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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser
Autoren: Savannah Russe
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zu bleiben, die Sie sind. Sie können zu einer Heldin werden, weit heldenhafter als Ihr Byron es jemals geworden wäre – hätte er länger gelebt.«
    »Woher wissen Sie davon? Wie haben Sie all das über mich herausgefunden? Sie kennen meine Vergangenheit. Wie es scheint, kennen Sie sogar meine Gedanken«, flüsterte ich und fühlte mich beklommen. Mein Herz hämmerte, ich bekam kaum noch Luft. Es glich dem Gefühl, das mich in der letzten Sekunde vor meiner Verwandlung befällt: ein furchtsames Zaudern, ein Innehalten zwischen zwei Daseinsformen, prickelnde Erwartung und dann die Erlösung.
    »Wir wissen alles über Sie, Miss Urban«, erklärte mein Gegenüber selbstzufrieden. »Die Wahrheiten der Vergangenheit mögen es vielleicht nicht in die Geschichtsbücher schaffen, doch irgendwo werden sie stets bis in kleinste Detail vermerkt. Und was unser Wissen über Sie und Ihr Leben betrifft … wo bleibt Ihr logisches Denkvermögen, die Kraft zur simplen Deduktion? Glauben Sie denn nicht, Byrons Anhänger hätten untereinander geredet? Sie wussten, was Sie waren. Sie haben Sie verfolgt, sogar versucht, Sie zu töten, oder etwa nicht? Sie sind ihnen um Haaresbreite entwischt. Und sollte man da nicht annehmen, dass einer aus diesem Kreis, den sein Gewissen quälte, in einem Beichtstuhl auf die Knie fiel und sich zitternd vor Angst einem Priester anvertraute? Und was hat nachher wohl jener Priester gemacht? Vielleicht seinem Bischof geschrieben? Und der Bischof tat daraufhin was? Muss ich noch deutlicher werden?
    Mit anderen Worten, sämtliche Information über Sie – und zahlreiche andere Ihrer Art – wurden und werden stets von jemandem registriert und niedergeschrieben. Vielleicht werden sie in einem Ordner abgelegt. Vielleicht wird der Ordner in den Katakomben von Rom versteckt, vielleicht in einer geheimen Kammer des Vatikans, doch Menschen, die die Macht zum Zugriff haben, werden an diese Informationen gelangen. Und wir kennen Wege, derartige Unterlagen aufzuspüren. Wir sind äußerst geschickt. Somit wissen wir auch, wer und was Sie in Wahrheit sind. Und doch haben wir Sie erwählt.«
    Ich war entsetzt. Wie blind ich gewesen war! Ich hätte wissen müssen, wie sichtbar die Spur war, die ich hinterlassen hatte.
    »Und noch etwas, Miss Urban«, fuhr der Mann mit schneidender Stimme fort.
    »Was denn noch?«, fragte ich, noch immer schwindelig von seinen Enthüllungen. Die dunklen Wände schienen näher zu rücken, und Panikfetzen huschten wie Schatten durch mein Bewusstsein. Ich fürchtete mich wahrhaftig, und das war in meinem Leben bisher nur selten vorgekommen.
    »Denken Sie nicht im Traum daran, auf unser Angebot nur zum Schein einzugehen und Ihr Heil anschließend in der Flucht zu suchen.« Seine Worte klangen wie ein Zündholz, das auf einem Stein angestrichen wird, jedes ein Ratschen, bei dem man schon die Funken spürt. »Wir haben Sie rund um die Uhr im Auge gehabt. Und mit der gleichen Wachsamkeit werden wir auch weiterhin jeden Ihrer Schritte registrieren – und Sie vernichten, falls sie türmen. Wir beobachten Sie seit langem. Und deshalb hören Sie mir sorgfältig zu und merken sich das, was ich sage:
Es gibt keinen Ort, kein Versteck, wo wir Sie nicht finden werden.
Haben Sie mich verstanden?«
    »Ich – ich muss nachdenken«, stammelte ich. »Ich brauche Zeit. Sie verlangen mehr, als jemals von mir verlangt wurde.«
    »Zeit zum Nachdenken ist leider das Einzige, was ich Ihnen nicht bieten kann, Miss Urban. Sie stehen gewissermaßen auf einer Klippe, hinter Ihnen ein wildes Tier. Sie müssen Vertrauen fassen und springen, am besten augenblicklich.«
    Ich begriff, dass ich von der Klippe springen musste, im freien Fall ins Unbekannte. Am 11. September war ich in New York gewesen. Nach der Zerstörung des World Trade Center hatte ich mich hilflos gefühlt und gelitten. Nun bot man mir die Möglichkeit einzugreifen, etwas zu tun, das ich damals nicht vermocht hatte. Ich könnte einen neuen Angriff abwehren und eine großartige, positive Rolle spielen. Eine Tür tat sich auf, und vor mir lag ein neuer Weg.
    »Gut«, sagte ich. »Abgemacht. Ich werde Spionin.« Und so betrat ich den Weg zu einem neuen Leben.

[home]
    Kapitel 2
    Der Sprung in den Abgrund …
    M an trug mir auf, mich am nächsten Abend um sechs Uhr in der Fifth Avenue Nummer 175 einzufinden, einer Adresse, die auch als Manhattans Flatiron-Gebäude bekannt ist. Dort sollte ich mich ins Büro der ABC Media, Inc. begeben, meinen
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