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Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Titel: Vampire Earth 3 - Donnerschläge
Autoren: E. E. Knight
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»Zahlern« und »Schnorrern«. Zu wissen, wer seine Getränke bezahlen konnte und wer nicht, war Clive schon lange, bevor er in den Besitz des Etablissements gekommen war, zur zweiten Natur geworden. Die Unterteilung der Gäste in »Gentlemen« und »Randalierer« war eine weitere Spezialität. Mit zunehmendem Alter, als er die Verantwortung für das Servieren
der Getränke und das Verscheuchen von Schnorrern und Randalierern jüngeren, stärkeren Männern überlassen hatte, hatte er ein drittes Kriterium herangezogen: die Einschätzung der verbleibenden Lebensspanne seiner Gäste.
    Clive betrachtete einen Hafenarbeiter mit krummem Rücken, einem Enterhaken über der Schulter und einem Krug mit billigem Bier an den Lippen. Der Mann hatte während der vergangenen zehn Jahre an sechs Abenden in der Woche im Easy Street getrunken, geraucht und vor sich hin gekeucht. Clive hatte ihn unter der mörderischen Arbeit, dem billigen Fusel und dem schlechten Essen altern sehen. Genoss der Hafenarbeiter weiter die Gunst seines Vorarbeiters, was bedeutete, dass er von seinem Lohn ausreichend Bestechungsgeld abzweigen musste, so konnte er vielleicht noch zehn weitere Jahre herausschlagen, sofern er sich nichts zuschulden kommen ließ.
    In einer warmen Ecke trank ein junger Offizier mit dreien seiner Männer. Der Offizier war eine erfreuliche Mischung aus »Zahler« und »Gentlemen«, so erfreulich, dass Clive sich sogar die Mühe gemacht hatte, ihm einen Namen zu geben. Für Clive hieß der Offizier »der Major«, und der Major bestellte stets eine gute Flasche und beklagte sich nie über den billigen Whiskey, gegen den Clive den ursprünglichen Inhalt auszutauschen pflegte. Das machte ihn zu einem guten Zahler. Der Major und seine Männer hatten ihm nur selten Ärger bereitet, womit sie sich als Gentlemen qualifiziert hatten. Sie trugen die fleckig-grüne Uniform der Karabiniers, einer der berittenen Truppen der paramilitärischen Kosaken, die über die Einhaltung von Recht und Ordnung wachten und in den Straßen von New Orleans patrouillierten.
    Vielleicht nutzte der Major seine Position in anderen Etablissements der Stadt aus, aß und trank, ohne zu bezahlen,
und erstickte jeden Widerspruch mittels seiner Uniform. Aber nicht im Easy Street . Clive hatte Freunde ganz oben in der Nahrungskette der Stadt.
    Schon in seiner Jugend hatte Clive gelernt, dass man, wenn man sich nur mit den Kur gutstellte, der Hafenbehörde, dem Transport Office, ja, sogar der Polizei und dem Militär eine lange Nase drehen konnte. Mit Unterstützung der Kur hatte er ein Kaufangebot für das dahinsiechende Easy Street abgegeben. Ein Hauch einer Ahnung, in seiner Bar ginge etwas vor, das den Kur widerstreben könnte, und er griff zum Telefon. Clive trug das dritte Zehn-Jahres-Abzeichen an der Brust, das noch sechs Jahre gültig bliebe, und er war überzeugt, er würde noch ein weiteres erhalten. Durch das Abzeichen war er für die aurabegierigen Verhüllten der Kur tabu - zumindest größtenteils - und das trug ihm einen Seelenfrieden ein, der jeglichen Protest seines Gewissens im Keim erstickte.
    Die innere Tür des Windfangs am Eingang wurde geöffnet, und in dem kurzen Moment, bevor der Türsteher die Außentür geschlossen hatte, hörte Clive den Wind und das Plätschern des Regens. Clive mochte Regen. Regen trieb Gäste herein und wusch den Schmutz aus den Gossen der Stadt.
    Die Silhouette eines Fremden zeigte sich in der Tür.
    Der Mann legte seinen Regenmantel nicht ab. Clive sah ihn genauer an. Ein Mantel konnte alle möglichen unerfreulichen Dinge verbergen. Aber der Eigner des Easy Street entspannte sich wieder, als er einen Fetzen Uniform unter den schweren Mantelaufschlägen erkannte. Das Marineblau in Verbindung mit den Messingknöpfen identifizierte den Fremden als Angehörigen der Küstenmarine. Nach dem Zustand seines Mantels und den guten, wenn auch schlammbespritzten Stiefeln stufte Clive den Mann als Zahler ein. Aber etwas am Gesicht des Mannes veranlasste
Clive dazu, sein Urteil darüber, ob er ihm Ärger bereiten würde, zu revidieren.
    Der Soldat war groß und schlank, aber nicht in auffälliger Weise. Clive schätzte ihn auf Mitte zwanzig: Er hatte schmale Augen und unzählige Fältchen um die Augenwinkel, typische Kennzeichen für einen Mann, der viel Zeit unter freiem Himmel verbracht hatte. Seine bronzefarbene Haut verriet eine große Dosis indianischen Bluts. Als er sich bewegte, fiel Clive eine gewisse Steifigkeit im linken
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