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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar
Autoren: Andrew J. Offut
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Augen in dem ausdruckslosen Gesicht Schlitze, die Monat um Monat, Jahr um Jahr des Kampfes um Leben und Tod in der Sonne, der  Mühen und des ständigen Studierens nie ausreichender Karten geschnitten hatten.
    Bei diesem Gedanken beschloss er, sofort nach seiner Rückkehr Kartenzeichner einzusetzen, und er fluchte in zwei Sprachen, dass er nicht schon eher daran gedacht hatte.
    Jetzt war er ein Eroberer.
    Jetzt war er Branarius’ Held und absolut selbstbewusst. Jetzt durfte er auf den Rat anderer hören und ihn auch befolgen. Der von Bergsungoli aufgezogene Waise fühlte sich nun durchaus als zivilisierter Herrscher auf seinem Thron aus glänzend schwarzem Stein. Sogar ein paar graue Fäden durchzogen sein rotes Haar, das augenblicklich durch einen, stählernen Kriegsknoten am Nacken gebändigt, lose und gerade den Rücken herabfiel. Jetzt hatte er seine Klinge mit dem Blut der besten Sungolikämpfer gerötet, sie geschlagen und die traurigen Überreste in die Berge gejagt, wo sie keine Gelegenheit mehr zu morden, schänden und stehlen hatten. Den Stamm der plündernden Herkathon hatte er aufgerieben und den mächtigen Rales mit seinen gelben Augen und dem kahlen Schädel eigenhändig getötet. Jetzt war er Kriegslord von Branarius.
    Und Velquen beabsichtigte ihn zum Mann seiner Tochter zu machen! Ob der Kaiser Angst vor mir hat? fragte er sich. Vermutlich nicht, antwortete er sich selbst widerstrebend.
    Der Kaiser empfand Hochachtung für ihn, bewunderte ihn möglicherweise sogar, war ihm verbunden und schätzte, dass er einen guten Schwiegersohn abgeben würde, der ihm die beiden eigenen Söhne ersetzen sollte, die in jenem kurzen sinnlosen Krieg vor sechzehn Jahren ihr Leben hatten lassen müssen. Für Velquen, dachte Valeron, stellte er eine wertvolle Versicherung dar, falls es auf den anderen Welten oder auf Carmeis selbst zu Zwisten kommen würde. Niemand traute Vidul, seit er den König von Lavian getötet und sich auf den Radthron gesetzt hatte …
    Vielleicht traut auch niemand den Branariern oder ihrem Führer, grübelte er, nun, da er vielleicht nicht mehr von Eroberungszügen lassen konnte. Es würde zu ausweichenden Antworten  kommen, zu Wortgefechten, ja vielleicht sogar zu nur vorgetäuschten Bündnissen …
    Valeron lächelte, als er versuchte, sich in Velquen hineinzudenken, während sein Schiff auf Carmeis zuschoss. Er hatte keine weiteren Ambitionen, als eine Großmacht auf Branarius zu errichten, wo es bisher bloß einander feindselig gesinnte und ständig in Fehde liegende Stämme gegeben hatte zwischen den roten und ockerfarbenen Dünen, die nur von Felsen unterbrochen und von den zerklüfteten Gebirgen und einzelnen Bergen der Barbarenwelt überschattet wurden.
    Sein Ziel? Valeron grinste und starrte hinaus in die Schwärze des Alls. Eine Nation aufzubauen, die stolz ihren Platz zwischen den anderen Welten des Reiches einnehmen konnte. Für sein Volk gut zu sorgen und ihm ein gerechter Herrscher zu sein. Und mit einer gesunden jungen Frau ein neues Königsgeschlecht zu gründen. Was mehr konnte ein Mensch sich ersehnen? Er hatte kein Verlangen nach weiteren Eroberungszügen und schon gar nicht danach, in die Rund-um-den-Thron-Politik der Sechs Welten gezogen zu werden.
    Der Kaiser wird sich wundern zu hören, dass der letzte Platz, auf dem ich meinen sattelmüden Allerwertesten ausruhen möchte, der Kaiserthron ist!
    Und dann war er vor vier Tagen in der Stadt Carmeis eingetroffen und man hatte ihn vertröstet, immer wieder vertröstet: der Kaiser fühle sich nicht wohl; die Prinzessin befände sich auf Reisen. Die öligen Worte und Abweisungen versuchte man dadurch zu versüßen, dass man ihm jeden Abend hübsche Cameianerinnen in sein Gemach schickte. Aber er war zutiefst verstimmt und das sagte er schließlich auch Darcus Cannu.
    Kurz darauf wurde ihm versichert, dass der Kaiser bereit sei, ihn am nächsten Tag zu empfangen.
    Das war heute. Und inzwischen wartete er bereits drei Stunden in diesem verdammten Vorzimmer!
    Hin und her stapfte er und bedachte die Wächter mit den steinernen Gesichtern und die riesige Flügeltür, vor der sie standen, mit finsteren Blicken.

 
     
     

Das leise Klirren seiner Sporen – reinen Zierstücken – war so gut wie das einzige Geräusch, denn seine Schritte selbst dämpfte der dicke Teppich, Rüstung trug er nicht, und sein Schwertgürtel, den er einmal enger schnallte, wenn er zu tief um die Hüften rutschte, dann wieder lockerer, wenn er ihn als
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