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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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besonders begabt? Ich meine, wo er doch aus Loïree kommt ...«
    »Kann sein«, antwortete Fergon unbestimmt. »Das wird sich alles herausstellen.« Er drehte sich der Reling zu und blickte still und versonnen auf die See hinaus; der Kapitän schwieg sofort und respektierte den unausgesprochenen Wunsch, keine Worte mehr zu wechseln. Nach einiger Zeit stellte er sich neben den alten Zauberer und versuchte, ebenso erhaben und würdig auszusehen wie er, und in seinem eifrigen Bemühen entging ihm das stille Lächeln auf dem erleuchteten Antlitz von Fergon.

    Nach einiger Zeit drang plötzlich ein erstickter Laut ( »Nicht so!« ) durch die halbgeschlossene Tür der Kapitänskajüte, und zum Erstaunen des Kapitäns kam Kelric flink wie ein Wiesel heraufgerannt und schlüpfte zwischen den Masten zum Mannschaftsdeck davon. Hinter ihm erschien Melwin, tropfnass, die Arme weit von sich gestreckt, Fergon einen resignierten Blick zuwerfend. Als begriffe er nun, stürzte der Kapitän in aller Hast erbleichend zu seiner Kajüte, riss die Tür auf und starrte voller Entsetzen auf ein kleines rosa Wölkchen, das mitten im Raum schwebte und einen sanften lila Schauer über seiner kostbaren Einrichtung niedergehen ließ.
    Langsam drehte er sich um, kehrte auf sein Deck zurück und deutete mit gewitterverhüllter Miene auf seine Kabine.
    »Wer immer das getan hat«, sagte er mit mühsam bezähmter, leicht höher geratener lauter Stimme, »macht das wieder weg. Ich mag keine rosa Wölkchen, keinen lila Regen, und am allerwenigsten mag ich das in meiner Kabine.« Seine Stimme wurde um eine winzige Nuance schärfer, als er fortfuhr, sein Gesicht ein ganz klein wenig röter: »Ich verlange , dass dieses ... dieses Gebilde aus meiner Kajüte entfernt wird! Sofort! «
    Die Zauberer, die niemals auch nur ein Körnchen ihrer Würde oder ihrer Ruhe verloren, gingen gelassen in die Kabine und schlossen die Tür hinter sich.
    Der Kapitän sank jammernd auf eine Taurolle. »Ich bin ein geschlagener Mann!«, klagte er bitter. »Das ist doch jetzt alles ruiniert, und ich habe so viele Jahre dafür gebraucht ...« Als er das gedämpfte Prusten eines versteckten Matrosen vernahm, raffte er seinen Stolz zusammen und erhob sich mit drohend geschüttelter Faust. »Na warte, du Bengel!«, rief er theatralisch. »Wenn ich dich erwische!«
    Kelrics schmale Nase, die soeben vorsichtig um eine Ecke spitzte, begleitet von einem linsenden Auge, verschwand auf der Stelle, und er flüchtete zu seiner Koje und versteckte sich unter der Decke.
    Nicht lange darauf erschienen die Zauberer bei ihm. Kelric saß wie eine verschüchterte Maus vor ihnen und ließ ihre Strafpredigt beschämt über sich ergehen; er nahm auch klaglos das Verbot jeglicher weiterer Spielereien hin, denn er verspürte ohnehin keine Neigung, wieder an Deck zu gehen.
    Nachdem Fergon gegangen war, um den Kapitän zu beruhigen, setzte Melwin sich neben Kelric.
    »Ihr seid wieder trocken?« fragte der Junge zaghaft und schüchtern.
    Der junge Zauberer lächelte. »Ja, Kerlchen. Die Sachen vom Kapitän auch. Aber mach das nicht noch mal mit mir! Du solltest inzwischen festgestellt haben, dass du sehr große, schwer kontrollierbare Kräfte besitzt. Ich hatte geglaubt, du seist in deinem Alter vernünftig genug, dich trotz deiner Besonderheit nicht einfach über alle erheben zu wollen. Du kannst einen hohen Stand erreichen, gewiss, aber bis dahin vergehen viele Jahre mit ungeheurer Mühe, Entbehrung und Demut. Wer nach solch hohen Zielen verlangt, muss dafür auch etwas leisten.«
    »Ja, Herr«, murmelte Kelric niedergeschlagen, dann brach er unvermittelt in Tränen aus. Melwin zog ihn an sich und streichelte ihm den dunklen Kopf.
    »Ich weiß, Söhnchen«, sagte er tröstend. »Es ist schwer, fern der Heimat und der Familie zu sein und soviel lernen zu müssen, wenn man doch viel lieber spielen möchte.«
    »Ich habe Angst vor Laïre«, flüsterte Kelric.
    »Das verstehe ich. Aber du wirst dort auf viele Kameraden in deinem Alter treffen, denen es ebenso ergeht wie dir.«
    »Werde ... werde ich Euch sehen?« Kelric sah zu dem jungen Mann hoch.
    Melwin lächelte. »Ich werde da sein, wenn du mich brauchst. Ich habe viele Aufgaben vor mir, Kelric, aber ich werde kommen, wenn deine große Zeit anbricht.«
    Kelric schwieg einige Zeit, dann sagte er leise: »Ich werde ganz allein sein, nicht wahr?«
    Melwin musterte ihn. »Wir sind immer allein, Kelric«, erwiderte er schließlich. »Kind, das erste, was
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