Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop

Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop

Titel: Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop
Autoren: L Smith
Vom Netzwerk:
überhaupt vertraute.
    Wieder hörte ich Schritte. Ich riss meinen Blick von der Stute los und schüttelte den Kopf über meine Sentimentalität. Dann zog ich Vaters altes Jagdmesser aus dem Schaft meines Stiefels. Es war das einzige Erinnerungsstück, das ich mitgenommen hatte, als ich ein letztes Mal auf Veritas gewesen war, dem Gut unserer Familie. Er hatte es immer bei sich gehabt, obwohl ich es ihn niemals hatte benutzen sehen. Trotzdem haftete dem Messer jene Macht und Autorität an, die jeder mit meinem Vater in Verbindung gebracht hatte.
    Ich zog die Klinge quer über Mezanottes Riemen, aber sie hinterließ nicht einmal eine winzige Kerbe. Als ich das Messer verwundert genauer betrachtete, entdeckte ich, dass die Klinge zu stumpf war, um auch nur einen Zwirnfaden zu durchtrennen. Aber sie war auf Hochglanz poliert, damit sie mehr hermachte. Sie passte perfekt zu Vater, dachte ich voller Abscheu, warf das Messer zu Boden und zerrte mit bloßen Händen an dem Riemen. Die Schritte kamen immer näher, und ich wandte mich eilig um. Ich hatte eigentlich alle Pferde losmachen wollen, damit Jonathan und die Meute uns nicht nachreiten konnten, aber dafür fehlte jetzt einfach die Zeit.
    » He, Mädchen«, murmelte ich und streichelte Mezanottes eleganten Hals. Sie scharrte nervös mit den Hufen, und ihr Herz hämmerte. » Ich bin es«, flüsterte ich, während ich mich auf ihren Rücken schwang. Sie bäumte sich auf, und vor Überraschung trat ich ihr so hart in die Flanken, dass ich das Knacken einer brechenden Rippe hörte. Sofort unterwarf sie sich, und ich ließ sie zu Damon hinübertraben.
    » Komm«, brüllte ich.
    Damons Blick war voller Zweifel, doch dann hievte er sich auf Mezanottes breiten Rücken. Egal, ob er nur von Furcht oder Instinkt getrieben war, seine Bereitschaft zu fliehen gab mir die Hoffnung, dass er trotz allem doch noch nicht sterben wollte.
    » Tötet sie!«, schrie jemand und warf eine brennende Fackel nach uns, die in einem hohen Bogen zu Mezanottes Füßen im Gras landete. Das Gras begann sofort zu brennen, und Mezanotte galoppierte los, weg vom Friedhof. Hinter uns donnerten Hufschläge– die Männer waren auf die anderen Pferde gesprungen und uns jetzt dicht auf den Fersen.
    Ein weiterer Schuss ertönte hinter uns, gefolgt vom Sirren eines Pfeils. Mezanotte bäumte sich auf und stieß ein hohes Wiehern aus. Damon rutschte ab und konnte sich gerade noch an Mezanottes Hals festhalten, während ich an den Zügeln riss und versuchte, das Pferd wieder unter Kontrolle zu bringen. Mezanotte tänzelte noch kurz, dann waren alle vier Hufe wieder auf dem Boden. Damon schaffte es, sich wieder aufzurichten, da sah ich einen schmalen Holzpfeil aus dem linken Hinterbein des Pferdes ragen. Die Taktik war schlau. Aus dieser Entfernung war es leichter, das Pferd zu treffen– denn ganz gleich, wohin, es würde auf jeden Fall verlangsamen– als einen von uns genau ins Herz.
    Tief über Mezanotte gebeugt galoppierten wir unter den Ästen hindurch immer weiter. Sie war ein starkes Pferd, aber sie schonte jetzt ihre linke Seite. Blut strömte mir aus der Schläfe aufs Hemd, und es beunruhigte mich, wie wenig Kraft Damon nur noch aufbringen konnte, um sich an mir festzuklammern.
    Trotzdem trieb ich Mezanotte an. Ich verließ mich auf meinen Instinkt, auf etwas, das jenseits von Denken und Planen lag. Es war, als könne ich die Freiheit riechen und müsse einfach darauf vertrauen, dass ich uns auf den richtigen Weg führte. Ich zügelte die Stute und lenkte sie aus dem Wald und auf die Felder hinter Veritas.
    An jedem anderen verregneten Morgen wären die Fenster unseres alten Hauses erleuchtet gewesen und die Zimmerlampen hätten dem gewölbten Glas den orangegelben Schein eines Sonnenuntergangs verliehen. Cordelia, unser ehemaliges Kindermädchen, hätte in der Küche gesungen, und Alfred, Vaters Diener und Kutscher, hätte als Wachposten am Eingang gesessen. Vater und ich hätten in behaglichem Schweigen im Frühstückszimmer gespeist. Doch jetzt lag das Gut wie die kalte Hülle seines ehemaligen Wesens vor mir: Die Fenster waren dunkel und das Land um das Haus herum lag vollkommen still. Veritas stand erst seit einer Woche leer, und doch sah es so aus, als sei es schon vor einer Ewigkeit verlassen worden.
    Wir sprangen über den Zaun. Mezanotte landete unsicher und ich schaffte es gerade noch, uns aufzurichten, indem ich so hart an den Zügeln zog, dass das Metall gegen Mezanottes Zähne klirrte. Dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher