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V wie Viktor

V wie Viktor

Titel: V wie Viktor
Autoren: A Schwarz
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gehen?«
    »Ja, das werden wir auch. Komm.«
    Er bot mir seinem Arm an, ich hakte mich ein und folgte ihm. Der dunkle Weg endete am Wasser vor einem schmalen Steg. Ich hatte noch nicht mal gemerkt, dass wir in der Nähe des Flusses waren. Am Ende des Stegs lag eine Art Hausboot. Es sah von außen nicht sehr modern oder luxuriös aus, weshalb ich Viktor ein weiteres Mal verwundert ansah. Er schien meine Verwirrung zu genießen, denn er schmunzelte die ganze Zeit in sich hinein. Mit einer Handbewegung bedeutete er mir, ihm zu folgen. Ich überlegte kurz die Schuhe auszuziehen, denn mit diesen Absätzen war das ein waghalsiges Unternehmen, aber damit hätte ich mein Styling zunichtegemacht. Also stützte ich mich mutig auf seinen Arm und stakte über die wackligen Planken. An Bord atmete ich erleichtert auf. Wir standen nun auf einem Vordeck, von dem eine Tür ins Innere des Bootes führte. Was ich im Mondlicht erkennen konnte, war absolut unspektakulär. Ich war ein wenig enttäuscht, meine Tagträume vom Dinner bei Kerzenlicht drohten sich in Luft aufzulösen. Er öffnete die Tür, blieb stehen und ließ mich zuerst hineingehen. Dieser Anblick jetzt strafte die äußere Hülle Lügen. Es war umwerfend!
    Dunkles, rötlich schimmerndes Parkett, sanftes, gedämpftes Licht und die überall verteilten Kerzen zauberten eine weiche, geheimnisvolle Atmosphäre. Auf der wunderschön gedeckten Tafel glänzte edles Porzellan mit funkelndem Kristall um die Wette. Champagner und Rosen auf einem kleinen Tisch daneben. Leise Musik und zwei große, tiefe Sessel vor einem prasselnden Kaminfeuer.
    Damit hatte er jedes nur erdenkliche Klischee eines romantischen Abend, das mir heute durch den Kopf gegangen war, bedient. Es war zu viel, zu schön, um wahr sein zu können. Ich stand immer noch völlig benommen in der Tür. Erst als ich seine Hand auf meinem Arm spürte, kam ich wieder zu mir.
    »Anna? Ist alles in Ordnung. Ich dachte, hier können wir uns besser kennenlernen als in einem Restaurant mit dem ganzen Trubel drum herum. Oder gefällt es dir nicht?«
    »Doch … doch! Es ist … toll …«
    Meine Antwort musste lahm geklungen haben, denn er sah mich prüfend an. Ich riss mich zusammen.
    »Doch, es gefällt mir sehr. Es ist nur soooo … perfekt!.«
    »Zu perfekt? Aha. Und ich dachte, du … ihr Frauen wünscht es euch so.«
    Jetzt war es an mir, zu schmunzeln.
    »Kannst Du etwa Gedanken lesen? Aber Du hast ja recht. Es ist einfach wundervoll!«
    Ich blinzelte ihn kokett an. Schneller als mein nächster Lidschlag war er bei mir, seine Armen umschlangen mich und seine Lippen lagen auf den meinen.
    Gütiger Himmel kann dieser Mann küssen!
    Er dirigierte mich langsam Richtung Raummitte. Wir konnten nicht voneinander lassen. Der harte Rand des Tisches stieß an meinen Po, mit einer einzigen Handbewegung wischte er alles beiseite. Gläser, Teller zersprangen mit einem lauten Klirren auf dem Boden.
    »Das Essen …«, murmelte ich pro forma an seinem Mund. Mit einem Ruck hob er mich auf den Tisch. Mantel, Kleid, Schuhe, Hemd, Hose, alles fiel in kürzester Zeit zu Boden. Wir waren aufgeladen wie die Luft an einem heißen Sommertag kurz vor dem ersehnten Gewitter. Genauso schnell und heftig — und genauso erlösend war die Explosion, die uns beide überrollte.

    Was auch immer da eben geschehen war, das war nicht nur sexuelle Anziehung, das konnte ich mir nicht mehr einreden. Langsam wich die Spannung aus seinen Muskeln. Er zog mich an sich und schloss mich fest in seine Arme. Minutenlang verharrten wir eng umschlungen und lauschten nur dem Atem des anderen. Ich sog seinen Duft tief in mich auf, herb, männlich, berauschend. Zärtlich glitten seine Hände über meinen Rücken und brachten mich ins Jetzt zurück. Irgendwann lösten wir uns voneinander, sahen uns in die Augen.
    »Und was ist jetzt mit meinem Essen? Ich habe Hunger.«
    Er lachte leise.
    »Gut, dann sollten wir wohl servieren lassen.«
    Hob mich in seine Arme und trug mich zum Kamin, ließ mich dort in einen der Sessel sinken und hüllte mich in eine Decke.
    Gerade als er seine Hose schloss, öffnete sich eine Tür und der Chauffeur kam in Begleitung einer jungen, hübschen, schüchtern wirkenden Frau herein. Ohne einen Blick in unsere Richtung sammelten sie das angerichtete Chaos ein und verschwanden wieder. Ich war sprachlos, aber zu träge zum Fragen kuschelte ich mich in die Decke und lehnte mich zurück. Er rückte den zweiten Sessel dicht neben Meinen und machte es
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