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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie
Autoren: Charlaine Harris
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dem Teufel beweisen, was für ein hartgesottener Kerl er war, jedenfalls schnitt er sich selbst mit dem Messer in den linken Arm. Ein kleines Rinnsal von Blut belohnte seine Mühen, und er sah dem Teufel direkt ins Gesicht,als er die Schreibfeder ergriff, die dieser irgendwie herbeigeschafft hatte … und das sogar noch geschmeidiger als Tyrese sein Messer. Der Geschäftsmann tauchte die Feder ins Blut und setzte seinen Namen unter das obere Dokument, das der Bodyguard ihm mit der Ledermappe als Schreibunterlage hinhielt.
    Als er fertig war, gab der Geschäftsmann dem Bodyguard das Messer zurück und zog sich seinen Mantel wieder an. Tyrese vollzog die gleiche Prozedur wie sein Boss. Als auch er seinen Vertrag unterschrieben hatte, blies er darüber, um das Blut zu trocknen, so als hätte er einen dicken Filzstift benutzt, der verschmieren könnte.
    Der Teufel lächelte, als sie die Unterschriften geleistet hatten. Und in dem Augenblick, da er es tat, wirkte er so gar nicht mehr wie ein wohlhabender Geschäftsmann.
    In seinem Gesicht stand eine geradezu höllische Freude.
    »Sie erhalten einen Unterschriftenbonus«, sagte er zu dem Geschäftsmann, »da Sie mir noch eine weitere Seele gebracht haben. Übrigens, wie fühlen Sie sich?«
    »Genauso wie immer«, erwiderte der Geschäftsmann und knöpfte seinen Mantel zu. »Etwas ungehalten, vielleicht.« Und plötzlich lächelte er, und seine aufblitzenden Zähne wirkten ebenso scharf wie das Messer vorhin. »Wie fühlen Sie sich, Tyrese?«, fragte er seinen Angestellten.
    »Ein bisschen aufgewühlt«, gab Tyrese zu. »Aber alles okay so weit.«
    »Nun, Sie waren beide von Anfang an schlechte Menschen«, sagte der Teufel ohne jede Wertung im Tonfall. »Die Seelen der Unschuldigen sind reiner. Aber ich freue mich, Sie zu haben. Sie halten sich vermutlich an die übliche Liste von Wünschen? Reichtum? Den Sieg über Ihre Feinde?«
    »Ja, das alles will ich«, erwiderte der Geschäftsmann in leidenschaftlicher Aufrichtigkeit. »Und ich habe ja nocheinen weiteren Wunsch frei, wegen des Unterschriftenbonus. Oder kann ich mir den bar auszahlen lassen?«
    »Oh«, sagte der Teufel sanft lächelnd, »ich zahle nicht in bar, nur in Gefälligkeiten.«
    »Kann ich in dieser Sache noch einmal auf Sie zukommen?«, fragte der Geschäftsmann nach kurzem Nachdenken. »Und mir erst einmal eine Gutschrift geben lassen?«
    Der Teufel zeigte ein gewisses Interesse. »Sie wollen doch nicht etwa einen Alfa Romeo haben, oder eine Nacht mit Nicole Kidman, oder das größte Haus im French Quarter?«
    Der Geschäftsmann schüttelte entschieden den Kopf. »Mir wird sicher noch etwas einfallen, das ich haben will, und dann hätte ich gern die Möglichkeit, es auch wirklich zu bekommen. Ich war ein erfolgreicher Mann bis zum Hurrikan Katrina. Und nach Katrina dachte ich, ich würde richtig reich werden, da ich unter anderem auch einen Holzhandel besitze. Alle brauchten Holz.« Er holte einmal tief Atem und fuhr fort, seine Geschichte zu erzählen, obwohl der Teufel recht gelangweilt wirkte. »Doch es war schwierig, die Geschäfte überhaupt wieder in Gang zu bringen. Sehr viele Leute konnten keinen einzigen Cent erübrigen, weil sie völlig ruiniert waren, und alle anderen mussten erst einmal auf die Zahlungen von der Versicherung warten. Ich habe ein paar Fehler gemacht und gehofft, die risikofreudigeren Bauherren würden mich schon rechtzeitig bezahlen … Aber es endete alles damit, dass ich mich vollkommen übernommen habe. Alle schulden mir Geld, und mein eigener Kreditrahmen ist mittlerweile so hauchdünn wie ein Kondom, das einem Elefanten übergezogen wurde. Das spricht sich langsam herum.« Er sah zu Boden. »Ich verliere den Einfluss, den ich in dieser Stadt einmal besaß.«
    Möglich, dass der Teufel all diese Dinge schon gewusst und den Geschäftsmann aus genau diesem Grund angesprochen hatte. Aber an der Leidensgeschichte des Geschäftsmannes war er ganz eindeutig nicht interessiert. »Reichtum also«, fuhr er forsch dazwischen. »Und ich bin schon gespannt auf Ihren zusätzlichen Wunsch. Tyrese, was wollen Sie haben? Ihre Seele gehört mir auch.«
    »Ich glaube nicht an Seelen«, sagte Tyrese ausdruckslos. »Und mein Boss auch nicht, denke ich. Es macht uns nichts aus, Ihnen das zu geben, von dem wir glauben, dass wir es sowieso nicht haben.« Er grinste den Teufel an, so von Mensch zu Mensch, was ein Fehler war. Der Teufel war kein Mensch.
    Der Teufel erwiderte das Lächeln. Ein
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