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v204525

v204525

Titel: v204525
Autoren: Jean Fellber
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kam nicht mehr so schnell und seine Stöße wurden rhythmischer, gleichmäßiger, nicht mehr so hektisch stochernd. Damals dachte ich, dass Sex eine nette Geschichte sei, auf die ich aber auch verzichten könnte. Wir trennten uns nicht deswegen, ich weiß gar nicht mehr genau, warum wir uns trennten. Wahrscheinlich war es nur das Gefühl, dass wir füreinander nicht die richtigen sind.
    Ich hatte bald einen neuen Freund, der mich etwas grober und fester anpackte. Ich dachte am Anfang: ›Ja, das ist es!‹ Er fragte nicht, er nahm sich, was er wollte. Leider nahm er tatsächlich nur, was er wollte, und kümmerte sich nicht um meine Lust, aber er war besser als mein erster Liebhaber. Wir stritten uns viel, laut und heftig. Erst als er mich schlug, habe ich ihn verlassen, nachdem ich mich bei meiner Mutter ausgeheult hatte. Er war übrigens der Erste, der in meinem Mund kam. Am meisten habe ich mit Manuel gemacht. Er war gut darin, meine Möse zu küssen und mich so zum Höhepunkt zu bringen. Als ich, während ich ihm einen blies, mit einem Finger seinen hinteren Eingang streichelte, packte er meine Hand und zog sie weg. ›Das ist schmutzig‹, sagte er. Ich glaube, Manuel träumte von einer reinen, normalen Liebe. Wie kann jemand, der Anarchist sein will, beim Sex nur so konservativ sein?« Lou lachte auf. »Ja, das ist meine kurze Geschichte des Sexes. Nicht besonders spannend, oder?«
    »Natürlich ist sie spannend. Die Geschichte hat erst angefangen.«
    »Oh ja.«
    ***
    Am nächsten Tag wirkte Lou ernster als sonst. Vielleicht lag es aber auch nur an ihrem schwarzen Kleid. Wir setzten uns einander gegenüber, aber sie stellte keine Frage, redete auch nicht, sondern schwieg.
    »Es ist kein guter Tag heute«, stellte ich fest.
    »Nein.«
    »Aber Sie sind trotzdem da.«
    »Ich habe einen Brief dabei. Von ihm. Er ist der Grund, warum ich so viele Fragen habe. Möchten Sie ihn lesen?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, nestelte sie ein zerknülltes Stück Papier aus der Tasche und reichte es mir. Ich strich den Brief glatt und las.
    Geliebte Lou,
    Du weißt, wie sehr ich Dich liebe. Nun sind Semesterferien und Du bist weg, in Deinem Dorf bei Deiner Mama. Und bei wem noch? Ich habe das Gefühl, dass Du Dich mir entziehst, dass Du anderen Männern hinterhersiehst, mit ihnen flirtest. Ich bin mir nicht sicher, ob Du etwas mit anderen hast, aber ich will nicht einer von vielen sein. Wenn Du zurückkommst, dann musst Du Dich entscheiden. Für mich, für meine Liebe. Du wirst nie wieder einen Mann treffen, der Dich so begehrt wie ich, der Dir für immer treu sind wird, in guten wie in schlechten Zeiten. Wirf das nicht weg! Ja, ich kann Dir nicht viel bieten, ich komme nicht aus einem reichen Haus … aber wer braucht schon Geld, wenn er den Reichtum des Himmels schenken kann? Es ist das höchste Glück der Menschen, sich gegenseitig zu besitzen, zu vertrauen, zu verstehen. Ich verstehe das, was Du wirklich bist. Wir sind jung und die Verführung ist groß, alles auszuprobieren. Aber man muss erwachsen werden.
    Wenn Du wieder in der Stadt bist, erwarte ich Dich. Versprich mir ewige Treue!
    Ich bin immer Dein, in Liebe,
    Manuel
    »Was ist die Treue und, vor allem, was ist die ewige Treue?«, fragte mich Lou, nachdem ich den Brief gelesen hatte.
    »Dem anderen Menschen immer verbunden zu bleiben.«
    »Was ist dann Untreue?«
    »Ihn abzuweisen.«
    »Das heißt, Untreue bedeutet nicht, mit anderen Menschen zu schlafen, sondern den Sex zu verweigern, weil man mit jemand anderem Sex hat?«, fragte sie.
    »Wenn man das nur auf den Sex bezieht, ja.«
    »Das gefällt mir«, sagte sie und lächelte wieder. »Manuel ist auch Anarchist, behauptet er zumindest, aber er verlangt im Brief unbedingte Treue. Körperlich, seelisch. Das kommt mir vor, als würde er mich unfrei machen wollen. Wenn jemand die Freiheit liebt, dann sollte man ihn nicht einsperren. Wenn jemand eingesperrt ist, dann sollte man in ihm den Wunsch nach Freiheit wecken. Vielleicht ist das in Wirklichkeit die Treue, den anderen zu befreien und diese Freiheit akzeptieren zu können. Warum verlangt man von dem anderen, nur einen Menschen zu lieben? Liebe und Sex vermehren sich, wenn man sie ausübt, nicht, wenn man damit geizt.«
    »Ich fürchte, das ist ein Ideal, das die meisten Menschen nicht leben können«, sagte ich.
    »Können Sie es, Herr André?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, zum Teil kann ich es. Aber ich würde für mich nicht die Hand ins Feuer legen.«
    Sie
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