feld geschlagen hatte, brachten sie Claude und Steve Newlin heran.
    Claude war schwer verwundet. Glassport war es gelungen, sein Messer mindestens einmal gegen ihn zum Einsatz zu bringen, und Steve Newlin hatte sein Gesicht zerschlagen.
    Sie hatten Newlin gezwungen, Claude bis zur Straße hin zu helfen, und das hasste er mehr als alles andere.
    Als sie nah genug waren, um mich zu hören, sagte ich: »Claude. Gefängnis der Menschen.«
    Seine Gedanken konzentrierten sich, auch wenn ich sie nicht lesen
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