Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar
Autoren: Andrew J. Offut
Vom Netzwerk:
die Sungoli gefunden hat? Nein, nein, ich fürchte, wir müssen noch eine Weile auf Steuern von Branarius warten, Darcus, eine sehr lange Weile. Ich möchte wetten, dass Valeron noch nicht einmal einen Thron hat.« Er warf Saldon einen fragenden Blick zu.
    »Sire, er hat den schwarzen Thron der Sungoli-Häuptlinge in die Hauptstadt schaffen lassen – den Thron von Rales. Er ist aus einem Basaltblock gehauen.«
    »Ein schwarzer Thron aus Vulkangestein für einen vulkanischen Mann!« Erneut schüttelte Velquen den Kopf und tupfte mit dem Finger auf Darcus Cannus schmale Brust. »Habt Ihr gehört? Sehr schlau von ihm, den Sungoli-Thron zu übernehmen – ein weiterer Rat unseres Freundes Saldon, sicherlich. Es kostet auch weniger, als ein Monstrum wie dieses herstellen zu lassen.« Der Kaiser klopfte mit leberfleckiger Hand auf die Armstütze des hochlehnigen Throns aus seegrünem Plast. »Nein, wir werden die Ausgaben schon selbst bestreiten müssen. Wie ich schon sagte, so schnell werden keine Steuern von Branarius kommen.«
    Das dünne Lächeln Darcus Cannus war nicht viel mehr als ein leichtes Verziehen seiner Gesichtsmuskeln. »Um den anderen gerecht zu werden, Sire, würde ich meinen, dass auch kein siebtes Schwert und kein siebter Thron für eine Welt nötig sind, die noch nicht dem Reich angehört und dem Rat der Könige.«
    Saldons Miene blieb unbewegt – doch nur, weil er sie mit aller Willenskraft beherrschte. Er war ein alter Mann, ja ein Greis in einer Zeit, da Neugeborene damit rechnen konnten, vielleicht dreiundvierzig Jahre alt zu werden, wenn sie das erste Jahr überlebten. Er war um ein ganzes Jahrzehnt älter als der Kaiser, den man auf einundfünfzig schätzte. Saldon war ein Älterer, ein Priester, dem Gott Wisensa geweiht. Selbstkontrolle hatte er gelernt, als Valeron noch nicht geboren war und Darcus Cannu auf den  Knien seines Tutors saß. Mit ausdruckslosem Gesicht blickte Saldon auf Cannu und ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Tsk, tsk, Darcus!« tadelte Velquen sanft. »Wie könnt Ihr nur so herzlos sein, selbst im Namen der Gerechtigkeit. Ich spaßte, als ich den Älteren einen Barbaren nannte, und er wusste, dass ich es nicht ernst oder böse meinte. Doch fürchte ich, Euch nimmt er ernst.« Eine Warnung sprach aus des Kaisers Worten, keiner zweifelte daran. »Doch das sind Dinge, die wir später mit dem … dem Kriegslord selbst besprechen können.« Er schüttelte den Kopf über den Titel. »Saldon, bitte richtet ihm folgendes aus … Nein! Schreiber!«
    Zwischen zwei der weiblichen Säulengestalten, die die Galerie um den großen Saal stützten, kam ein vierter bejahrter Mann. Der schon fast kahle Carmeianer trug Federkiel und Papier, und vom Gürtel, der sein Gewand zusammenhielt, hing wie ein Amtszeichen ein Tintenfass. Zu Füßen des Kaisers ließ er sich auf der obersten Stufe, die der rote Teppich weich polsterte, nieder.
    »Velquen«, diktierte der Kaiser und starrte auf die Wand, während die Feder des Hofschreibers über das Papier kratzte. »Kaiser der Sieben Welten von Carmeis, an Valeron, Kriegslord der Siebenten: Heil … Nein … ah … schreibt lieber ›Heil, alter Freund‹. Hmm … Unsere herzlichsten Glückwünsche, auch im Namen des Rates der Könige, zu Eurem absoluten und endgültigen Sieg über die Sungoli und zur Vereinigung der Stämme unter einer Fahne. Die schwarze Standarte für Branarius, die so lange hier hing, wird von Eurem … ah … Phönix abgelöst, sobald wir ein Modell von Euch erhalten haben, nach dem unsere Zeichner und Näherinnen sich richten können. Zweifellos … ah … zweifellos seid Ihr sehr damit beschäftigt, eine Nation und eine Welt aufzubauen, aber wir … Nein ändert das zu ›ich‹, Schreiber, möchte Euch gern so bald wie möglich sehen. Wir haben viel über gewiss mehr als einem Pokal Wein zu besprechen. Es ist … hm … Es ist noch jemand hier, der Euch gern sehen möchte. Ich will damit sagen, es ist eine der wichtigen Sachen, die wir erörtern müssen. Hm. Unterschreibt mit ›Velquen‹ und lasst die Titel und den ganzen Kram weg.«
     
    Der Schreiber nickte und stieg die Stufen der Thronplattform hinunter. Den Brief, dessen Tinte noch nass war, hielt er auf Armeslänge von sich.
    Darcus Cannu beachtete Saldon nicht, dessen Augen immer noch auf ihn gerichtet waren, sondern blickte nachdenklich auf seinen Monarchen. Beide wussten sehr wohl, was Velquen mit den Worten »es ist noch jemand hier, der Euch gern sehen möchte«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher