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Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop

Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop

Titel: Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop
Autoren: L Smith
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hatte er etwas an sich– über seine Adlernase und sein aristokratisches Kinn hinaus–, das ihn beinahe königlich wirken ließ. In diesem Moment erkannte ich ihn kaum wieder: Das war nicht der Damon, mit dem ich aufgewachsen war, und auch nicht der, den ich während der letzten Woche kennengelernt hatte. Jetzt, da wir Mystic Falls hinter uns gelassen hatten und einem unsichtbaren, unbekannten Punkt am Horizont entgegen fuhren, war Damon zu einem anderen geworden, zu jemandem, der heiter und unberechenbar war. In dieser neuen Umgebung war ich mir nicht sicher, ob wir Komplizen oder Todfeinde waren.
    Der Schaffner wandte mir seine Aufmerksamkeit zu und verzog den Mund, während er mein zerzaustes Äußeres musterte. Ich stopfte hastig mein Hemd in die Hose.
    » Wir waren in Eile, und…«, sagte ich gedehnt und in der Hoffnung, dass mein Südstaatenakzent die Worte aufrichtig klingen lassen würde– aufrichtig und menschlich. Seine goldfischähnlichen Augen traten skeptisch etwas hervor, und dann erinnerte ich mich an eine vampirische Fähigkeit, die Katherine mit großem Erfolg bei mir eingesetzt hatte: den Bann. » …und ich habe Ihnen unsere Fahrscheine bereits gezeigt«, fügte ich langsam hinzu und drängte ihn im Geiste, mir zu glauben.
    Der Schaffner legte die Stirn in Falten. » Nein, das haben Sie nicht getan«, erwiderte er genauso langsam und gab sich besondere Mühe, jedes Wort zu betonen, als sei ich ein ausnehmend begriffsstutziger Fahrgast. Ich fluchte im Stillen, dann beugte ich mich noch weiter zu ihm vor. » Aber ich habe sie Ihnen vorhin gezeigt.« Ich starrte in seine Augen, bis ich selbst nicht mehr geradeaus gucken konnte.
    Der Schaffner trat einen Schritt zurück und blinzelte. » Alle müssen zu jeder Zeit einen Fahrschein bei sich tragen.«
    Meine Schultern sackten herunter. » Nun… ähm…«
    Damon trat vor mich. » Unsere Fahrscheine sind im Schlafwagen. Unser Fehler«, sagte er, seine Stimme war leise und einschläfernd. Er blinzelte kein einziges Mal, während er den verschleierten Blick des Mannes fixierte.
    Die Gesichtszüge des Schaffners erschlafften, und er trat noch mal einen Schritt zurück. » Oh… mein Versehen. Gehen Sie nur, meine Herren. Ich entschuldige mich für die Verwirrung.« Seine Stimme klang kühl, dann tippte er an seine Mütze und machte einen Schritt zur Seite, um uns den Weg zum Herren-Clubwagen frei zu machen.
    Sobald sich die Tür hinter uns schloss, packte ich Damon am Arm.
    » Wie hast du das gemacht?«, fragte ich. Hatte Katherine ihm beigebracht, wie er die Stimme senken, seinem Opfer in die Augen schauen und den armen Tropf dazu zwingen konnte, nach seiner Pfeife zu tanzen? Ich biss die Zähne zusammen und fragte mich, ob sie erwähnt hatte, wie leicht es ihr gefallen war, mich mit einem Bann zu belegen. Erinnerungen blitzten vor mir auf: Katherine, die die Augen aufriss und mich anflehte, ihr Geheimnis zu hüten und meinen Vater daran zu hindern, Jagd auf sie zu machen. Ich schüttelte den Kopf, als wolle ich die Bilder aus meinem Geist schleudern.
    » Wer hat jetzt das Kommando, Bruder?«, fragte Damon gedehnt. Er ließ sich in einen freien Ledersessel fallen, gähnte und faltete die Hände über dem Hinterkopf, als schicke er sich an, es sich für ein langes Schläfchen bequem zu machen.
    » Willst du jetzt etwa schlafen? Ausgerechnet jetzt?«, rief ich aus.
    » Warum nicht?«
    » Warum nicht?«, wiederholte ich dumpf. Ich streckte die Arme aus und deutete auf unsere Umgebung. Wir befanden uns zwischen gut gekleideten Herren in Zylinder und Weste, die der Tageszeit zum Trotz die holzvertäfelte Bar in der Ecke rege nutzten. Eine Gruppe älterer Männer spielte Poker, während sich ein paar jüngere in Hauptmannsuniform flüsternd über ihre Whiskeygläser hinweg unterhielten. Unter diesen Männern fielen wir nicht auf. Es gab keinen Vampirkompass, der unsere wahre Identität enthüllte. Niemand warf auch nur einen Blick in unsere Richtung, als auch ich nun Platz nahm.
    Ich hockte mich Damon gegenüber auf das Sofa. » Verstehst du denn nicht?«, fragte ich. » Hier kennt uns niemand. Das ist unsere Chance.«
    » Du bist derjenige, der nicht versteht.« Damon atmete tief ein. » Riechst du das?«
    Der warme, würzige Duft von Blut drang an meine Nase, und um mich herum hallte das dumpfe Pochen der Herzen wider wie Zikaden an einem Sommerabend. Sofort fuhr ein sengender Schmerz durch meinen Kiefer. Ich hielt mir die Hände vor den Mund und sah mich
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