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Vampirjaeger

Vampirjaeger

Titel: Vampirjaeger
Autoren: Richard Laymon
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ich hatte nicht den Eindruck, dass sie den Körper untersuchte, sie schien eher im Geist noch einmal durchzugehen, wie sie den Pflock herausgezogen und dann weggeworfen hatte.
    Sie drehte sich nach rechts, stand auf und begann, langsam und mit gesenktem Kopf auf die Wand zuzugehen.
    Meine Hand, tief in der Reisetasche versenkt, stieß gegen die Dose Feuerzeugbenzin, fand ein paar weiche Kleidungsstücke und das Reifenwerkzeug, bevor sie den Hammer ertastete. Ich zog ihn heraus.
    »Voila!«, rief Cat.
    Erschrocken sah ich noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie sie sich hinunterbeugte und den Holzpflock aufhob. Sie wirbelte herum und hielt den Pflock mit einer Hand hoch, mit der anderen das Feuerzeug. Sie grinste. Sie rang nach Atem. Ihr kariertes Hemd stand weit offen. Ihre linke Brust war gänzlich unbedeckt, glänzte vor Schweiß und die Brustwarze stand hervor. Ihr flacher Bauch hob und senkte sich im Rhythmus ihres Atems. Die abgeschnittene Jeans hing so tief auf ihrer Hüfte, dass sie vollends herunterzurutschen drohte.
    Sie sah wie eine eigenartige, unanständige Version der Freiheitsstatue aus. Eine Wilde. Ein richtiger Wildfang. Eine Vampirjägerin.
    »Gut gemacht, Cat!«
    »Legen wir los!«, gab sie zurück.
    Mit dem Pflock und dem brennenden Feuerzeug eilte sie auf Elliots Körper zu. Ich näherte mich mit dem Hammer in der Hand seiner Position.
    Seite an Seite standen wir über ihm.
    Sie legte den Kopf in den Nacken. Ich tat es ihr gleich. Wir starrten beide hinauf zwischen die hoch aufragenden Steinwände. Der Himmelsstreifen weit, weit über uns war von einer klaren, dunkelblauen Farbe.
    »Ich frage mich, wie viel Zeit wir noch haben«, sagte ich.
    »Nicht mehr viel«, sagte Cat.
    »Wir sollten es jetzt lieber tun.«
    Mit gedämpfter Stimme fragte Cat: »Wollen wir abwarten und sehen was passiert?«
    »Machst du Witze?» »Bist du nicht neugierig?«
    »Sicher«, sagte ich. »Aber die Neugier…« Ich hielt inne. Sie sah mich an. Ich sah sie an.
    »… ist der Katze Tod«, beendete sie den Satz für mich.
    »Und das können wir nicht zulassen«, sagte ich zu ihr.
    »Soll ich es machen? Ich bin die Idiotin, die ihn rausgezogen hat.«
    »Das ist mir egal. Ich kann es auch machen…«
    »Nein, schon in Ordnung. Warum hältst du nicht das Feuerzeug?«
    »Ich nehme meins.« Ich wechselte den Hammer in die linke Hand, fuhr mit der rechten in meine Jeanstasche und fand mein eigenes Feuerzeug. Ich schnippte es an. Cat ließ ihres ausgehen. Wir knieten uns beide neben Elliots Leiche.
    Ich konnte keinen Verwesungsgeruch wahrnehmen.
    Ich sah keine Ameisen über seinen Rücken krabbeln. Ich hörte keine Fliegen. Ich überlegte, dass es bestimmt wissenschaftliche Gründe dafür gab.
    Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, wo wir ihn liegen gelassen hatten. Damit, dass er den ganzen Nachmittag im Schatten gelegen hatte. Vielleicht auch mit der Beschaffenheit des felsigen Bodens. Ich hatte Geschichten über gewisse Heilige gehört, die auch nach dem Tod frisch geblieben waren. Und Geschichten über Vampire.
    Aber es war nichts Übernatürliches an der Wunde auf Elliots Rücken: Ein hässliches, matschiges Loch.
    Cat schob die Spitze des Pflocks hinein.
    Sie drückte sie ein wenig tiefer.
    Sie stieß sie noch ein paar Zentimeter mehr hinein.
    Dann griff sie mit beiden Händen nach dem Pflock, lehnte sich nach vorn und drückte ihn nach unten, so fest und tief sie nur konnte. Ein schmatzendes Geräusch ertönte.
    Wir brauchten den Hammer nicht.

Kapitel 59
    Cat schien aus einem bösen Traum zu erwachen. Sie drehte sich auf den Knien zu mir um. Ich hob meine Arme, um das Feuerzeug aus dem Weg zu haben. Sie fuhr mit den Händen unter mein offenes Hemd, legte sie mir auf den Rücken und umarmte mich.
    Sie war nackt, heiß und nass bis zur Hüfte. Ich konnte spüren, wie sie zitterte.
    Ich ließ mein Licht ausgehen und flüsterte: »Jetzt ist alles in Ordnung. Es ist okay. Alles ist gut.«
    Aber das war es nicht.
    Der Angriff kam etwa fünf Minuten später.

Kapitel 60
    Wir wollten Elliot aus einem einzigen Grund vergraben: Wir dachten, er könnte ein echter Vampir sein. Wir hatten Angst, dass der Pflock von allein wieder herauskam. Vor der Auferstehung.
    Sonst hätten wir ihn einfach liegen lassen und zugesehen, dass wir von dort verschwanden.
    Aber wir blieben, um ihn zu begraben.
    Das letzte Tageslicht war verblasst, also nahm Cat das Feuerzeugbenzin und ein paar Kleidungsstücke aus ihrer Tasche. Ich hob die Hacke
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