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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser
Autoren: Savannah Russe
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nicht aus, dass Sie sich gegen den Tod entscheiden. Sie müssen sich uns verschreiben. Wir erwarten Ihr totales Engagement.«
    Ich lachte auf. Es war kein schöner Laut. »Engagement? Für Sie? Und das, obwohl Sie mich zwingen? Sie sagen, entweder ich arbeite für Sie, oder Sie bringen mich um. Und dann behaupten Sie, das sei für mich ein Glücksfall, eine neue Karriere, die Möglichkeit für Wahrheit, Gerechtigkeit und die amerikanischen Werte zu kämpfen?« Ich lachte erneut. Dieses Mal klang es eher wie ein Schluchzen, meine Stimme wie berstendes Glas. »Ich soll glauben, aus mir würde eine amerikanische Superheldin statt des Bösewichts, der ich bisher war? Das kann nicht Ihr Ernst sein. Soll ich inwendig einen Schalter umlegen und von jetzt auf gleich jemand anderes werden?«
    Mein Gegenüber schien zu wachsen, beseelt von einem inneren Feuer, glühend beinah. Als er sprach, bannte mich die reine Kraft seiner Worte, die Worte des wahren Gläubigen. »Miss Urban. Sind Sie glücklich? Sind Sie es jemals gewesen? Sind Sie erfüllt? Hat Ihr Leben eine Bedeutung? Ich gebe Ihnen die Antwort und sie lautet nein. Ein Nein auf jede meiner Fragen. Und warum? Weil Ihr Leben leichtfertig war. Vergeudet.
Seit nahezu fünfhundert Jahren
haben Sie nie etwas bewirkt. Sie leben für die nächste Maniküre, für Einkaufsbummel, für romantische Liebesträume oder das kurze Vergnügen einer befriedigenden sexuellen Begegnung. Und sollte das nicht greifbar sein, geben Sie sich mit dem neuesten Kinofilm zufrieden oder sehen sich eine Folge der
Sopranos
im Fernsehen an. Sie haben so viel zu geben! Und geben nichts. Keine Ihrer Handlung wirkt sich auf irgendetwas aus in dieser Welt, hat es nie getan. Sie haben nicht nur ein Leben verschwendet, sondern zehn.«
    Ich rang nach Atem, als hätte man mir eine Ohrfeige verpasst. All das, was er gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Ich hatte es seit jeher gewusst. Es verfolgte mich des Nachts. Wenn ich an mein Leben dachte, bekam ich einen Schreck. Fühlte mich leer. Ich hatte keine Arbeit, wurde nicht geliebt. Ich glaubte an ein paar verschwommene Ideale, doch keines versetzte mich in Leidenschaft. Ich war weder stolz auf das, was ich war, noch auf das, was ich tat. Stattdessen schämte ich mich, und meine Bedürfnisse widerten mich an, ebenso wie die Taten, die ich begangen hatte. Und außer dem Entsetzen, das ich hervorgerufen, und dem Leid, das ich verursacht hatte, hatte ich tatsächlich nichts bewirkt. Mein Leben war bedeutungslos. Hatte ich daran gedacht, ihm ein Ende zu setzen? Ja. Hatte ich je daran gedacht, mich für etwas zu engagieren? Einmal, vor langer Zeit, hatte ich versucht, mich auf einen Mann einzulassen. Dabei hatte ich so grauenhaft versagt, dass ich danach den Schutzwall um mein Herz verstärkte. Und nun sollte ich mich etwas verschreiben, das weitaus größer war als ein einzelner Mensch, größer als mein kümmerliches Ich? Einer Sache? Einer Regierung? Mein lieber Mann! Ich hatte schon Schwierigkeiten, mich für eine Regierung auch nur zu interessieren, schließlich hatte ich etliche von ihnen kommen und gehen gesehen.
    »Miss Urban«, ergriff der Mann erneut das Wort. »Ich glaube, Sie können weitaus mehr sein, als Sie sind. Ebenso wie etliche meiner Kollegen glaube ich, dass Sie das Zeug zur Größe haben. Nicht dass alle von uns dieser Meinung wären. Es gibt welche, die Sie als Risiko betrachten. Die Sie für gewissenlos halten. Und für gefährlich. Ich bin da anderer Ansicht. Ich glaube, falls man Ihnen die Gelegenheit bietet, wachsen Sie über sich hinaus. Sie können nicht nur Ihre Seele retten, sondern auch unsere Demokratie, können Millionen Menschen vor Unheil und Tod bewahren. Ich verlange nicht, dass Sie sich für eine Regierung engagieren. Streichen Sie diesen Gedanken. Ich bitte Sie, sich dem Guten zu verschreiben, den Idealen, auf denen dieses Land errichtet wurde. Den Werten, die wir für selbstverständlich halten. Das Recht auf Freiheit. Auf Brüderlichkeit. Das Recht zu leben. Wir bieten Ihnen die Möglichkeit, das Finstere hinter sich zu lassen, die dunklen Begierden, den Blutdurst, der Sie peinigt. Wir wissen, dass Sie dagegen ankämpfen und seit Jahrzehnten nicht mehr getötet haben. Deshalb sitzen Sie hier, statt mit einem Pflock im Herzen als lebloser Müllhaufen auf dem Boden zu liegen. Wir wissen, dass in Ihrem Inneren etwas Reines und Gutes existiert. Sie können zu einem makellosen Brillanten werden, statt die nutzlose Schattengestalt
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