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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar
Autoren: Andrew J. Offut
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gemeint hatte. Der Hinweis auf sie, als wichtige Sache zur Erörterung zwischen Kaiser und unbeweibtem König und Kriegslord, sagte beiden etwas, und würde seine Wirkung auf Valeron nicht verfehlen. Doch da sie als Priester und Staatsmann Beherrschung gewohnt waren, blieb die Miene der beiden unbewegt.
    Der Ältere Saldon, Erster Ratgeber des Kriegslords von Branarius, fand die Aussicht, dass Velquen ein Bündnis mit Valeron versüßen wollte, indem er ihn zum Gatten seiner Tochter machte, sehr viel versprechend. Er dachte stumm darüber nach.
    Velquen war selbst einst Krieger gewesen, ehe sein flammendes Haar zur Asche geworden war, die der Wind der Zeit mit sich trug, und seine Brust mit dem Bauch vereint über den Gürtel quoll. Bewunderung und Hochachtung empfand er für den jungen Eroberer von Branarius, und er sah ein wenig seines Selbst in ihm, wie es vor Jahren gewesen war. Auch ließ seine Bemerkung gegenüber Saldon – selbst wenn sie scherzhaft gemeint gewesen war – schließen, dass zumindest ein Hauch von Besorgnis ihn quälte, der junge Eroberer könne nach seinem Thron greifen wollen. Würde er jedoch nach dem Tod seines Schwiegervaters rechtmäßig sein, wäre zusätzlich noch die Sicherheit gegeben, dass er Velquens Enkeln – seine beiden Söhne hatte er vor siebzehn Jahren in einer Schlacht verloren – erhalten bliebe. Dass sein Geschlecht, seine Dynastie durch seine Tochter fortbestehen würden, damit sein Leben überhaupt einen Sinn gehabt hatte, war die einzige Hoffnung des alten Kaisers, der sechzehn Jahre in Frieden geherrscht hatte.
    Die Gerüchte stimmten also, dachte Saldon, dass Velquen seine Tochter Aleysha Valeron geben wollte, und damit nach seinem Dahinscheiden den Kaiserthron! Mit einer Viertebenenübung gelang es ihm, seine unbewegte Miene beizubehalten und sich seine freudige Erregung nicht anmerken zu lassen. Weiter hing er seinen Gedanken in der Stille nach, die nach dem Abgang des Schreibers eingesetzt hatte. Saldon car Bredons barbarischer Lehnsherr hatte die Unschlagbaren geschlagen, das Unmögliche vollbracht, die Unvereinbaren zu vereinen und die Unlenkbaren zu lenken. Die fünf Könige mussten ihn anerkennen, ob er nun von den Sungoli erzogen und »unzivilisiert« oder nicht war.
    Auch jetzt ruhten Saldons Augen weiter auf Darcus Cannu, studierten ihn, beobachteten ihn, versuchten seine Gedanken zu lesen. Doch dessen Miene war so unbewegt wie seine eigene.
     
    Als der Ältere Saldon aufrechter Haltung den letzten Schritt über den langen roten Teppich getan hatte und durch die achtzig Meter vom Thron entfernte Tür getreten war, wandte Darcus Cannu sich an den Monarchen.
    »Sire, gestattet Ihr, dass ich offen spreche?«
    »Ich hätte es nicht gern, tätet Ihr es jetzt nicht, Premierminister.« Mit leicht zusammengekniffenen Lidern blickte Velquen zu den milchigen Kugeln hoch, die von der Decke hingen – dem unheimlichen unfehlbaren Licht der Alten.
    Darcus Cannu verneigte sich. »Sollen wir tatsächlich eine Vermählung Prinzessin Aleyshas mit diesem barbarischen Kriegslord – Kriegslord! – in Betracht ziehen? Eure Majestät, allein diese Titulierung verrät das wahre Wesen dieser Wilden! Ein Mann, der von diesen Sungoli-Söhnen von Kroy großgezogen wurde! Der keine andere Sprache als die des Schwertes spricht und dessen Definition für ›Frieden schließen‹, ›Kompromiss‹ und ›herrschen‹ die gleiche ist, ›Vernichtung‹, nämlich!«
    Velquens weiches Lächeln war verschwunden. »Habt Ihr vergessen, dass ich Seite an Seite mit seinem Vater kämpfte? Er allein kam mir zu Hilfe, als ich sie dringend benötigte, damals, vor sechsundzwanzig Jahren! Habt Ihr vergessen, dass wir Freunde sind? Und dass Männer wie Saldon einen Stammeskodex haben, der unsere Begriffe von Gerechtigkeit und Ehre weit überragt,  und das, obwohl wir uns zivilisiert nennen. Valeron hatte bis jetzt noch nicht die nötige Zeit, Darcus, um die von der Höflichkeit geforderten Lügen, Täuschungen und Spitzfindigkeiten der – Zivilisation zu lernen. Könnt Ihr wahrhaftig vergessen haben, dass sein Vater ein großartiger Mann war, ein Mann, dem die Ehre über alles ging – der Grund, weshalb die Sungoli ihn töteten! Seht Ihr denn nicht ein, dass Valeron etwas fertiggebracht hat, was kein anderer gekonnt hätte – auch ich nicht! Wie kommt es, dass der Verstand, den ich am meisten schätze, diese Tatsachen nicht anerkennen will?«
    Der schlanke Mann in der purpurroten Robe dankte
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