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Vampire und andere Kleinigkeiten

Vampire und andere Kleinigkeiten

Titel: Vampire und andere Kleinigkeiten
Autoren: Charlaine Harris
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an einen meiner Tische setzte, ging ich also nicht gerade bester Laune zu ihr hinüber.
    »Keine Vampire da?«, fragte sie geradeheraus. »Nicht mal Bill?«
    Vampire mögen Elfen auf dieselbe Weise wie Hunde Knochen: großartiges Spielzeug, gefundenes Fressen. »Heute Abend nicht«, erwiderte ich. »Bill ist unten in New Orleans. Ich kümmere mich um seine Post.« Schön blöd, ich weiß.
    Claudine entspannte sich. »Liebste Sookie«, sagte sie.
    »Was willst du haben?«
    »Oh, eins dieser ekligen Biere, glaube ich«, sagte sie und zog eine Grimasse. Claudine trank nicht sonderlich gern, obwohl sie gern in Bars ging. Wie die meisten Elfen liebte sie Aufmerksamkeit und Bewunderung. Mein Boss Sam hatte mir erzählt, das sei typisch für Elfen.
    Ich brachte ihr das Bier. »Hast du eine Minute Zeit?«, fragte sie. Ich runzelte die Stirn. Claudine wirkte nicht so fröhlich wie sonst.
    »Mach's kurz.« Die Männer am Tisch neben der Tür johlten und riefen schon nach mir.
    »Ich habe einen Job für dich.«
    Hm, das würde heißen, dass ich mit Claudine zu tun hätte, die ich zwar mochte, der ich aber nicht ver-traute. Trotzdem war ich interessiert. Geld konnte ich schließlich immer gebrauchen. »Was soll ich denn für dich tun?«

    »Ich möchte, dass du dir die Gedanken einiger Menschen anhörst.«
    »Wollen diese Menschen das?«
    Claudine sah mich mit unschuldigem Augenaufschlag an. »Wie meinst du das, Schätzchen?«
    Wie ich dieses Theater hasste. »Wollen sie, dass ich ihnen, äh, zuhöre?«
    »Es sind Gäste meines Bruders Claude.«
    Ich hatte nicht mal gewusst, dass Claudine einen Bruder hatte. Ehrlich gesagt, wusste ich sowieso nicht allzu viel über Elfen; Claudine war die einzige, der ich je begegnet war. Wenn sie eine typische Elfe sein sollte, war ich mir nicht sicher, wie das Elfenvolk die Ausrottung überlebt hatte. Und dass der Norden Louisianas ausgerechnet Geschöpfen des magischen Elfenglaubens gegenüber besonders gastfreundlich war, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Dieser Teil des Bundesstaates ist sehr ländlich und sehr bibeltreu. Meine kleine Heimatstadt Bon Temps, die kaum groß genug ist für einen eigenen Wal-Mart, hat ja sogar erst zwei Jahre, nachdem die Vampire ihre Existenz verkündet hatten und ihre Absicht, nun friedlich unter uns leben zu wollen, einen zu Gesicht bekommen. Aber vielleicht war diese Verzögerung gar nicht so schlecht gewesen, so hatten sich die Leute hier immerhin schon mal an den Gedanken gewöhnt, als Bill auftauchte.
    Doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass diese politisch korrekte Toleranz den Vampiren gegenüber ziemlich schnell verpuffen würde, wenn meine lieben Mitbürger wüssten, dass es auch noch Wergeschöpfe, Gestaltwandler und Elfen gab. Und wer weiß, was sonst noch alles.
    »Okay, Claudine. Wann?«
    Die Rowdys am Tisch neben der Tür johlten und schrien immer lauter. »Hey, verrückte Sookie! Hey, verrückte Sookie!« So was taten die Leute nur, wenn sie zu viel getrunken hatten. Ich war dran gewöhnt, aber es tat trotzdem weh.
    »Wann hast du heute Feierabend?«
    Wir machten aus, dass Claudine mich, eine Viertelstunde nachdem ich mit der Arbeit fertig war, bei mir zu Hause abholen würde. Sie ging, ohne ihr Bier auszutrinken. Und ohne Trinkgeld zu geben, klar.
    Mein Boss, Sam Merlotte, wies mit einem Kopfnicken auf die Tür, durch die sie gerade verschwunden war. »Was wollte die Elfe von dir?« Sam ist selbst ein Gestaltwandler.
    »Ich soll einen Job für sie erledigen.«
    »Einen Job? Wo denn?«
    »Vermutlich dort, wo sie wohnt. Sie hat einen Bruder, wusstest du das?«
    »Soll ich dich begleiten?« Sam ist ein guter Freund, die Sorte guter Freund allerdings, über die man manchmal auch so seine Fantasien hat.
    Die aber nicht jugendfrei sind.
    »Danke, aber mit Claudine komme ich schon klar.«
    »Und der Bruder? Den kennst du doch gar nicht.«
    »Mir wird schon nichts passieren.«
    Ich bin daran gewöhnt, die Nacht zum Tag zu machen, nicht nur weil ich Kellnerin bin, sondern auch weil ich lange mit Bill zusammen war. Als Claudine mich von meinem alten Haus im Wald abholte, hatte ich Zeit gehabt, mein Merlotte's-Outfit gegen eine schwarze Jeans und ein graugrünes Twinset (aus dem Ausverkauf bei JCPenney) zu tauschen, denn die Nacht war kühl. Mein Haar hatte ich aus dem Pferdeschwanz gelöst.
    »Du solltest Blau statt Grün tragen«, meinte Claudine, »das passt besser zu deinen Augen.«
    »Na, vielen Dank auch für den
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