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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser
Autoren: Savannah Russe
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an Flucht denken, rate ich Ihnen davon ab. Hören Sie mich an. Wir wissen, wer Sie sind – was Sie sind. Wir sind keine Vampirjäger. Wir haben Sie nicht gefasst, um Sie zu töten. Wir brauchen Sie und glauben, dass Sie uns gleichermaßen brauchen. Wir möchten Ihnen ein neues Leben anbieten. Ein besseres Leben, wie wir meinen. Eines, das Sinn hat, eines mit Bedeutung.«
    Ich begriff nicht das Geringste. Ich hatte seit jeher befürchtet, dass man mich eines Tages fassen würde. Dass es zu einer Situation wie dieser kommen würde. Dass mich rohe Hände packten und mir ein Holzpflock unerträgliche Qualen bescherte, meinen Körper durchdrang, meine Rippen zerbrach und mein Herz durchbohrte. Und danach Dunkelheit, Staub, Vergessenheit. Aber das hier konnte ich mir nicht zusammenreimen. Wer waren diese Männer?
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Was wollen Sie von mir?« Wieder fing ich an zu zittern und musste den Drang, mich zu verwandeln, bezwingen. Die Panik rückte näher. Nicht mehr lang, und ich würde mich nicht mehr zurückhalten können. Ich würde jenes andere Ding werden, das mit den Reißzähnen, Klauen und dem Tierinstinkt. Die feiste Hand auf meiner Schulter wurde schwerer und verstärkte ihren Griff.
    »Miss Urban.« Der Mann mir gegenüber hatte einen schärferen Ton angeschlagen. »Gestatten Sie mir, so deutlich wie möglich zu werden. Ich arbeite für einen Nachrichtendienst der Regierung der Vereinigten Staaten. Ich bin das, was man einen Werbeoffizier nennt. Sie sind ein Vampir, und die Menschen fürchten sich vor Ihnen. Einige machen sich auf die Jagd nach Ihnen. Doch abgesehen davon sind Sie eine schöne Frau, die außergewöhnliche Begabungen besitzt. Dieses Land – diese Nation – befindet sich im Krieg. Unsere Werte, nein, unsere Existenz wird durch kleine Gruppen von Terroristen bedroht, sowohl von innen als auch von außen. Diese Gruppen bezeichnen unser Land als den Großen Satan. Es sind Fanatiker, die, um ihr Ziel zu erreichen, unschuldige Menschen töten. Sie haben am 11. September zugeschlagen. Sie werden es wieder tun – und sollte ihr nächster Versuch erfolgreich sein, wird er um einiges schlimmer ausfallen als das, was am 11. September geschah. Unsere Aufgabe ist es, einen solchen Versuch zu verhindern. Um diesen Leuten Einhalt zu gebieten, brauchen wir Ihre Hilfe.
    Wir glauben, dass Sie dreizehn Sprachen sprechen und in mindestens ebenso vielen Ländern gelebt haben. Ihr IQ ist so hoch, dass Sie zu dem obersten einen Prozent auf diesem Planeten zählen. Sie sind mutig und gerissen. Seit nahezu fünfhundert Jahren haben Sie es geschafft, unentdeckt und frei zu bleiben. Das ist bewundernswert, Miss Urban. Noch wichtiger ist jedoch, dass Ihre Familie – genau genommen Ihre Mutter – seit langem auf internationaler Ebene in diplomatischen Kreisen verkehrt …«
    »Halten Sie meine Mutter da raus«, unterbrach ich ihn, und meine Furcht wich der Empörung. »Ihre Aktivitäten liegen schon Jahrhunderte zurück.«
    Der Mann machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wie Sie wollen. Mein Punkt ist, dass Sie sich mit Intrigen auskennen, die Sie gewissermaßen mit der Muttermilch aufgenommen haben. Verrat und Lügen sind Ihnen zeit Ihres Lebens vertraut gewesen. Sie haben betrogen und sind betrogen worden. Das Ausmaß menschlicher Verderbtheit und des Bösen hat Einfluss auf Ihre Seele und Ihren Geist genommen, und doch haben Sie überlebt, mehr noch: Es ist Ihnen blendend ergangen. Sie besitzen übermenschliche Wahrnehmungsfähigkeiten. Darüber hinaus können Sie fliegen. Und deshalb möchten wir, dass Sie als Spionin tätig werden. Für uns. Für die Gerechtigkeit. Für das Gute.«
    »Spionin?«, fragte ich verblüfft. »Spionin für die Vereinigten Staaten? Machen Sie Witze?«
    »Mir ist nie etwas ernster gewesen, Miss Urban. Wir haben Sie gefasst. Wenn es sein muss, können und werden wir Sie hier auf der Stelle vernichten. Sie haben die Wahl: Entweder Sie nehmen unser Angebot an, oder Sie schlagen es aus. Letzteres bedeutet das Ende Ihres Lebens. Ihren Tod.«
    »Mit anderen Worten«, setzte ich an und spürte, dass mir kalt wurde. Sie hatten mich besiegt. Ebenso wie Eis zum Ende des Winters wurde ich brüchig, matt und schwach. »Entweder ich arbeite für Sie, oder ich sterbe.«
    »So ungefähr«, erwiderte der Mann und beugte sich zu mir vor. »Falls Sie sich für uns entscheiden, müssen Sie jedoch für uns arbeiten
wollen.
Müssen an das, was Sie tun, glauben. Es reicht
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