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Valentine

Valentine

Titel: Valentine
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Grund bestand. Über ein paar Stufen ging es hinab, dann lag der fünfeckige Raum vor ihr.
    * * *
    Die Decke war nur wenig höher als in den Gängen, jedoch hoch genug , um aufrecht stehen zu können . Valentine schwenkte die Taschenlampe langsam hin und her. Die Wände bestanden aus grob behauenen , dicht aufeinandergeschichtet en Quadern und umgaben einen kleinen schlichten Raum, ohne Putz oder Schmuckwerk, die Decke darüber gewölbt. Fünf Treppen führten hierher, in gleichen Abständen angeordnet. In der Mitte befand sich das Objekt ihres Interesses, ein runder Sockel mit einer massiven fünfeckigen Steinplatte darauf , in die ein Pentagramm eingemeißelt war. Vorsichtig trat Valentine näher, legte die Lampe in die Mitte des Altartisches und strich mit ihren Fingern über die Kante. Der Stein fühlte sich glatt und kühl an. Während sie ihn umkreiste, las sie die in die Platte gehauenen Worte und sprach sie laut vor sich hin:
    » Quinque debet. Fünf müssen es sein. Quinque parati. Fünf sind bereit.« Ihre Stimme hallte von den Wänden wider. Ihr Herz hämmerte jetzt schneller in ihrer Brust. Solche Zeichen waren selten , und sie waren eindeutig. Ein fremder Geruch drang in ihre Nase. Alarmiert hob sie den Kopf und starrte in die Richtung, aus der sie gekommen war. Im Gegensatz zu Kerzen, die sie k raft ihres Willens anzuzünden und zu löschen vermochte, war dies bei Batterie betriebenen Geräten nicht möglich. Sie musste die Taschenlampe ausknipsen – und ihre alten Ängste griffen wieder nach ihr. Ein Laut wie ein unterdrückter Schrei entrang sich ihrer Kehle.
    »Hallo, ich wollte Sie nicht erschrecken « , hörte Valentine d ie Stimme eines Mannes. »Sind Sie Archäologin?«
    Ein Mensch! Sie musste fort, schnell. Valentine wich zurück an die Wand. Ich muss mich konzentrieren! Ihr Herz klopfte wie verrückt , und es gelang ihr kaum, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie war wie gelähmt, zur Bewegungslosigkeit erstarrt. Endlich, unter Aufbietung aller inneren Kräfte , gelang es ihr, sich zu dematerialisieren. Das L etzte, was sie sah, war das Erstaunen in den weit aufgerissenen Augen des Fremden, der in diesem Moment das untere Ende der Treppe erreicht hatte.

Kapitel 2
     
    Je länger Maurice auf der Flucht vor der Wahrheit durch die Straßen Kölns lief, desto mehr Zweifel nagten an ihm. Was sollte er von den Informationen halten, mit denen der Fremde ihn über die Geschehnisse der letzten Zeit aufgeklärt hatte? Geschehnisse, die alles auf den Kopf stellten, was er über seine Familie – und die Welt zu wissen glaubte.
    Die erste erschütternde Information war, dass Geoffrey Boux, s ein Vater , ein erfolgreicher Vampirjäger war. Wäre Maurice seit Kindes Beinen an mit diesem Wissen aufgewachsen, hätte er dies sicherlich als völlig normal empfunden. Er hätte nichts anderes gekannt. Diese Wahrheit aber erst jetzt, als Erwachsener , präsentiert zu bekommen , wirkte auf ihn wie ein übler Scherz.
    Papa hatte ihn über diese Tatsache kurz und emotionslos in Kenntnis gesetzt und ihm gleich anschließend Ryad d’Or als seinen besten Mann vorgestellt. Maurice empfand diesen Vampirjäger als abstoßend und u nheimlich. Er war ein riesiger Mann, mit einem kahl rasierten Schädel und schwarzen Ornamenttattoos an Schläfen und Hals. Seine hellgrünen Augen waren von einer beinahe stechenden Helligkeit , wenn er seine dunkle Sonnenbrille abnahm . Noch furchteinflößender und zugleich unglaubwürdig war jedoch das, was Ryad ihm über Aliénor, erzählt hatte. Seither machte Maurice sich große Sorgen um seine Schwester.
    Aliénor und ihre Freunde seien schon vor vielen Wochen von Vampiren überfallen und alle – bis auf sie selbst – seien umgebracht worden . Die jungen Leute gehörten einer Gruppe an, die sich die Eternal Romantics nannte und Partys an geschichtsträchtigen Orten feierte.
    Die Details dieser Geschichte waren zu absurd, um glaubhaft zu sein . Wenn – ja , wenn es nicht die vielen Berichte, Verhöre, Fotos gäbe, die Ryad ihm gezeigt hatte und die keine Zweifel aufkommen ließen, dass die Wirklichkeit viel schrecklicher war, als Maurice bisher geglaubt hatte . Sie waren von einer Welt umgeben, die im Verborgenen agierte. Die Aufgabe des Sondereinsatzkommando s für paranormale Ermittlungen bestand darin, Begegnungen dieser Schattenwelt mit Menschen auf ein Minimum zu reduzieren und idealerweise alles Andersartige auszu merze n .
    Noch weigerte sich Maurice zu akzeptieren. Es konnte,
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