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Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop

Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop

Titel: Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop
Autoren: L Smith
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Mir tut es nicht leid. Es war mir eine Ehre und Freude, dich hierzuhaben.« Ihr Blick wurde ernst. » Aber das mit Callie tut mir leid– und das mit deinem Bruder.«
    » Er ist nicht mehr mein Bruder«, erwiderte ich heftig.
    Lexi legte das Porträt auf den Couchtisch. » Vielleicht nicht mehr, aber wie du selbst gesagt hast, war er dein ganzes menschliches Leben lang dein Bruder. Vielleicht kannst du dich daran erinnern und den Rest vergessen?«
    Ich zuckte die Achseln. Ich wollte mich nicht an Damon erinnern. Nicht jetzt und nicht später.
    Lexi durchquerte den Raum und legte mir eine Hand auf den Arm. » Stefan, es tut weh, auf Menschen verzichten zu müssen. Aber es wird leichter.«
    » Wann?«, fragte ich, und meine Stimme brach ein wenig.
    Sie schaute wieder zu dem Porträt auf dem Tisch. » Ich bin mir nicht sicher. Es geschieht nach und nach.« Sie hielt inne, dann lachte sie so unschuldig und unbeschwert, dass ich mich am liebsten hingesetzt hätte, um für immer in diesem Haus zu bleiben. » Lass mich raten. Du willst, dass es jetzt gleich geschieht.«
    Ich lächelte. » Du kennst mich gut.«
    Lexi runzelte die Stirn. » Du musst lernen, dein Tempo zu drosseln, Stefan. Vor dir liegt eine Ewigkeit.«
    Stille senkte sich über den Raum, und das Wort Ewigkeit hallte in meinen Ohren nach.
    Mit einer ruckartigen Bewegung zog ich Lexi in meine Arme, atmete den tröstlichen Duft unserer Freundschaft ein und rannte dann aus dem Haus, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    Sobald ich draußen war, tadelte ich mich für meine Sentimentalität. Ich hatte viel wiedergutzumachen und Selbstmitleid war unangebracht. An der Stelle, wo Callie gestorben war, hielt ich inne. Da war kein Blutfleck, nichts, was von der Tatsache zeugte, dass sie überhaupt existiert hatte. Ich kniete nieder und warf einen Blick über meine Schulter, bevor ich das Gras küsste. Dann stand ich auf und begann zu rennen, schneller und schneller. Der Morgen graute, die Stadt erwachte gerade erst. Botenjungen mit großen und kleinen Taschen waren unterwegs. Unionssoldaten marschierten durch die Straßen, ihre Gewehre wie Säuglinge im Arm. Händler schlossen ihre Verkaufsstände auf. Die Luft roch nach Zucker und Rauch.
    Und natürlich nach dem würzigen Duft von Kupfer und Eisen.
    Bald erreichte ich den Bahnhof. Auf dem Bahnsteig herrschte bereits viel Betrieb. Im Wartebereich saßen Männer in Anzügen auf abgewetzten Holzbänken und lasen Zeitung, während Frauen nervös ihre Handtaschen an sich drückten. Der ganze Bahnhof verströmte eine Atmosphäre feierlicher Vergänglichkeit. Es war das perfekte Jagdgelände. Und bevor ich es verhindern konnte, ragten meine Reißzähne aus meinen Kiefern.
    Ich begrub das Gesicht in den Händen, zählte bis zehn, kämpfte gegen den Hunger, der durch meine Adern raste, und wartete darauf, dass meine Zähne wieder ihre menschliche Gestalt annehmen würden.
    Schließlich mischte ich mich unter den Strom von Menschen und suchte mir auf dem Bahnsteig einen Warteplatz. Neben mir stand ein Pärchen in inniger Umarmung. Er, ein Soldat, strich mit der Hand durch das rotblonde Haar der Frau, und sie, die auf den Zehenspitzen balancierte, klammerte sich an seine Schultern, als wolle sie ihn nie wieder loslassen.
    Ich beobachtete sie lange und fragte mich, ob Callie und ich in einem anderen Leben die gleiche Szene hätten erleben können. Ob sie mich geküsst hätte, bevor ich in die Schlacht zog, um dann sehnlich auf meine Rückkehr zu warten?
    Ein Pfiff ertönte und der Zug rollte zischend und kreischend in den Bahnhof ein, blies Dampf und Rauch aus seinen Nüstern und riss mich aus meinem Tagtraum. Ich folgte dem Soldaten in einen der Wagen. Ob es für ihn und seine Liebste wohl gut ausgehen würde? Ich fand Trost in der Gewissheit, dass, falls dem nicht so sein sollte, es zumindest nicht meine Schuld wäre.
    Kurz darauf suchte ich mir ein Abteil.
    » Fahrschein, Sir?«, fragte ein Schaffner und streckte die Hand aus. Ich sah ihm fest in die Augen, und mein Magen krampfte sich vor Abscheu zusammen, weil ich erneut meine Macht einsetzen musste.
    Lass mich passieren. » Den hatte ich Ihnen bereits gezeigt«, sagte ich laut. » Sie müssen es vergessen haben.«
    Der Schaffner nickte und trat beiseite, um mich durchzulassen. Der Zug rumpelte aus dem Bahnhof und brachte mich in ein neues Leben. In ein Leben, in dem ich niemals mehr ohne Not einen Bann einsetzen würde, in ein Leben, in dem ich nie wieder menschliches Blut
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