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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles
Autoren: Tate Hallaway
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wieder?“
    „Sie bekommt einen offiziellen Verweis“, entgegnete er.
    Ich schaute zu Alison. Sie sah so friedlich aus - bis auf den Speichel, der aus ihrem Mund auf die Plastikfolie tropfte. „Was hat das zu bedeuten?“
    „Ein magischer Bann wird über sie verhängt, sodass sie nie wieder Magie anwenden kann, und sie wird fortan von der Gemeinschaft gemieden.“
    Könnte schlimmer sein, dachte ich. „Können wir dann jetzt nach Hause fahren?“, fragte ich und gab mir alle Mühe, nicht quengelig zu klingen. „Ich will nur noch schlafen und … schlafen und schlafen.“
    Sebastian lächelte. „Du bist ja in jeder Beziehung unersättlich. Gehen wir!“
    Ich fühlte mich richtig erleichtert - als wäre ich alle Sorgen los -, doch da sprang plötzlich ein Kojote mitten auf den Highway. Die Bremsen quietschten, und Sebastian riss das Steuer herum. Ein Vampir mit übernatürlicher Kraft und Reaktionsgeschwindigkeit zu sein ist eigentlich immer ein Vorteil, aber bei einem Tempo von hundert Kilometern die Stunde ist eine Neunziggraddrehung der Reifen nicht unbedingt empfehlenswert.
    Der Wagen überschlug sich.
    Alles lief wie in Zeitlupe ab, und es kam mir vor, als hätte ich eine halbe Ewigkeit, um darüber nachzudenken, was der Grund dafür war, dass wir durch die Luft segelten. Dabei beobachtete ich entsetzt und zugleich fasziniert, wie uns der Boden immer näher kam. Es gab zwei Impulse, denen ich unbewusst folgte.
    Erstens: Hände vors Gesicht.
    Zweitens: Lilith rufen.
    Mir rutschte das Herz in die Hose, als wir auf dem Boden aufschlugen und über die Straße schlitterten. Blech riss auseinander. Glas zersplitterte. Der ganze Wagen schien sich in seine Einzelteile aufzulösen. Aber bis auf das Übelkeit erregende Gefühl, eine außer Kontrolle geratene Achterbahnfahrt mitzuerleben, spürte ich nichts. Ich öffnete vorsichtig ein magisches Auge und sah, dass Sebastian und ich in eine dunkle elektrostatische Wolke eingehüllt waren - in einen
Airbag nach Göttinnenart sozusagen.
    Als der Wagen endlich stehen blieb, saßen wir in dem demolierten Fahrgestell, das wie durch ein Wunder nichts an Stabilität eingebüßt hatte. Eines musste man den alten Autos lassen: Sie waren ziemlich robust. Andererseits hätten wir nicht einmal Sicherheitsgurte gehabt, wenn Sebastian sie nicht nachträglich eingebaut hätte.
    Ich schaute zu ihm. Er hielt das verzogene Lenkrad fest umklammert und hatte die Augen zugekniffen. Ich hatte mich in Fötusposition auf dem Sitz zusammengerollt und richtete mich langsam wieder auf. Der Wagen war auf dem begrünten Mittelstreifen gelandet. Die Autos ringsum waren schlitternd zum Stehen gekommen, aber niemand sonst schien Schaden
genommen zu haben.
    „Sebastian?“, sagte ich leise.
    Es stank nach verbranntem Gummi und heiß gelaufenem Motor. Sebastian öffnete die Augen und sah sich bekümmert in seinem schrottreifen Wagen um, bevor er sich mir zuwandte. „Alles in Ordnung mit dir?“
    Ich wollte gerade Ja sagen, als ich plötzlich eine große Leere tief in meinem Bauch spürte. Schnell löste ich meinen Sicherheitsgurt und kletterte aus dem Fahrzeugwrack.
    „Wo willst du hin?“, rief Sebastian.
    „Micah!“, brüllte ich quer über die Straße und ließ meinen Blick über das Gelände schweifen. „Du hinterhältiger Mistkerl! Gib SIE mir zurück!“
    Ich kletterte den von Unkraut überwucherten Wall hoch. Als ich oben war, konnte ich in einiger Entfernung die langen schwarzen Bremsspuren unseres Wagens auf der Straße sehen.
    Sebastian kam mir entgegen und hielt mich an der Hand fest, als ich den Wall wieder hinunterlief, um den Highway zu überqueren. „Warte mal“, meinte er. „Was ist denn los?“
    „Unglaublich! Wie konnte er nur so etwas tun!“, sagte ich mit Tränen in den Augen. „Ich hätte tot sein können. Du hättest tot sein können! Und jeder Beliebige von den Leuten hier ...“ Mit Sebastian im Schlepptau flitzte ich zwischen den allmählich wieder anfahrenden Autos hindurch, obwohl hier und da jemand rief: „Seid ihr verrückt?“, oder: „Braucht ihr einen Krankenwagen?“
    „Zu Fuß erwischst du ihn nie“, sagte Sebastian.
    Ich sah ihn erstaunt an. „Willst du mir erzählen, du kannst fliegen?“
    „Nein, aber ich bin viel schneller als du.“ Er wollte sich von mir lösen, doch ich hielt seine Hand fest.
    „Geh nicht allein! Genau das ist sein Ziel: Er will uns voneinander trennen. Deshalb hat er dich auch begraben“, sagte ich. Plötzlich war mir alles
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