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Vampire und andere Kleinigkeiten

Vampire und andere Kleinigkeiten

Titel: Vampire und andere Kleinigkeiten
Autoren: Charlaine Harris
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Tod eintrat.«
    Ich erschauerte.
    »Sein Volk lebte natürlich in Angst und Schrecken vor ihm. Doch die dort ansässigen Vampire bewunderten Vlad so sehr, dass sie ihn kurz vor seinem Tod herüberholten - womit sie eine neue Ära in der Vampirgeschichte einläuteten. Mönche hatten ihn auf der Klosterinsel Snagov beerdigt, er aber entfloh seinem Grab in der dritten Nacht und wurde zum ersten modernen Vampir. Bis dahin waren Vampire ... ach, abstoßend. Sie lebten völlig im Verborgenen, zerlumpt, verdreckt und in Erdlöchern auf Friedhöfen, wie Tiere. Doch Vlad III. Draculea war ein Herrscher gewesen und dachte gar nicht daran, sich in Lumpen zu kleiden oder in irgendeinem Erdloch zu hausen.«
    Pam klang ziemlich stolz. Ich versuchte, mir Eric in Lumpen und in einem Erdloch hausend vorzustellen - es gelang mir nicht.
    »Dann sind die Volkslegenden also wahr und Bram Stoker hat sich das alles gar nicht ausgedacht?«
    »Nur zum Teil. Anscheinend wusste Stoker nicht allzu viel über die Fähigkeiten Draculas, wie er ihn nannte. Aber er war von der Begegnung mit dem Fürsten so begeistert, dass er sich jede Menge Details ausdachte, die dem Roman den nötigen Pfiff verleihen würden, wie er glaubte. Eigentlich war es das Gleiche wie bei Anne Rice und Louis: so eine Art frühes >Interview mit einem Vampir<. Dracula war hinterher nicht sonderlich glücklich, dass Bram Stoker ihn in einem schwachen Moment erwischt hatte. Doch dass sein Name so berühmt wurde, gefiel ihm.«
    »Aber er wird nicht wirklich zu dieser Party kommen, oder? Schließlich feiern überall auf der Welt Vampire seinen Geburtstag.«
    Sehr verhalten erwiderte Pam: »Manche glauben, dass er jedes Jahr irgendwo auftaucht, als Überraschungsgast. Aber die Wahrscheinlichkeit ist gering: Dracula auf unserer Party, das wäre wie ein Lottogewinn. Obwohl manche glauben, dass es durchaus dazu kommen könnte.«
    Im Hintergrund hörte ich Eric fragen: »Pam, mit wem telefonierst du da?«
    »Okay«, sagte Pam und klang dabei sehr amerikanisch trotz ihres leichten britischen Akzents. »Ich muss dann, Sookie. Wir sehen uns.«
    Als ich das Bürotelefon auflegte, sagte Sam: »Sookie, pass bitte auf dich auf, wenn du auf diese Party gehst. Manchmal lassen Vampire sich von all der Aufregung an Draculas Geburtstag ziemlich hinreißen.«
    »Danke, Sam«, erwiderte ich. »Natürlich passe ich auf.« Ganz egal, wie viele Freunde man unter den Vampiren besaß, man konnte nie vorsichtig genug sein. Vor einigen Jahren hatten die Japaner das synthetische Blut erfunden und damit die Ernährung der Vampire sichergestellt, sodass sie aus der Schattenwelt treten und ihren Platz am Tische Amerikas einnehmen konnten. Auch in England führten die Untoten ein recht angenehmes Dasein, so wie es den Vampiren nach der Großen Enthüllung (als sie die Welt durch sorgfältig ausgesuchte Repräsentanten über ihre Existenz informierten) fast überall in Westeuropa sehr gut ergangen war. In Südamerika dagegen bedauerten viele Vampire diesen Schritt, und die Blutsauger in den islamischen Staaten - tja, dort waren überhaupt nur noch wenige übrig. Die Vampire in den ungastlichen Gegenden dieser Welt bemühten sich, in Länder auszuwandern, die sie duldeten - mit dem Ergebnis, dass unser Kongress bereits über verschiedene Gesetzesentwürfe beriet, um den Anspruch der Untoten auf politisches Asyl einzuschränken. Folglich erlebten wir zurzeit einen Zustrom von Vampiren aus aller Herren Länder, die noch kurz vor Toresschluss nach Amerika einwandern wollten. Die meisten kamen über Louisiana, da man hier den Kaltblütern, wie die Zeitschrift >Vampir FanZine< sie nannte, besonders freundlich begegnete.
    Tja, auf jeden Fall machte es mehr Spaß, über Vampire nachzudenken, als mir die Gedanken meiner lieben Mitbürger anzuhören. Natürlich erledigte ich meinen Job, während ich von Tisch zu Tisch eilte, mit einem Lächeln im Gesicht - gegen ein gutes Trinkgeld hatte ich nichts. Doch so richtig mit dem Herzen war ich an diesem Abend nicht bei der Sache. Es war ein warmer Tag gewesen für Januar, weit über zehn Grad, und die Leute dachten bereits an den Frühling.

    Ich versuchte, die Gedanken der Gäste zu ignorieren, aber leider bin ich wie ein Radio, das viele Signale auffängt. An manchen Tagen kann ich mich sehr viel besser dagegen abschotten als an anderen. Heute schnappte ich dauernd irgendwelche Fetzen auf.
    Hoyt Fortenberry, der beste Freund meines Bruders, dachte über die Bitte seiner
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