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Utopia 2050

Utopia 2050

Titel: Utopia 2050
Autoren: Gordon R. Dickson
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Speisegruppe hinter Ihnen«, sagte er.
    »Ach?« Et war nicht auf den Gedanken gekommen, daß man Aufpasser für ihn abstellen würde. »Bin ich der Grund, aus dem sie hier sitzen?«
    »Ja, Mr. Ho«, bestätigte Rico. »Die Entscheidung, ob Sie diesen Schutz wünschen, liegt selbstverständlich bei Ihnen, aber unter einer Weltbevölkerung von sechs Milliarden gibt es natürlich immer ein paar Fanatiker ...«
    »Lassen wir das«, meinte Et. »Leibwächter interessieren mich nicht. Ich wollte wissen, ob Sie auf dieser oder auf den anderen Plattformen Leute kennen, die nichts mit mir zu tun haben.«
    »Jawohl, Sir.« Ricos Blick schweifte über die benachbarten Plattformen. »Ich sehe keine persönlichen Bekannten.«
    »Ich meine allgemein bekannte Leute.«
    »Ja, Mr. Ho. Persönlichkeiten, die im Blickfeld der Öffentlichkeit stehen, sind viele anwesend. Li Ron Pao, der Dirigent der Berliner Symphoniker, sitzt am fünften Tisch links von Ihnen. Der beleibte Mann inmitten der Gruppe auf der Plattform, die gerade herauf in unsere Höhe schwebt, ist der Sekretär des Weltwirtschaftsrats, George Fish. Dort sehe ich auch mehrere Prominente aus Theater und Film. Auf der Plattform da drüben, die abwärts sinkt, befindet sich Marash Haroun vom Ersten Verband der Holographisten.« Rico setzte seine Aufzählung fort. Et lauschte stumm und musterte jede Person, die Rico nannte, mit halb gesenkten Lidern. Schließlich zögerte Rico. »Ich kann weitermachen, solange wir hier sind, Mr. Ho«, sagte er. »Bestehen Sie darauf?«
    »Nein. Das reicht vorerst.«
    »Warum haben Sie Namen von mir hören wollen, die Sie gewiß genauso gut kennen wie ich?« fragte Rico.
    »Weil ich sie nicht kenne.«
    »Nicht?« Rico starrte ihn an.
    »Richtig«, sagte Et. »Anscheinend habe ich bislang ein ganz besonders abgeschiedenes und ruhiges Leben geführt. Ich kenne sehr wenige von jenen Menschen, die diese Welt in Gang halten.«
    »Alle Menschen halten die Welt in Gang«, sagte Rico. »Dies sind lediglich jene wenigen, deren Tätigkeit sie in den Mittelpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit stellt.«
    »Die Fleißigen im Weinberg«, sagte Et.
    »Ja, Sir.«
    »Die zufällig das Glück haben, wie ich, Plätze im Mailänder Turm reservieren lassen zu können.«
    Rico errötete. Diese Gemütsäußerung erstaunte Et. Er hätte geschworen, der andere sei zu selbstbewußt, um irgend welche Gefühlsregungen zu zeigen. »Sagen Sie mir, Rico«, bat Et, »welche Person die wichtigste in der Welt ist.«
    » Eine wichtigste Person gibt es nicht, wie Sie wissen, Mr. Ho«, antwortete Rico. »Alle Männer und Frauen sind für die Gesellschaft gleichermaßen wichtig, seit man im Jahre 2002 das Weltkonzil gebildet hat, um nationale Feindschaften und verbrecherische Umtriebe auszumerzen. Deshalb leben wir nunmehr in einer Welt vernünftiger Menschen, die nur jene Tätigkeit auszuüben brauchen, nach deren Ausübung es sie am meisten verlangt, oder die, wenn sie es so wollen, nichts tun müssen. Wie könnte in einer Gesellschaft, worin jeder, der einer Tätigkeit nachgeht, dies ausschließlich aus Interesse an seiner Arbeit macht, eine Person wichtiger sein als die andere?«
    »Indem sie ein R-Meister wird«, sagte Et.
    »Ein R-Meister«, entgegnete Rico, »besitzt außerordentlichen Wert. Doch solange er ihn nicht in einen Nutzwert umwandelt oder das Weltkonzil mit ihm nichts anzufangen weiß, ähnelt er einem wertvollen Kunstwerk, das man in einen Schrank einschließt und vergißt. Andererseits reihe ich einen Tag geschäftiger Tätigkeit an den anderen, indem ich meine Aufgabe erfülle. Ihr Stellenwert ist sicherlich grundsätzlich höher als meiner. Doch wenn ich über die persönliche Wichtigkeit ein Urteil fällen müßte, würde ich sagen, daß ich wenigstens gegenwärtig nicht minder wichtig bin als Sie, Mr. Ho.«
    »Interessant«, sagte Et und empfand plötzlich Neugier und eine gewisse Hochachtung. »Darüber sollten wir uns einmal ausführlich ...« Er verstummte, wandte ruckartig den Kopf und blickte zu einer Plattform hinüber, die gerade aufwärts geschwebt war und nun in gleicher Höhe mit ihrer Plattform verharrte. Im Augenwinkel hatte er ein vertrautes Gesicht zu sehen geglaubt, und jetzt, als er hinschaute, stellte er fest, daß es sich nicht um einen Irrtum handelte. »Ich habe mich getäuscht, Rico«, sagte er. »Ich dachte, ich würde hier niemanden kennen, aber das stimmt nicht. Das dort drüben ist Maea Tornoy.«
    »Maea Tornoy?« wiederholte Rico.
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