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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles
Autoren: Tate Hallaway
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klar.
    Auf der anderen Seite angekommen, kletterten wir zusammen durch den Straßengraben. Hohe Farnbüschel und Gräser kratzten an meinen nackten Beinen, und wir stolperten über wuchernde, gelb blühende Kronwicken.
    „Wir sollten versuchen, ihn auf der Astralebene zu erwischen“, erklärte Sebastian.
    Ich stieß mit dem Fuß gegen einen Sandsteinbrocken und fiel fast auf die Knie. Ein Stacheldrahtzaun trennte uns von einer Weide voller friedlich grasender Holstein-Kühe. Dahinter wuchsen ein paar Weiden an einem kleinen Bach, und ich sah gerade noch, wie zwischen ihnen ein Schwanz mit schwarzer Spitze verschwand. Ich ließ den Kopf hängen. „Aber ich habe SIE verloren, Sebastian. Wie soll ich das zuwege bringen?“
    „Du bist eine mächtige Hexe, Garnet, mit oder ohne Lilith. Außerdem sollten wir es, wie du sagtest, zusammen machen.“
    Ich versuchte, mich zwischen den zwei Stacheldrahtbahnen hindurchzuquetschen, zog mir dabei aber nur einige Kratzer zu und ließ es bleiben. „Okay“, sagte ich frustriert, obwohl ich Micah furchtbar gern verfolgt hätte. Ihn selbst konnte ich nicht mehr sehen, doch die wackelnden Büsche zeigten eine Bewegung im Unterholz an.
    „Sieh mir in die Augen“, sagte Sebastian.
    Ich riss widerstrebend meinen Blick von dem Wäldchen los, und als ich Sebastian anschaute, wurde ich von seinen Augen angezogen wie von einem Magneten. In den goldenen Strahlen rings um seine Pupillen pulsierte reine Energie. Ich spürte, wie sie mich durchströmte und etwas Altes, Brachliegendes, in der Tiefe Verborgenes zu neuem Leben erweckte.
    „Du hast vergessen, Liebes, dass du selbst eine Göttin bist“, sagte Sebastian. Dann küsste er mich leidenschaftlich, und durch meinen Körper jagte ein Schauder - nicht nur ein Schauder der Erregung, sondern mehr. Ich spürte den Weckruf ganz tief in meiner Seele, der eine schon fast erloschene Glut anfachte.
    Plötzlich erinnerte ich mich.
    Schlummernde Kräfte - meine eigenen - schöpften neue Energie aus der von Luzernenduft erfüllten Luft, aus dem von der Sonne ausgedörrten Gras, aus dem plätschernden Bach, aus der sengenden Hitze und ... aus mir selbst. Von mir. Dem Mittelpunkt von allem.
    Das Gras raschelte, und ein Kojote sprang mit einem Satz über den Stacheldrahtzaun. Als er Sebastian und mich erblickte, stutzte er auf höchst menschliche Art und Weise und setzte sich erst einmal auf seine vier Buchstaben. Er schaute nach hinten, dann wieder zu uns. Nachdem er sich geschüttelt hatte, drehte er sich noch einmal um.
    „Netter Trick“, sagte Micah grinsend, der plötzlich einfach so, ohne sichtbare Verwandlung, vor uns stand. „Aber das nützt alles nichts. Diesmal behalte ich SIE.“
    „Gegen IHREN Willen?“, fragte ich. „Bist du sicher, dass du das willst?“
    Micah wirkte leicht verunsichert, aber er fing sich rasch wieder. „Du bist jetzt nur noch eine Sterbliche“, entgegnete er. „Du kannst nicht mehr mit mir mithalten.“
    „Mag sein“, entgegnete ich. „Doch wer das Feuer stiehlt, verbrennt sich daran.“
    „Ha!“, machte er, und ein Schwarm Krähen flog schreiend von der Wiese auf.
    In der Ferne waren Polizeisirenen zu hören. Es blieb nicht mehr viel Zeit, bis uns die Wirklichkeit einholte. Ich beschloss anzugreifen. Ohne Vorwarnung stürzte ich mich auf Micah und versetzte ihm mit Kopf und Schultern einen kräftigen Stoß gegen die Brust, sodass wir zusammen ins Gras stürzten.
    Die gleiche Taktik hatte er auch bei mir angewandt. Ich hatte ihn kalt erwischt und ihn angegriffen, als er nicht damit gerechnet hatte. Ich schlang die Arme um seinen Brustkorb und drückte auf zwei Ebenen gleichzeitig zu; auf der realen und auf der geistigen.
    Sofort spürte ich, wie Micah sich zu wehren begann. Ich musste mich beeilen; es konnte nicht lange dauern, bis er mich auf beiden Ebenen überwältigt haben würde. Ich ließ meinen Geist mit Sebastians eins werden, hielt an der magischen Verbindung fest, die wir geschaffen hatten, und öffnete der Göttin mithilfe unserer vereinten Kräfte mein Herz.
    Dann machte ich IHR ein Angebot. Lilith, übermittelte ich IHR, wenn du willst, dass ich dein Gefäß hin, gehöre ich dir. Dann fügte ich leise hinzu: „Wenn nicht, preise ich dich und danke dir und gebe dich frei. Ich werde dir immer treu ergeben sein.“
    Und das meinte ich wirklich ehrlich. Sebastian hatte mich daran erinnert, dass ich Lilith nicht brauchte, um stark zu sein. Ich hatte meine eigene Magie. Und was auch geschah,
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