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Vampirherz

Vampirherz

Titel: Vampirherz
Autoren: Karin Kaiser
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mitteilte.
    „Was ist mit dir los, Dana? Du hast ja gar keinen Appetit. Du wirst doch nicht krank werden?“ schreckte die besorgte Stimme ihres Vaters sie auf.
    Das Brötchen lag noch immer unangetastet auf ihrem Teller. Sie holte tief Luft.
    „Nein, ich bin nicht krank. Ich habe gerade einen Schwangerschaftstest gemacht.“
    Überrascht runzelte Daniel die Stirn.
    „Und?“
    „Er ist positiv“ antwortete sie leise. Und schon brannten die Tränen in ihren Augen.
    „Das ist doch kein Grund zu weinen, Dana“ sagte er, stand auf und setzte sich zu ihr.
    „Aber ich muss mein Abi machen, und studieren wollte ich auch.“
    „Wenn du deine Prüfungen hast, bist du wahrscheinlich erst im vierten Monat. Da wird niemand sehen, dass du schwanger bist. Und studieren kannst du immer noch, wenn du das Kleine nicht mehr stillst.“
    „Du bist nicht sauer?“ Daniel lachte und strich ihr sanft die Tränen aus den Augen, wie damals, als sie noch ein ganz kleines Mädchen war.
    „Wieso sollte ich? Ich kann doch eh nichts dagegen tun. Und du bist ohnehin durcheinander genug. Du willst es doch behalten?“
    „Natürlich. Aber ein bisschen Angst habe ich schon.“
    „Das ist normal. Aber du wirst das schon schaffen.“
    Zweifelnd blickte Dana ihn an. „Glaubst du wirklich?“
    „Klar. Und Mama und ich sind ja schließlich auch noch da.“
    „Na, dann kann ja nichts mehr schief gehen. Oh, ich hoffe nur, dass Francis endlich wieder auftaucht.“
    Daniel seufzte. „Das hoffe ich auch. Er würde sich bestimmt sehr freuen. Er liebt Kinder über alles.“
    „Ich werde aber erst einmal zum Frauenarzt gehen. Könnte ja sein, dass gerade dieses Stäbchen defekt war.“
    „Warum willst du zum Frauenarzt?“
    Dana und Daniel drehten sich um. In der Tür stand Helena, noch im Morgenmantel. Verschlafen rieb sie sich die Augen, gähnte herzhaft und strich sich die roten Locken hinter die Ohren.
    „Deine Tochter macht uns zu Großeltern, Helena“ sagte Daniel. Wie konnte er nur so ruhig bleiben? Helenas grüne Augen wurden groß und rund vor Staunen.
    „Wie bitte?“
    Dana seufzte schwer. „Mein Schwangerschaftstest war positiv.“
    „Jetzt muss ich mich setzen. Deshalb war es dir also so oft übel.“
    Nachdenklich betrachtete Dana das Ultraschallbild, dass die Frauenärztin ihr in die Hand gedrückt hatte, als sie vor der Tür der Praxis stand. Das Baby sah noch aus wie ein kleines Würmchen, und ein Geschlecht war noch nicht erkennbar, aber sie liebte dieses kleine Wesen schon jetzt wie verrückt.
    „Jetzt fehlt nur noch Francis, dann bin ich endgültig glücklich“ dachte sie seufzend, steckte das Bild in ihre Tasche und setzte sich in Bewegung.
    Als Dana in ihre Straße einbog, stutzte sie. Am Straßenrand vor ihrem Haus stand ein Taxi, ein Mercedes-Modell, ungefähr aus den sechziger Jahren. Danas Herz begann, wie wild zu klopfen. Dieses Auto sah genauso aus wie Francis Taxi. Ihre Schritte wurden schneller, und die letzten Meter zum Taxi rannte sie schon. Sie warf einen Blick in das Innere des Autos, aber nichts darin verriet, ob es wirklich Francis gehörte. Sie schloss die Haustür auf und ging mit zitternden Knien die Treppe zur ihrer Wohnung hinauf. Schon auf dem zweiten Treppenabsatz hörte sie die Klaviermusik. Wer spielte hier Klavier? Danas Eltern waren heute Morgen übers Wochenende weggefahren. Sie konnten es nicht sein. Ihre Beine bewegten sich immer schneller, bis sie völlig außer Atem vor ihrer Wohnungstür zum Stehen kam. Jetzt konnte sie eine Melodie hören, ein Lied, das sie unter Tausenden erkannt hätte. Mit zitternden Fingern schloss sie die Tür auf. Dort im Wohnzimmer saß ein Mann am Klavier, sein schwarzes Haar fiel ihm über die Schultern.
    „Francis!“ rief Dana aus.
    Er drehte sich um und stand langsam auf. Erstaunt stellte Dana fest, dass sein Gesicht eine gesunde, natürliche Farbe angenommen hatte, die ihm ausnehmend gut stand. Seine Augen leuchteten so blau, dass Danas Herz laut gegen ihre Brust schlug.
    „Willst du ewig hier stehenbleiben?“ fragte er amüsiert. Dana ließ ihre Schultasche fallen und flog in seine Arme. Er zog sie an sich, so eng, dass ihr die Luft wegblieb. Aber das war ihr egal. „Oh Francis, ich habe geglaubt, ich sehe dich nie mehr wieder“ sagte Dana leise und schluckte die Tränen herunter. Geweint hatte sie doch wirklich genug die letzten Monate.
    „Du weißt doch, Totgesagte leben länger“ sagte er sanft, aber in seiner Stimme lag ein ungewohntes
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