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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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zitternden und weichen Knien und klopfendem Herzen hinüber zum Zwischendeck tapste; blass und verstohlen drückte er sich langsam um die Ecken herum, bis er genug Mut gefunden hatte, um die Stufen hinabzusteigen, ohne zu fallen. Wackelig stand er in der Kombüse und verhakte die Finger ineinander, bis der Koch ihn bemerkte.
    »Nun?«, brummte er böse. »Was hast du jetzt wieder für einen Spaß, mit dem du mich lächerlich machen kannst?«
    »Aber das wollte ich doch gar nicht ...«, begann Kelric piepsig (der dumme Kloß im Hals!) und räusperte sich. »Bestimmt, Herr, ich wollte Sie nicht lächerlich machen! Das Dings ist mir ausgerückt, und bevor ich es einfangen konnte, war alles schon passiert, und dann habe ich solche Angst bekommen, dass ich den Unschuldigen spielte. Bitte, glauben Sie mir, es war keine Absicht!«
    Der Mann musterte ihn eindringlich, und als er sah, dass der Junge mit den Zähnen klapperte, verrauchte sein Zorn.
    »Na ja ... hm ... gut, in Ordnung«, murmelte er schließlich. »Ich will dir glauben, weil du eigentlich ein nettes Kerlchen bist ... und du hast mein Essen immer verdrückt. Also, vergessen wir's.« Er streckte Kelric die Hand hin, der sie freudestrahlend drückte.
    »Sind wir Freunde, ja?«
    »Hu? Na ja, schön, das eben auch noch. Hier hast du ein Stück Räucherschinken, und nun troll dich und lass dich hier nicht mehr blicken!«
    Kelric schoss wie ein Pfeil davon, um ganze Steine erleichtert, und kehrte zu den Zauberern zurück, um den Schinken mit ihnen zu teilen.

    Schon am nächsten Tag bequengelte er Melwin wieder so lange, bis dieser. seufzend aufgab und den Kapitän bat, ihnen seine Kabine zu überlassen, damit sie Ruhe hätten. Der Kapitän beeilte sich, geflissentlich zu versichern, welch große Ehre es für ihn sei, seine bescheidene und unwürdige Kajüte einem Heiligen Wanderer überlassen zu dürfen, und hoffentlich widerstrebe ihm die spartanische Einrichtung nicht allzusehr, und selbstverständlich könne er alles haben, was er nur wünsche, es würde sofort alles erfüllt, und ... Und hier brach er ab, als er merkte, dass er längst allein war. Beleidigt, weil er keinen überschwenglichen Dank für seine Großzügigkeit bekommen hatte, stapfte er auf seinem Deck umher und starrte sinnend Löcher in die Wellen.
    »Sind die immer so zuvorkommend?« wollte Kelric wissen.
    Melwin lächelte stillvergnügt. »Immer, Söhnchen. Wir Zauberer sind so etwas wie Halbgötter für sie, da wir noch dazu die Aura der Unnahbarkeit haben. Es ist von großem Vorteil – man braucht kaum Geld, denn alle Türen stehen einem offen.« Er wurde plötzlich ernst. »Dafür zahlen wir einen hohen Preis. Und wir schützen sie vor Unheil mit unserer Kraft. Wir dienen ihnen, und sie gewähren uns dafür Achtung und Gastlichkeit. Das ist nur gerecht.«
    Mit den letzten Worten öffnete er die Kajütentür, und sie betrachteten beide staunend den überwältigenden Reichtum des mittelgroßen Raumes: Pelze, Teppiche mit Goldstickerei, Kristallleuchter, Goldpokale, große weiche Sessel, wertvoll geschnitzte Stühle mit dem dazu passenden Tisch, auf dem Karten und Navigationsgeräte durcheinander lagen; ein großes Bett mit wolkenweicher und dicker Decke; an den Wänden hingen alte kunstverzierte Waffen und Bilder eines begnadeten Künstlers. Während Kelric mit offenem Mund gaffte, bemerkte Melwin trocken: »Oh, welch bescheidener Glanz in dieser Hütte! Wie sehr muss er sich seiner Armut schämen. Ich glaube, Kelric, unser freundlicher Kapitän war früher Pirat, denn mit der normalen Passagierschiffahrt kann man nicht soviel Geld verdienen, um das hier anzusammeln. Dann lass uns lieber vorsichtig sein mit unseren Übungen.«

    Einige Zeit herrschte erholsame Ruhe auf der Windsbraut, und Fergon gesellte sich zum Kapitän, um sich zu erkundigen, ob Kelric seine Nerven auch nicht zu sehr belastete.
    »Aber keineswegs!«, beeilte der Kapitän sich zu versichern. »Er ist doch ein lieber kleiner Kerl, nur ein wenig ... hm ... lebhaft. Aber das ist bei Kindern in seinem Alter ganz natürlich. Wie alt ist er denn genau?«
    »Zehn«, antwortete Fergon. »Als wir die Reise begannen, war er sehr viel ruhiger. Er entdeckt eben jetzt erst so richtig, was es alles zum Spielen gibt, und das nützt er weidlich aus. Das soll er ruhig auch, denn wenn er erst in Laïre ist, wird sich vieles ändern.«
    Der Kapitän, erstaunt über die vielen Worte des Zauberers, äußerte eine neugierige Frage: »Ist er denn
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