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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie
Autoren: Charlaine Harris
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von allein wieder gesund werden würde. Ich war sogar ziemlich sicher, dass ein oder zwei Knochen in Barrys Gesicht gebrochen waren und auch eine seiner Hände. Er hatte Abschürfungen und Prellungen am ganzen Körper und konnte sich nur unter Schmerzen bewegen.
    Sie hatten ihn auf das Bett im Gästezimmer unten in der Diele gelegt, und mir fiel entsetzt ein, dass ich seit Amelias und Bobs Besuch das Bett dort nicht frisch bezogen hatte. Doch als ich Barrys Verletzungen gesehen hatte, war mir klar, dass benutzte Bettwäsche wirklich sein geringstesProblem war. Er machte sich mehr Sorgen darüber, ob immer noch Blut in seinem Urin war.
    »Ich fühl mich ziemlich mies«, sagte er mit rissigen Lippen. Diantha sah zu, wie ich ihm sehr vorsichtig etwas Wasser einflößte.
    »Du musst ins Krankenhaus«, sagte ich. »Du kannst ihnen bestimmt weismachen, dass dich ein Auto angefahren hat, als du am Straßenrand entlanggegangen bist, oder so was. Und du warst bewusstlos.«
    Schon während ich es aussprach, wurde mir klar, dass das völliger Blödsinn war. Jeder kompetente Arzt würde sofort erkennen, dass Barry geschlagen und nicht von einem Auto überfahren worden war. Ich hatte es so satt, schreckliche Dinge wie diese dauernd wegzuerklären.
    »Lohnt den Aufwand nicht«, erwiderte Barry. »Ich sag einfach, dass ich auf der Straße überfallen wurde. Ist sowieso mehr oder weniger die Wahrheit.«
    »Newlin und Glassport haben dich also erwischt. Was meinten sie denn, aus dir herausprügeln zu können?«
    Er versuchte zu lächeln, doch der Versuch war ziemlich schaurig. »Sie wollten von mir wissen, wo Hunter ist.«
    Ich musste mich setzen. Mr Cataliades trat einen Schritt vor, mit grimmiger Miene. »Jetzt sehen Sie, warum es gut ist, dass sie alle tot sind«, sagte er. »Newlin, Glassport, der Elf.«
    »Er hat es ihnen erzählt«, versetzte ich, und es war fast komisch, wie sehr es mich verletzte, dass Claude ein Kind verraten hatte.
    »Es war nicht das Geld, das er ihnen gezahlt hat«, sagte Mr Cataliades. »Das war nicht der Grund, warum sie entgegen aller Vernunft daran festhielten, Sie zu entführen. Die beiden Menschen wussten, dass Claude Sie haben wollte, Sie ermorden wollte, und sie waren bereit, daran mitzuwirken. Aber für sich wollten sie denJungen. Um ihn nach ihren eigenen Vorstellungen zu formen.«
    Das enorme Ausmaß all dessen überwältigte mich. Ich empfand keine Schuld und kein Bedauern mehr über ihren Tod, nicht einmal wegen des Exsoldaten, der Claude erschossen hatte.
    »Wie haben Sie Barry gefunden?«, fragte ich.
    »Ich habe auf seine Gedanken gelauscht«, sagte Mr Cataliades nur. »Diantha und ich sind seinem Hirnmuster gefolgt wie in einem Lichtkegel. Er war allein, als wir ihn fanden. Wir konnten ihn einfach mitnehmen. Wir wussten nicht, dass sie Sie verfolgten.«
    »Wussten-wir-nicht«, sagte Diantha traurig.
    »Sie hatten großen Erfolg und haben Ihr Allerbestes gegeben«, sagte ich. »Und ich stehe in Ihrer Schuld.«
    »Niemals«, erwiderte Mr Cataliades. »Sie schulden uns gar nichts.«
    Ich sah Barry an. Er musste raus aus dieser Gegend, und er brauchte einen Ort, wo er sich richtig erholen konnte. Sein Mietwagen stand in Bon Temps, und ich würde ihn zu der Autovermietung zurückfahren und abgeben müssen. Dann hätte er keinen fahrbaren Untersatz mehr, aber er war sowieso zu angeschlagen, um fahren zu können.
    »Wo können wir dich nach dem Krankenhaus hinbringen?«, fragte ich Barry und versuchte, freundlich zu klingen. »Hast du irgendwo Verwandte? Du könntest natürlich auch bei mir bleiben.«
    Er schüttelte kraftlos den Kopf. »Hab keine Verwandten«, flüsterte er. »Und ich könnt’s nicht aushalten, ständig einen anderen Telepathen um mich zu haben.«
    Ich sah durch die offene Zimmertür Mr Cataliades an, der definitiv Barrys Verwandter war. Er stand draußen in der Diele und wirkte gequält. Unsere Blicke trafen sich, und er schüttelte heftig den Kopf, um mir zu verstehenzu geben, dass Barry nicht mit ihm kommen konnte. Er hatte Barry aufgespürt und ihm das Leben gerettet, und mehr konnte er nicht für ihn tun. Aus welchen Gründen auch immer.
    Barry brauchte wirklich jemanden, bei dem er sich erholen konnte, jemanden, der ihn in Ruhe lassen würde, aber da wäre, um ihm zu helfen. Und plötzlich kam mir eine Idee. Ich griff nach dem Telefon und suchte Bernadette Merlottes Nummer heraus. »Bernie«, sagte ich, nachdem wir uns höflich begrüßt hatten, »du hast mal gesagt,
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