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Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition)
Autoren: Sarah Levine
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sie heran, konnte die Barriere nicht überwinden, die sich aufgebaut hatte. Was war es nur, das ihn so beunruhigt hatte?
    „ Ich kann mir kaum vorstellen, wie schwer das für dich sein muss!" sagte Viola plötzlich.
    Miles schaute sie verblüfft an.
    „Ich meine, er ist immerhin dein Vater. Oder besser: Er war es. Du hast deinen Vater verloren und konntest nicht mal um ihn trauern. Stattdessen habt ihr ihn gejagt. Du und Drago. Das muss furchtbar gewesen sein."
    Miles nickte abwesend.
    „Ich weiß nicht. Ich meine, ja, das stimmt alles. Aber irgendwie fühlt es sich nicht so an.“ Er überlegte einen Moment, bevor er weiter sprach. „Im Grunde hat sich kaum was geändert zwischen uns. Mein Vater war noch nie wirklich für mich da. Seine Arbeit war ihm einfach immer wichtiger. Wenn ich ihn sehen wollte, musste ich zu irgendeinem Camp fahren und an den Grabungen teilnehmen, die mich einen Scheiß interessiert haben. Ich bin meinem Vater schon mein Leben lang hinterhergejagt. Es lief immer alles nach seinen Regeln.“
    Er hielt inne. Plötzlich war es ganz nahe. Es war greifbar. Was war es? Sein Vater. Und er war ihr Anführer. Ihr Anführer. Was war es nur? Was?
    „Dieses Ding ist nicht mehr dein Vater, Miles. Du hast ihn gesehen. Er war völlig verwandelt. Und er hatte dieses komische Ding auf der Brust. Die anderen Urods hatten…"
    In dem Moment lichtete sich der Nebel und das Grauen der Erkenntnis traf Miles mit der Kraft einer Naturgewalt.
    „Die Quelle", japste er.
    Viola verstand nicht, was er meinte.
    „Das letzte Bild des Fries! Weißt du noch? Der tote Urod hatte diese Zeichnung auf der Brust, die aussah wie ein Trichter. Jetzt weiß ich, was es bedeuten sollte: Es ist die Quelle. Es sah genauso aus. Und diese Striche auf dem Fries, die aussahen wie eine Art Strahlenkranz. Diese Striche waren auf dem Bild mit der Quelle zu sehen und dann auf dem Bild mit dem Anführer. Wir dachten, es wäre ein Zeichen für Licht und Göttlichkeit. Aber das war es nicht. Es war ein Symbol für Laute, für Geräusche. Nicht mehr lange und mein Vater wird das Geräusch selbst produzieren können. Verstehst du, was das bedeutet? Dann können sie sich überallhin bewegen. Dann sind sie nicht länger an diesen Ort gebunden. Sie werden dort hingehen, wo ihr Anführer sie hinführt. Sie werden sich so viel zu essen holen, wie sie brauchen und..."
    „Und alle, die es hören, werden verwandelt. Es werden Tausende sein. Millionen. Sie werden alles und jeden vernichten", sagte Viola tonlos.
    „Er ist jetzt die Quelle. Mein Vater ist die Quelle", stammelte Miles.
    „Alles war umsonst. Sie sind alle umsonst gestorben. Wir haben versagt."
    Viola schlug wütend auf das Lenkrad ein. Miles starrte an sich herunter. Viola bremste plötzlich, sodass Miles beinahe durch die Windschutzscheibe gedonnert wäre. Sie wendete den Wagen und fuhr wieder zurück.
    „Wir müssen ihn töten. Ich weiß nicht, wie, aber wir haben keine andere Wahl. Wir… Keine Ahnung – ich versuche ihn zu überfahren. Wenn wir ihn aus voller Fahrt erwischen, dann wird er so schwer verletzt sein, dass wir eine Chance gegen ihn haben. Aber wir müssen uns beeilen. Wenn die anderen Urods erst da sind, ist es gelaufen. Sie werden ihren Anführer um jeden Preis schützen".
    Viola sprach schnell und ohne Luft zu holen. Wie im Wahn.
    „Viola! Sieh mich an!"
    Sie sah zu Miles herüber.
    „Was?"
    „Er ist zu stark. Du hast ihn doch gesehen. Wir haben nicht die geringste Chance gegen ihn."
    „Nein, nein! Wir müssen das irgendwie hinkriegen. Hörst du! Ich werde nicht zulassen, dass sie umsonst gestorben sind. Das kann ich nicht. Ich kann's nicht!"
    Jetzt rannen ihr die Tränen die Wangen herab. Sie merkte es nicht einmal. Miles blieb ganz ruhig. Unheimlich ruhig.
    „Das musst du auch nicht."
    „Aber du hast gesagt..."
    „Ich weiß, was ich gesagt habe. Jetzt hör mir bitte mal zu! Es gibt eine Möglichkeit, wie wir ihn erledigen können. Und zwar nur diese eine."
    Viola sah Miles aufmerksam an. Sie bekam eine Gänsehaut. Miles wirkte unglaublich gefasst und gelassen. Er hatte nicht länger die Ausstrahlung eines Teenagers, sondern die eines reifen Mannes, der dem Unvermeidlichen entgegenblickt und es aus tiefstem Herzen annimmt. In diesem Moment erinnerte er Viola an Drago. Und noch bevor er aussprechen konnte, was er vorhatte, begriff Viola. Ihr Blick glitt zu dem Beutel mit Dragos Giftcocktail, der immer noch um Miles' Hals baumelte. Sie
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