Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar
Autoren: Andrew J. Offut
Vom Netzwerk:
war hauptsächlich dekorativ und nicht für einen Kampfeinsatz gedacht.
    Er hörte hämmernde Schläge gegen das Portal und wirbelte herum. Er rannte zur Tür, riss den schweren Riegel hoch, und schon schwangen die mächtigen messingbeschlagenen Flügel nach innen und fegten ihn mehrere Meter über den Boden. Jetzt sehr lebendig wirkende Gardisten – zwanzig etwa – stürmten mit gezogenen Klingen und angelegten Lanzen herein.
    Sie sahen einen riesenhaften Gegner ohne Rüstung, dessen Tunika sich über der breiten Brust spannte, während die Wadenmuskeln aus der Haut quollen. Er war von Natur aus hellhäutiger als sie, auch wenn Wind und Sonne seiner unzivilisierten Welt ihn gebräunt hatten. Sein Haar schimmerte in einem dunklen Rot, und kein Bart zierte sein festes Gesicht. Die Augen über der kräftigen Nase glänzten wie grünlicher Stahl zwischen den halb zusammengekniffenen Lidern. Mit der blutigen Schwertspitze deutete er.
    »Verrat!« rief er. »Diese Männer und Darcus Cannu …«
    »Der Barbar hat den Kaiser ermordet!« heulte Darcus Cannu von hinter ihm.
    Einen Moment blieben die Janitscharen verwirrt stehen. Dann entdeckten sie die Leichen Velquens und seiner Leibwache.
    »Nehmt ihn gefangen!« brüllte ihr Offizier und deutete auf Valeron.

 
     
     

Wieder zögerte der empörte Valeron car Nadh nur einen Herzschlag lang, ehe er sich mit der schier unvorstellbaren Flinkheit des geborenen und ausgebildeten Kriegers bewegte. Erneut zischte seine noch von den Alten geschmiedete Klinge durch die Luft. Zwei der auf ihn zustürmenden rissen ihre Schilde hoch. Während sie sich trennten, um von zwei Seiten auf ihn zuzulaufen, trotteten die Lanzenträger vorwärts.
    Der prunkvolle Thronsaal wurde zur Halle des Grauens. Die Marmorgesichter der Karyatiden schienen sich in Dämonenfratzen zu verwandeln, die höhnisch hinab auf den Barbaren starrten. Das leuchtende Rot des Läufers wartete darauf, sich mit seinem Blut zu vermischen. Waren denn alle Verräter? Hatte der mordende Premierminister alle mit Versprechen und klingendem Plast gekauft? Valeron wusste es nicht, doch nun war nicht die Zeit, zu erklären oder Fragen zu stellen. Ob aus Treue zum toten Kaiser oder zu seinem ehrgeizigen Meuchler versuchten die Gardisten Valeron car Nadh zu töten.
    Und er allein von allen in der großen Halle trug keine Rüstung und hatte keinen Schild zum Schutz.
    Sein ungewöhnlich langes Schwert zerschnitt die Luft in silberblitzendem Halbkreis. Ein Palastwächter sprang zurück und stolperte, der andere rutschte aus, sein Schwert entglitt ihm und landete auf dem Teppich. Schon öfter hatte ein Frontalangriff Branarius’ Eroberer das Leben gerettet, und so wandte er auch jetzt diese unerwartete Taktik an. Kopfüber stürmte er durch die Lanzenträger und Schwertkämpfer hinter ihnen. Wie sehr er sich wünschte, er trüge sein mit Ziegenhaar gefüttertes Steppwams und darüber seine Kettenrüstung aus dem Stahl der Alten!
    Wieder brüllte er den Kriegsschrei der freien Branarier, um seine Angreifer zumindest flüchtig einzuschüchtern.
    »HEIHHH Branari!« Und er glitt über die schwarzen und weißen Mosaikfliesen außerhalb des Läufers. Mehrere Lanzenspitzen verfehlten ihn nur knapp. Aber glücklicherweise waren die langschäftigen Waffen im Nahkampf unhandlich, und er konnte sich unter ihnen hindurchrollen. Bis die Gardisten ihren Griff um sie verlagerten, um damit nach unten zu stechen, war Valeron schon aufgesprungen und sprintete zum Thron.
    Die ganze Länge des Saales rannte er und sein roter Umhang flatterte hinter ihm her, bis er eine Hand auf den Rücken schob, um ihn zusammenzuraffen.
    Weitere Janitscharen waren von der Galerie hinter dem Thron herbeigeeilt. In ihre Mitte rettete Darcus Cannu sich, während der Branarier die Stufen zur Plattform hochsprang.
    »Darcus Cannu mordete den Kaiser!« brüllte Valeron den Herbeistürmenden entgegen. »Die Männer hier hat er gekauft. Fragt und erfahrt die Wahrheit!«
    »Hauptmann Alerku!« schrillte Cannu. »Übernehmt das Kommando!«
    »Ergreift den Branarier!«
    Valerons Augen funkelten raubtierhaft. Der Befehlshaber der Palastwache, der Mann, der dem Kaiser den Treueeid geschworen hatte und von ihm zu seinem persönlichen Schutz eingesetzt worden war, stellte sich nun ebenfalls als Darcus Cannus Werkzeug oder sein Mitverschwörer heraus!
    Mit einem Satz war Valeron zurück auf dem Boden und packte die Schwerter der unter seiner Klinge Gefallenen. Er schleuderte sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher