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Vampirherz

Vampirherz

Titel: Vampirherz
Autoren: Karin Kaiser
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auftauchte.
    „Dana, können wir woanders hingehen, damit wir uns in Ruhe unterhalten können?“ bat er sie, nachdem sie bereits das dritte Mal versucht hatten, eine Unterhaltung zu beginnen, ihre Worte aber in dem Disco-Lärm untergegangen waren.
    Dana nickte.
    „Wir könnten zu mir nach Hause gehen.“
    „Einverstanden.“
    Sie erhoben sich von den Barhockern.
    „Wir gehen jetzt, Vivi.“
    Vivi warf ihr einen erstaunten Blick zu.
    „Mann, du gehst aber ran. Willst du dir nicht noch ein wenig Zeit lassen?“
    Dana wurde rot, versuchte aber, cool zu bleiben.
    „Ich habe nicht vor, mich aufs Kreuz legen zu lassen. Aber du solltest eher aufpassen, so wie du mit deinem netten Bassisten geflirtet hast.“
    Jetzt war die Reihe an Vivi, rot zu werden. Sie warf ihr langes, blondes Haar zurück und streckte Dana die Zunge heraus.
    Als Dana und Francis aus dem Lokal traten, kam ihnen ein Schwall eiskalte Novemberluft entgegen. Die Regenwolken hatten sich fast alle verzogen, nur noch einzelne Wolkenfetzen glitten über den mondhellen Nachthimmel und gaben ein paar Sterne frei. Auf der anderen Straßenseite stand das Taxi. Es war immer noch der alte cremefarbene Mercedes. Dana nahm auf dem mit Lammfell-Imitat überzogenen Beifahrersitz Platz und das Taxi setzte sich in Bewegung.
    „Du weißt ja, wie man zu unserer Wohnung kommt.“
    Francis lächelte.
    „Ich denke, ich werde mich nicht verfahren.“
    Er schaltete von Radio auf CD um, und sofort erklang aus dem Lautsprecher der satte rockige Sound von „Muse“, Danas derzeitiger Lieblingsband. Sie sprachen nicht während der Fahrt, aber Dana ertappte sich immer wieder dabei, wie sie Francis von der Seite ansah.
    „Stimmt etwas nicht mit mir?“ fragte er amüsiert. Sofort fingen Danas Wangen an zu brennen.
    „N-nein, es ist alles in Ordnung. Ich habe mich nur gefragt, wie du es geschafft hast, immer noch so auszusehen wie vor zehn Jahren.“
    Er warf ihr einen schrägen Blick zu.
    „Du weißt doch, dass Vampire nicht altern.“
    „Aber wieso ist dann mein Vater gealtert?“
    „Er hat seinen Tagesrhythmus umgestellt. Wenn ein Vampir dem Tageslicht in der Menschenwelt ausgesetzt ist, altert er auch. Solange, bis er seinen Tagesrhythmus wieder ändert. So, wir sind da.“
    Danas Herz klopfte bis zum Hals, als sie neben Francis die Treppe zur ihrer Wohnung hinauf ging.
    „Es hat sich gar nichts verändert, seit ich das letzte Mal hier war“ sagte Francis, als sie die Wohnung betraten.
    „Wahrscheinlich nur das Kinderzimmer.“
    Dana lächelte.
    „Ja, die Pferdeposter gibt es dort nicht mehr. Komm ins Wohnzimmer.“
    „Schläft Helena schon? Oder ist sie unterwegs?“ fragte Francis, nach dem sie auf dem Zweisitzer Platz genommen hatten.
    „Nein, Francis“ erwiderte Dana müde. „Sie ist im Krankenhaus.“
    Erstaunt sah Francis sie an.
    „Was hat sie?“
    Dana musste tief Luft holen, bis sie antworten konnte.
    „Sie – sie hat Leukämie“ sagte sie leise.
    Tränen brannten in ihren Augen, und als sie aufsah und den entsetzten Blick in seinen Augen wahrnahm, öffneten sich alle Schleusen. Sie sank in sich zusammen und ließ den Tränen freien Lauf. Auf einmal spürte sie seine Hand leicht über ihren Rücken streichen. Sie ließ es zu, dass er sie an sich zog. Wieder umhüllte sie sein Lilienduft, und er war so tröstlich, dass sie sich langsam beruhigte.
    „Du musst ganz alleine hier fertig werden?“ fragte er rau.
    Dana schüttelte den Kopf.
    „Vivi und ihre Eltern helfen mir, wo sie können. Sie haben mir versprochen, mich zu sich zu nehmen, wenn – wenn sie stirbt.“
    „Ist es so schlimm?“
    Dana sah auf und wischte fahrig die Tränen aus ihren Augen.
    „Ja, das ist es. Gerade jetzt fehlt Papa mir ganz besonders. Er könnte ihr helfen. Mama sagte mir, Vampirblut sei heilend.“
    Auf einmal kam ihr ein verrückter Gedanke.
    „Aber du bist doch ein Vampir.“
    Er lächelte. „Immer noch.“
    „Könntest du ihr dann nicht helfen?“
    Ein Seufzen war die Antwort.
    „Glaub mir, ich würde ihr mit Freuden mein Blut spenden, aber sie braucht Daniels Blut. Nicht umsonst heißt es, dass das Blut der Lebenssaft ist, und nicht umsonst ist die Farbe der Liebe rot wie Blut. Im Blut steckt auch ein gewisser Teil der Seele und damit auch der Liebe, die man für einen Menschen empfindet. Mit seinem Blut wird auch seine Liebe zu ihr übergehen. Und dann wirkt es für sie heilend.“
    Auf einmal kam Dana sich reichlich unverschämt vor, dass sie von Francis
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