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Valentine

Valentine

Titel: Valentine
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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es durfte nicht wahr sein . B estimmt handelte es sich um einen Al b traum, auch wenn dieser schrecklicher nicht sein konnte. Doch es war zwecklos, dass er sich befahl, sofort aufzuwachen. Er war wach und er fror, denn mittlerweile waren seine Haare und seine Kleidung tropfnass. Ohne Gefühl für die Zeitspanne, die er durch den jetzt nachlassenden Regen gelaufen war. Und es war weiß Gott kein gutes Gefühl, völlig durchnässt zu sein, obgleich ihm weniger die Nässe als vielmehr die Wirklichkeit zu schaffen machte. Vor allem die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden, beginnend mit Mamans höchst merkwürdigem Anruf.
    Das Lämpchen am Anrufbeantworter blinkte, als Maurice, ein Handtuch um die Hüften geschlungen, aus dem Badezimmer kam. Verwundert zog er die Augenbrauen hoch, als er sah, wer der Anrufer gewesen war. Es war mehr als ungewöhnlich, dass seine Mutter ihn zu so später Stunde , fast mitten in der Nacht anrief,. Hoffentlich war nichts Schlimmes passiert. U m gewappnet zu sein , hörte er sich a m besten erst ein mal an , was sie zu sagen hatte , bevor er zurückrief .
    »Hallo , Maurice, ich … ich wollte dir nur sagen …« , E s trat eine Pause ein, als müsste sie erst überlegen, was sie ihm überhaupt mitteilen wollte. Er hörte sie hart und hektisch atmen, als hätte sie einen Dauerlauf hinter sich, und doch war irgend etwas anders.
    »Also , ich … ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Ich habe mich von deinem Vater getrennt. Ich melde mich wieder. Mach dir keine Sorgen. ”
    Als ob ihm das nach diesem Anruf gelingen würde. Nach einer weiteren Pause fügte sie hinzu: “ Ach ja, ähm – du denkst bestimmt, ich bin übergeschnappt«, sie lachte, als wäre es ihr peinlich, was sie zu sagen beabsichtigte, »aber es ist wirklich wahr …«
    Es fehlt nur noch, dass sie anfügt: Und nichts als die Wahrheit , dachte Maurice genervt.
    »Also, deiner Schwester sind Flügel gewachsen …«
    Natürlich. Das kam ja auch alle Tage vor. Verdammt. Maman machte nicht solche merkwürdigen Scherze. Irgendetwas war geschehen. Er hörte, wie sie mehr zu sich selbst sprechend in den Hörer murmelte: »Das klingt völlig verrückt. Aber es ist wahr. Sie ist so schön mit diesen Flügeln.«
    Maman hatte offensichtlich den Verstand verloren. Maurice kämpfte zwischen Panik und dem Impuls, laut loszulachen . Flügel. Wenn er diese Aussage wörtlich nahm, konnte das nur eins bedeuten . Sein Atem stockte vor Schreck : Aliénor war tot. Dieser Gedanke trieb ihm Tränen in die Augen.
    »Also, ich melde mich wieder.«
    Seine Beine gaben nach , und er setzte sich auf das Sofa. Maurice ’ Hände zitterten. Flügel konnten nur als Symbol des Todes gedeutet werden. Also war Aliénor jetzt ein Engel.
    Eine Weile saß er einfach nur da und versuchte nachzudenken, was er tun sollte. Schließlich hörte er den AB ein zweites Mal ab und danach fünf weitere Male. Erst danach rief er seinen Vater auf der Rufnummer an, die dieser ihm für Notfälle gegeben hatte .
    Geoffrey schwieg lange auf die Frage, was es mit dem mysteriöse n Anruf auf sich habe. Als er endlich antwortete, wirkte seine Stimme ungehalten: »Ja, es stimmt. Aber deine Mutter hätte es dir nicht erzählen sollen. Aliénor ist nicht tot. «
    »Was? Würdest du mir mal erklären, was …«
    »Nein«, unterbrach Geoffrey seinen Sohn schroff. »Nicht am Telefon. Wenn du Antworten haben willst, musst du herkommen. Oder noch besser, du vergisst es einfach. Es ist alles in Ordnung.« Danach hatte er grußlos aufgelegt.
     
    Beinahe wie von selbst trieb es Maurice in die Nähe des Doms . E r blickte schließlich zu den hohen Türmen auf, die den wolkenverhangenen Himmel zu berühren schienen. Allzu gern hätte er eine Zeitreise unternommen und Köln zu Zeiten des Dombaubeginns besucht. Es war bewundernswert, mit welcher Energie und welchem Gottvertrauen die Menschen damals dieses Bauwerk in Angriff genommen hatten , o hne die heutigen Hilfsm ittel zur Berechnung von Statik zu kennen. Und wie waren sie damals mit der Existenz der Vampire umgegangen? Vampire wurden in alten Aufzeichnungen nicht erwähnt, waren kein Thema in der Bibel.
    Der Inhalt und die Fotos der Berichte, die Ryad ihm schlussendlich gezeigt hatte, hatten Maurice bis ins Mark erschüttert. Zugleich baute sich in seinem Inneren eine unbändige Wut auf seinen Vater auf. Warum erfuhr er erst jetzt, dass Geoffrey nicht irgendein Kri minal beamter war, sondern ein Sonderermittler, spezialisiert
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