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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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Ziegenhirten sind? Mein Bruder ist auch einer, und alle sind stolz auf ihn. Ihr liebt Fergon sehr, nicht?«
    Melwin nickte. »Wir Zauberer lieben alle Menschen sehr. Aber untereinander haben wir noch ein besonderes Verhältnis, denn alle teilen wir dasselbe Wissen und dasselbe Schicksal.«
    »Welches?«, fragte Kelric. Er erschrak, als er sah, wie Melwins Gesicht für einen kurzen Augenblick in Aufruhr geriet.
    »Wir sind einsam, Kelric«, antwortete er leise. »Oh, Junge, du ahnst nicht, wie entsetzlich einsam ein Mensch sein kann!«
    Kelric war so eingeschüchtert und erschüttert, dass er von nun an schwieg und sich schließlich zum Schlafen niederlegte.
    Die beiden Zauberer schliefen schon lange tief in regelmäßigen Atemzügen, als er immer noch wachlag. Ein schwarzes schreckliches, namenloses Grauen erwuchs in seinem aufgewühlten Verstand; vor seinem geistigen Auge zog immer wieder Melwins seltsamer Gesichtsausdruck vorbei, den er sich nicht erklären konnte, und schließlich war er so verstört, dass er drauf und dran war, aufzuspringen und laut um Hilfe zu rufen. Aber bevor er dazu kam, legte sich ihm plötzlich eine bleierne Schwere auf die Glieder, die ihm die Augen zudrückte und ihn in die Schlafebenen entführte.
    Er träumte vorn Sonnenaufgang auf seinem Lieblingsfelsen, jener vertrauten Stunde am Morgen, die nie mehr wiederkehren würde, und er begrüßte den gewohnten Nebel mit freudiger Erwartung, als Panik in ihm ausbrach, denn in dem heimatlichen Bild entstand plötzlich ein Schatten: Irgendwo aus dem Nichts kam er heran, klein noch in der Ferne, jedoch schrecklich groß und entsetzlich in der Nähe, und er wuchs und wuchs immer noch an zu einem fernen düsteren Geheimnis, das ihn mit seiner ganzen Unwissenheit umschloss und umfing und ihn mit seiner Riesenhaftigkeit und Schwere schließlich zu erdrücken und zu würgen begann, bis der Junge schweißgebadet und erstickt keuchend hochfuhr und mit wild klopfendem Herzen angstvoll in die Nacht starrte. Der Alpdruck war von ihm genommen, als er erwacht war; aber er brauchte lange, bis er die Schrecken des Traumes abgeschüttelt hatte. Um sich abzulenken, und noch in leiser Furcht vor einem erneuten Schlaf mit einem solchen Gesicht, stand er auf und lief ein paar Schritte in die Felsen hinein, in vertrautes, sicheres Land. Wie üblich war bereits der Nebel aufgekommen und kroch in allen Ecken und Nischen herum; Kelric fühlte sich nun beruhigt und getröstet und schnupperte in die Dunstschleier hinein. Da er mit den Nebeln aufgewachsen war, hatten sie statt Bedrohlichkeit das Gefühl der Geborgenheit für ihn, sie waren sein guter Freund, der ihn schützend umhüllte und seinen gut geschulten scharfen Sinnen alle fernen Geräusche heimlich zutrug. Er vertraute dem Nebel absolut, so dass er alle Vorsicht und die Gefahren der Nacht vergaß und träumend weiterging ... und zu Tode erschrak, als sein Alptraum Realität wurde. Giftig und geifernd schoss ein Schattenungeheuer, eine riesige unförmige Kreatur, aus der Finsternis hervor und umschloss mit eiskalten Knochenfingern Kelrics Kehle. Der Junge stürzte unter der Wucht des Angriffs und prallte auf den Rücken; unfähig, einen Schrei auszustoßen, schlug er keuchend und angstvoll mit Armen und Beinen um sich, aber der schreckliche Alb war so glatt und nachgiebig wie ein Schlammglibber und seine Kraft entsetzlicher als die eines Felstrolls. Kelric schlug eine Welle von ekelerregendem Gestank entgegen, als das Finsterwesen das Maul öffnete und einen rotblitzenden scharfen Fang entblößte; das abscheuliche Aussehen der Kreatur raubte ihm beinahe die Besinnung. Würgend und krächzend versuchte er um Hilfe zu rufen; hysterische Panik ließ die Gewissheit, sterben zu müssen, wie glühende Hämmer auf seinen angstgepeinigten Verstand niedersausen. Mit letzter Kraft stemmte er sich gegen das mörderische Ungeheuer, versuchte durch Drehen und Winden des Körpers dem Würgegriff zu entkommen, als ihm für einen kurzen Moment schwarz vor Augen wurde. In diesem Augenblick gab es einen blendenden Blitz über ihm, und der Alb ließ mit einem fürchterlichen Aufschrei von ihm ab und raste brüllend im Schutz der Dunkelheit davon.
    »Schon gut«, sagte Melwin, während er den zitternden und hustenden Jungen hochhob und zum Lager zurücktrug.
    »M-mir ist s-so k-kalt«, stotterte Kelric zähneklappernd.
    »Ich weiß«, nickte Melwin. »Das war ein Frostalb, einer von der schlimmsten Sorte. Er spürt deine
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