Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Utopia 2050

Utopia 2050

Titel: Utopia 2050
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
stören.«
    Über den Tisch hinweg musterte Et den anderen voller Grimm. »Sie glauben sicherlich nicht, daß ich so etwas tun werde, oder?«
    Der Rechtsbeistand schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich glaube ich es nicht«, sagte er. »Aber es gehört zu meiner Aufgabe, Ihre Aufmerksamkeit auf alle möglichen Wege zu lenken.«
    »Dafür bin ich Ihnen dankbar«, sagte Et trocken. »Denn ich werde genau das tun.« Er genoß die Verwirrung des Rechtsbeistands. »Vielleicht schaffe ich es in weniger als fünf oder zehn Jahren.«
    »Sie dürfen niemals die Hoffnung verlieren«, sagte der Rechtsbeistand.
    »Ich habe nie daran gedacht, mich auf eine Hoffnung zu beschränken«, sagte Et. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Rechtsbeistand. In der Tat beschäftigte er sich bereits seit einer Weile mit einer ähnlichen Absicht. Er besaß inzwischen Klarheit darüber, daß er die Herren des Verwaltungsdschungels, worin er sich verirrt hatte, nur schlagen konnte, wenn er vortäuschte, sich an die Spielregeln zu halten. Allerdings sah er keinen Grund, dabei auf den Einsatz der Vorteile zu verzichten, über die er verfügte.
    Schon als junger Bursche hatte er bemerkt, daß man jene, die ihre Fähigkeiten zeigten, dazu drängte, sie auch anzuwenden. In der Grundschule hatte er gelernt, die Ergebnisse der Intelligenztests weit unter jenen Ergebnissen zu halten, die zu erzielen er sich befähigt fühlte. Wally dagegen hatte sich keinerlei Zurückhaltung auferlegt und deshalb gleichmäßig gut abgeschnitten – er war kein Genie, aber nicht weit davon entfernt. Et wußte, daß seine Intelligenzstufe mindestens der seines Bruders entsprechen mußte, aber er behielt es für sich, weil er Verachtung für jene Menschen empfand, die vermeinten, Intelligenz allein erhebe sie über ihre Mitbürger.
    Als Resultat seiner Verschwiegenheit besaß er nun ein Mittel, das er auszuspielen beabsichtigte. Er wollte sich eine Injektion des gleichen R 47 verabreichen lassen, das Wally ins Verderben gestürzt hatte. Es war ein Risiko, aber ein geringes. Die Wahrscheinlichkeit zweier solcher Unglücksfälle durch die Droge innerhalb einer Familie mußte statistisch so winzig sein, daß sie einer Unmöglichkeit gleichkam. Ein kleiner IQ-Verlust würde nicht so schlimm sein; ein kleiner Zuwachs konnte schon gar nicht schaden.
    Es kam ihm darauf an, den Bürokratenhäuptlingen, indem er sich R 47 einspritzen ließ, seinen guten Willen zu beweisen, sich einen gesellschaftlichen Stellenwert anzueignen – und zusätzlich würde er seinen bislang verborgenen Teil von Intelligenzkapazität enthüllen und in eine Intelligenzsteigerung durch die Droge umfälschen; er nahm an, daß eine diesbezügliche Behauptung sich nicht widerlegen ließ. Damit, so glaubte er, besaß er eine gute Voraussetzung zum sozialen Aufstieg. Schließlich würde er, daran hegte er keinen Zweifel, von diesem System, das Gehirne und Positionen so hoch schätze, für Wally bekommen, was er anstrebte ...
     
    »Mr. Ho.«
    Carwells Stimme. Et hatte beinahe vergessen, daß er sich noch in der R 47-Klinik aufhielt und man auf Anzeichen eines Effekts der Droge wartete. »Wie fühlen Sie sich jetzt?« fragte Carwell. »Geht es Ihnen gut?«
    Et nickte.
    »Schön«, sagte der Arzt. »Die unmittelbare Reaktionsphase ist vorüber. Sie kehren nun zurück in den Warteraum.« Er betätigte die Kontrollen des Antigrav-Tischs, der daraufhin um ein Stück stieg und zur Tür schwebte, die sich automatisch öffnete. »Ich komme natürlich mit«, ergänzte Carwell.
    Er begleitete den Tisch auf dem programmierten Weg. Im Warteraum hingen Ets Kleider ordentlich an einer Magnetleiste.
    »Fühlen Sie sich noch immer völlig unverändert?« fragte Carwell.
    »Völlig«, bestätigte Et.
    »Dann können Sie aufstehen und sich ankleiden«, sagte Carwell. Während Et der Aufforderung nachkam, sah er zu und erkundigte sich noch zweimal, ob Et irgendeine Reaktion verspüre.
    »Ich dachte«, meinte Et, als er die magnetischen Verschlußstreifen seines Hemds übereinander schob und sich zum Gehen anschickte, »es wäre mit gar keiner Reaktion zu rechnen.«
    »Keiner körperlichen Reaktion«, berichtigte Carwell. »Aber es könnten mentale Symptome auftreten – irgendwelche, sogar Halluzinationen.«
    Et verließ den Raum. Carwell schloß sich ihm an und zog die Maske von seinem Gesicht. »Auch so etwas verspüre ich nicht«, sagte Et. Er musterte Carwell von der Seite, während sie durch den Korridor schritten. »Keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher