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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar
Autoren: Andrew J. Offut
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Blick und beantwortete sie. »Ihr habt sie selbst gehört, Darcus. Sie verliebte sich in ihn, vor sechs Jahren schon, als sie erst dreizehn war. Sie …«
    »Kindliche Überspanntheit, missverstandene Romantik, Sire. Sie hat ihn in diesen sechs Jahren nicht mehr gesehen. Und wie Ihr selbst sagtet, war sie da dreizehn, ein Kind – und viel mehr ist sie wahrhaftig auch jetzt nicht.« Darcus Cannu gestikulierte mit dem dünnen Arm im weitfallenden Ärmel.
    »Das bildet Ihr Euch ein, weil Ihr alt seid, Darcus, genau wie ich. Ah, straft mich nicht mit Eurem Blick, es ist so, damit müsst auch Ihr Euch abfinden. Aber Aleysha ist durchaus kein Kind mehr, sie ist eine junge Frau – und Valeron ist ihrer würdig. Hm! Vielleicht ist sie sogar seiner würdig!«
    »Sire! Die Prinzessin ist hier, in diesem Palast, aufgewachsen, in Sanftheit und Hochachtung. Könnt Ihr Euch vorstellen …« Cannu zögerte, denn entschloss er sich, den Satz doch zu beenden. »Könnt Ihr Euch diesen groben Barbaren in ihrem Hochzeitsbett vorstellen?«
    Velquen lachte, laut und schallend, mit zurückgeworfenem Kopf. Da sah Cannu den Krieger vergangener Zeit in seinem Herrscher, und wusste, dass nichts ihn überzeugen könnte.
    »Ja! Ja! Wie gut ich ihn mir im Bett mit ihr vorstellen kann!
     
    Und ich sehe, wie meine sanfte Tochter in einer Nacht zur Frau wird!« Er schüttelte sich vor Lachen.
    Der Premierminister schauderte. Er war ein kultivierter Mann und stolz darauf – stolz auf seinen Verstand und auf sein Amt; ein Mann, der wenig Zeit und kaum Verlangen nach Frauen hatte. Ein Ausdruck überzog sein Gesicht, den er unterdrückt hätte, wäre nicht der Blick seines Monarchen der vergoldeten Decke zugewandt gewesen. Als Darcus Cannu sprach, war seine Stimme weich und beherrscht wie immer. »Wenn wir uns mit der Prinzessin befassen, Sire, wollen wir es als Vater und väterlicher Freund tun. Wird Valeron sie glücklich machen? Er ist wohl nicht gerade für Zärtlichkeit bekannt. Und – kann sie, mit ihrem sanften Wesen, ihn halten? Keine konnte es bisher. Seine … ah … Bettmanieren sind gewiss … ah … etwas zügellos. Wie viele Kinder schreibt man ihm zu? Fünfzehn?«
    Velquens Gelächter erschallte noch dröhnender. Der Premierminister ballte die Fäuste und kniff die Lippen zusammen. Erst nach einer Weile senkte der Kaiser den Kopf und blickte seinen Ratgeber an. Seine Augen waren feucht vor Heiterkeit, bemerkte Darcus voll Abscheu.
    »Da kann es sich nur um einen Rechenfehler handeln, Darcus. Vorsicht kennt er nicht. Zweifellos gibt es viel mehr cari Valeroni ! Ihr Götter, verdient – oder will – eine Braut denn einen unerfahren verlegenen und tollpatschigen Mann im Ehebett? Wir dürften auch unsere liebe Not haben, einen für sie zu finden, der selbst noch unberührt ist. Mit Euren Argumenten, mein lieber Darcus, sprecht Ihr nur für ihn, denn Ihr erinnert mich immer mehr an mich, wie ich war, ehe ich mir dieses Haar am Kinn wachsen ließ, um den Verlust hier wettzumachen.« Er pochte auf seine Stirnglatze. »Und glaubt Ihr etwa gar, ich hätte all die neunzehn Jahre, seit dem Tod der Kaiserin, allein geschlafen?«
    Darcus kämpfte um seine Haltung. Dass er sein Bett stets allein aufsuchte, war eine wohlbekannte Tatsache, mit der Velquen ihn mehr als einmal aufgezogen hatte. »Aber Ihr …«
    »Wartet!« sagte Velquen und seine Heiterkeit schwand wie die Sonne im Schneesturm. »Was Aleysha betrifft – gebt es doch zu!
     
    Wir haben sie verzogen! Wir alle. Sie sagt, sie liebt Valeron. Sie will ihn haben. Und sie ist Frau genug, ihn glücklich zu machen und zu halten. Sie – ihr Götter!« Verblüffung überzog des Kaisers Gesicht, als er den anderen anstarrte. »Darcus – Ihr – es kann doch nicht möglich sein, dass …«
    Darcus Cannu lächelte gewinnend. »Dass ich sie liebe, meint Ihr? Natürlich liebe ich sie, alter Freund. Sie ist Eure Tochter und wahrlich liebenswert. Doch wischt diesen Ausdruck von Eurem Gesicht, Sire. Ihr kennt doch meine Einstellung zu Frauen, und habt Ihr nicht vor einer kurzen Weile erst gehört, dass ich sie ›Kind‹ nannte?«
    »Hm, ich muss mich wohl für diesen Gedanken entschuldigen«, sagte Velquen. »Einen Augenblick lang fragte ich mich … Ihr … und dieser Thron …« Seine Augen bohrten sich so tief in die seines Ratgebers, wie sonst vielleicht nur ein von einem starken Bogen abgeschickter Pfeil es könnte.
    »Der Thron? Sire! Darcus car Nu steht dem Thron so nahe, wie ein Mann
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