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V wie Viktor

V wie Viktor

Titel: V wie Viktor
Autoren: A Schwarz
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sündhaft teuren Schuhe und seufzte theatralisch.
    »Wenn er mir gesagt hätte, dass er Besuch hat, wäre ich natürlich nicht hergekommen.«
    Was???
    Sie müsste doch stinksauer sein. Oder war das eines dieser Pärchen, die eine sogenannte offene Beziehung führten? Du liebe Zeit, das hätte mir gerade noch gefehlt.
    »Setzen Sie sich, meine Liebe. Lassen Sie uns etwas plaudern, bis Viktor wieder kommt. Ich bin Sasha und wie darf ich Sie nennen?«
    Wie ferngesteuert öffnete sich mein Mund, aber es kam nur ein Krächzen heraus. Ich räusperte mich, brachte mit Mühe »Anna« zustande.
    »Anna. Wie originell … Sagen Sie Anna, kennen Sie Viktor schon länger?«
    Zu der einschüchternden Schönheit dieser Frau kam noch ihre arrogante Selbstsicherheit. Sie beugte sich vor, nahm das zweite Glas und schenkte sich Champagner ein. Dann lehnte sie sich bequem zurück, trank genießerisch einen Schluck und sah mich immer noch auf Antwort wartend an. Das Einzige, was ich denken konnte, war: Ich will hier raus!!!
    »Sasha! Verdammt! Was tust du hier?«
    Viktor stand in der offenen Fahrstuhltür. Sein Blick war zwar nicht sehr erfreut, aber keineswegs erschrocken oder panisch. Sie stand auf, ging auf ihn zu, geschmeidig und träge wie eine Katze, die sich in ihrem Territorium sicher weiß, und küsste ihn auf die Wange.
    »Viktor, mein Lieber, ich wusste doch nicht, dass du Besuch hast.«
    Seine Augen wurden schmal vor Zorn. Er ballte die Fäuste, als müsse er sich sehr beherrschen, sie nicht zu benutzen.
    »Verschwinde! Du hast hier nichts zu suchen.«
    Er nahm sie unsanft am Arm, zog sie zum Lift und schob sie in die Kabine hinein. Beim langsamen Schließen der Türen winkte sie mir zu.
    »Au revoir Cherie! Vielleicht sehen wir uns bald wieder. Fragen Sie ihn unbedingt nach … «
    Den Rest verstand ich nicht mehr. Er blieb mit dem Rücken zu mir stehen, schien sich zu sammeln. Seine Fäuste entspannten sich langsam wieder und ein tiefer Atemzug dehnte seinen Brustkorb. Dann drehte er sich zu mir um und lächelte. Er lächelte? Jetzt kochte der Zorn in MIR hoch! Ich schnappte mir meine restlichen Sachen und stürmte an ihm vorbei, drosch auf den Knopf des Fahrstuhls.
    »Warte! Anna! Wo willst du hin?«
    Auf einem Schuh balancierend, den anderen noch in der Hand, drehte mich wütend zu ihm um.
    »Noch nie in meinem ganzen Leben war ich in einer so beschissenen Situation!!! Du bist das Allerletzte! Wenn du deine Frau schon betrügen musst, dann tu es wenigstens nicht hier!«
    Er lachte laut auf.
    »Sasha ist doch nicht meine Frau.«
    »So? Was denn dann? Deine Mutter?«, fauchte ich ihn an.
    »Sie ist nur eine … Freundin. Mehr nicht. Anna beruhige dich. Es tut mir leid, dass sie dich hier überrascht hat. Aber es hat nichts zu bedeuten.«
    »Fahr zur Hölle! Ich glaub dir kein Wort!«
    Ich hatte es endlich geschafft, auch den zweiten Schuh anzuziehen und hieb ungeduldig immer wieder auf den schon leuchtenden Knopf. Er seufzte resigniert.
    »Ok, DER Abend ist wohl gelaufen. Darf ich dich wenigstens nach Hause bringen lassen?«
    Mit einem leisen Pling öffnete sich die Tür.
    »Nein danke! Ich komme wunderbar alleine zurecht.«
    Ich starrte ihm wütend in die Augen, bis die Tür sich geschlossen hatte. Diesmal kein Looser, aber dafür ein Arschloch, das war auch nicht besser. Ich fühlte mich so gedemütigt. Ganz sicher würde ich ihn nicht wiedersehen. Niemals!

2.
    Am nächsten Morgen wachte ich mit verquollenen Augen und schwerem Kopf auf. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass ich mich nach einer Flasche Wein in den Schlaf geweint hatte. Ich kannte diesen Mann doch gar nicht. Nur weil er mich sexuell anzog, durfte ich mir keine Gefühle für ihn einreden. Ich würde ihn vergessen.
    Sofort! Mit diesem festen Vorsatz ging ich ins Bad und in den Tag.
    Im Büro angekommen, fielen mir die versteckten Blicke und das Grinsen meiner Kollegen auf. Also war ich gestern doch nicht so unbemerkt verschwunden, wie ich gedacht hatte. Auch egal …
    Ich versuchte, mich so gut es ging auf meine Arbeit zu konzentrieren, als es an der offenen Tür klopfte. Susanne, eine Kollegin, grinste mich breit an.
    »Anna, da ist ein Bote mit einem … hm … Päckchen für dich.«
    Neugierig stand ich auf. Als ich um die Ecke bog, blieb mir fast die Luft weg. Das »Päckchen« war ein riesiger Strauß blutroter Rosen! Ich unterschrieb den Wisch für den Boten, nahm die Blumen in Empfang und flüchtete vor den neugierigen Blicken in mein Büro. Nachdem
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