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Utopia 2050

Utopia 2050

Titel: Utopia 2050
Autoren: Gordon R. Dickson
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Wallys Fall nicht ungewöhnlich genug?«
    »Verzeihen Sie«, sagte er, »aber ich muß ehrlich zu Ihnen sein. Dr. Garranto ist für gewöhnliche Fälle einfach nicht abkömmlich. Die Fälle wichtigerer Leute beschäftigen ihn vollständig. Selbst wenn er Ihren Namen auf eine Liste setzt würden Sie nie an die Reihe kommen. Und wenn doch, glauben Sie mir, Sie könnten sich die Operation nicht leisten.«
    »Einen Moment«, sagte Et. »Ich zehre zwar von der Allgemeinen Grundversorgung, aber ich besitze eine seetüchtige Schaluppe ...«
    »Mein lieber Mr. Ho«, sagte der Arzt, »Sie hätten Mühe, die Kosten der Operation zu begleichen, besäßen Sie eine Vierzig-Meter-Jacht. Haben Sie eine Vorstellung vom erforderlichen Aufwand? Da ist nicht bloß der Einsatz der technischen Ausrüstung, die beinahe den Umfang einer kleinen Klinik besitzt, sondern auch das Honorar für ein Team von sechs bis zehn Medizinern, jeder ein Spezialist auf einem bestimmten Gebiet, bei der Anästhesiologie angefangen, und hinzu gehören die Kosten für eine Gruppe medizinischen Personals, die assistiert.«
    »Wie teuer ist das alles?«
    »Das kann man nicht voraussagen.«
    »Verraten Sie mir den Höchstbetrag.«
    »Einen Höchstbetrag gibt es nicht«, sagte der Arzt. »Ich sage Ihnen die Mindestkosten – dreihunderttausend Bruttoglobalprodukt-Anteilseinheiten.«
    Et sah ihn an. Sechs Jahre lang hatte er gearbeitet, mehr oder weniger regelmäßig, um sich die Sarah kaufen zu können, wie seine Schaluppe hieß. Sie war höchstens 15 000 BGP-Einheiten wert; und seine Allgemeine Grundversorgung lag niedriger als 100 Einheiten monatlich.
    »Jetzt verstehen Sie, Mr. Ho«, sagte der Arzt, »wie es sich verhält.«
    Aber Et hatte es nicht verstanden.
    Er hatte noch nie zu jenen Menschen gezählt, die sich dem Schicksal um jeden Preis entgegenstemmen oder sich aufopfern, um etwas Unmögliches möglich zu machen. Doch Wallys Tod hatte ihn tief getroffen und in seinem Herzen eine bis dahin unbekannte Pforte aufgetan.
    Hindurch loderten die Flammen gewisser uralter, fürchterlicher Feuer, die unter den blauen Himmeln und sonnigen Stränden von Ets Seele brannten. Aus ungeahnten vulkanischen Tiefen drang der heiße Gerechtigkeitssinn seiner alpinen Vorfahren und schreckte ihn aus einem lebenslangen, süßen Traum vom Paradies auf und stieß ihn in die Wirklichkeit schwarzer Sünde und bitterer Buße. Die Welt, die in seinen Augen für jeden vernünftigen Menschen nur Gesang und Gelächter enthalten hatte, war für seinen Bruder in Wahrheit eine Welt endlosen Trauerns, der Niederlagen und schließlicher Selbstzerstörung gewesen. Diese Welt mußte das Unglück gutmachen, das sie seinem Bruder gebracht hatte – im gleichen großzügigen Maße wie das Maß von Wallys Schmerz.
    Seine krasse Reaktion erfolgte nicht sofort. Sie entwickelte sich, nachdem er Nachforschungen über die angebliche Unmöglichkeit und die Kosten einer Wiederbelebung Wallys anzustellen begonnen hatte. Den ersten Beweis dafür, daß der Arzt die Schwierigkeiten sogar untertrieben dargestellt hatte, holte er sich von Mr. Lehon Wessel, dem Zweiten Geschäftsführer der Weltbank-Filiale auf Hilo, an den Et sich zuerst wandte, um zwecks Begleichung der Wiederbelebungskosten eine Art von Finanzierung zu vereinbaren.
    »Ich fürchte, das ist problematisch«, sagte Lehon Wessel. Er war ein dickbäuchiger, langbeiniger Mann mit hellem Haar und heller Haut, die rot war von der Sonne. Seine Haltung drückte Bedauern aus. »Ihr Vermögen und Ihr Einkommen widersprechen ganz einfach der Erwägung, für die Operation Ihres Bruders finanzielle Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen.«
    »Das weiß ich«, sagte Et ungeduldig. »Aber unterhält der Weltwirtschaftsrat nicht Beihilfe-Etats oder Sonderfonds, aus denen ich Unterstützung beziehen oder die ich beleihen könnte?«
    Lehon Wessel lächelte traurig.
    »Natürlich gibt es solche Fonds«, sagte er, »aber daraus eine monetäre Unterstützung zu erhalten, ist eine verwickelte Angelegenheit. Um ehrlich zu sein, Mr. Ho, in Ihrem Fall erachte ich jede diesbezügliche Mühe schon jetzt als vergeblich. Diese Fonds sind für Ausnahmefälle bestimmt.«
    »Ist es kein Ausnahmefall, wenn ein Mann infolge einer negativen Reaktion auf R 47 Selbstmord begeht?« meinte Et. »Die negative Reaktion soll so selten sein wie die positive, die jemanden, der die Droge genommen hat, zu einem R-Meister macht. Und wie viele R-Meister gibt es? Einer unter mehreren
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