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Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Titel: Vampire Earth 3 - Donnerschläge
Autoren: E. E. Knight
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Bein auf. Kein Humpeln, aber vielleicht die Nachwirkung einer alten Verletzung. Glattrasiert und mit markantem Kinn war er offenbar recht attraktiv, wie Clive aus den Blicken schloss, die sich die beiden Huren am Ende der Bar zuwarfen. Sein glänzendes schwarzes Haar hing in feuchten Strähnen herab, eine zähe Mähne, die ihm bis über den Kragen reichte. Vom rechten Augenwinkel führte eine dünne Narbe über die Wange bis hinab zum Kinn wie die Spur einer milchigen Träne.
    Als der Mann sich bewegte, erkannte Clive sofort, dass er eine Pistole an der Hüfte trug. Dann drehte sich der Neuankömmling um, und der Wirt erspähte das Heft einer Klinge. Clive blieb eine Waffe nicht verborgen, Mantel hin oder her.
    Der neue Gast sah sich um. Sein Blick huschte von dem massiven Kamin an der Westseite, der groß genug zum Grillen war, zu den Spieltischen am anderen Ende des Raums.
    Plötzlich erstarrte der Soldat für einen Moment. Clive folgte seinem Blick. Bevor er herausfinden konnte, wen er erkannt hatte, ging der vernarbte Fremde lässig auf den Tresen zu. Clive nahm an, dass er den Major erkannt hatte, denn an dem Tisch in der Ecke war es still geworden. Vermutlich irgendeine alte Streiterei um ein Mädchen oder einen geplatzten Schleichhandel. Die Leute von
der Küstenmarine waren dank ihrer Bewegungsfreiheit und dem Mangel an Aufsicht berüchtigte Schwarzhändler an der ganzen Küste zwischen Galveston und Florida Floods. Neugierig geworden, warf Clive einen Blick zum Tisch des Majors. Die Männer steckten die Köpfe zusammen. Clives Nase war nach all den Jahren, in denen sie den diversen Saloongerüchen ausgesetzt war - Tabak, Schnaps, Schweiß, Urin, Sägemehl, Erbrochenes (üblicherweise in dieser Reihenfolge) - nicht mehr so gut wie früher, aber er roch Ärger.

    »Tee und Rum, falls es hier so etwas gibt«, sagte David Valentine, von Kopf bis Fuß nass. Wasser troff hinab auf den mit Sägemehl bedeckten Boden. Sein Mantel hielt die Feuchtigkeit mehr in seinem Hemd fest, als er vor Regen schützte.
    »Beides da, Soldat.«
    »Je heißer, desto lieber«, sagte er und fuhr sich mit den Fingern durch das durchnässte Haar, um es sich aus den Augen zu streichen. Die Geste gab ihm Gelegenheit, einen Blick zum Ecktisch zu werfen. Ein stiller, mentaler Alarm hatte einen Schalter in seinem Nervensystem umgelegt, was ihn mehr aufwärmte als jedes Feuer. Details stachen hervor: die blumige Beschriftung auf den Etiketten der Flaschen an der Bar, die gekräuselten grauen Haare auf den Armen des Barkeepers, ein Schönheitsfehler am Hals einer Prostituierten, Schritte, gedämpft durch das Sägemehl auf dem Boden, der ranzige Gestank eines Spucknapfs.
    Der Offizier beugte sich über den Tisch, um mit seinen Männern zu sprechen. Valentine erbebte, während seine Gedanken sich überschlugen.
    »Frierst du, Soldat?«, fragte eine Hure und strich ihm eine feuchte Locke hinter das Ohr. Goldlamé und blondes
Haar bedeckten die wenige Haut, die sie nicht offen zur Schau stellte. »Ich wüsste da eine Möglichkeit …«
    Die Uniform hatte sie angelockt. Eine Ironie in sich, denn der dicke, qualitativ hochwertige Stoff und die schweren Messingknöpfe bereiteten ihm jedes Mal Übelkeit, wenn er sie anlegen musste. Wann immer er sich dann im Spiegel sah, blickte ihm ein Fremder aus seinen eigenen Augen entgegen.
    »Ein andermal vielleicht.« Valentine wandte sich ab. Sein Gewissen prügelte auf ihn ein, bis die Feuchtigkeit in seinen Augen nicht mehr allein auf den Regen zurückzuführen war. Idiot! Fauler, verantwortungsloser Idiot! Mehr als ein Jahr der Vorbereitung unter falschem Namen im Dienst der kurischen Herrschaft, und nun war alles vorbei. Nur weil er müde war und dem Bedürfnis nachgegeben hatte, dem Wetter zu entkommen.
    Valentine durchwühlte seine Erinnerung nach dem Namen, rief sich das Falkengesicht ins Gedächtnis, das er während seiner Ausbildung im Freien Territorium in der Hängematte im Yazoo-Delta gesehen hatte. Lewand Alistar, vor sechs Jahren ein frisch geweihter Wolf, der als vermisst galt und für tot gehalten wurde. Also hatten die Schlächter ihn doch nicht umgebracht. Vielleicht hatte man ihn gefangen genommen und umgedreht; vielleicht war er von Anfang an als Spion in das Kommando Süd eingeschleust worden und hatte eine Chance gesehen, sich davonzustehlen. Was immer dazu geführt hatte, dass er nun in der Uniform eines Karabiniers von New Orleans steckte, war bedeutungslos. Wichtig war nur, dass sie
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