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Urmels toller Traum

Urmels toller Traum

Titel: Urmels toller Traum
Autoren: Max Kruse
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er.
    »Bravo, bravo, möm«, grunzte
Herr Mö, »ganz meine Meinung! Und damit Schluss! Eine kurze Rede ist besser als
eine lange, möm.« Er biss laut krachend in einen Apfel. Onkel Pitsch verlor
jeden Mut. Er ließ sich verlegen auf den Stuhl zurücksinken. Zu allem Überfluß
fragte Herr Mö auch noch: »Es will doch wohl sonst niemand quatschen, möm?«
    »Angakorok spricht nie, wenn er
Suppe der besten Köchin der Welt trinkt. Mein Freund Hagerpuck Tigergong weiß
das!«, verkündete der Eskimo freudestrahlend. Tropfen rannen zahlreich über
seinen Bart.
    Herr Mö grinste ihn zum ersten
Mal freundlich an und knurrte: »Sehr vernünftig, möm!«
    »Ich weiß eigentlich nur, dass
mein weiser Freund, der es nie lernen wird, meinen Namen richtig auszusprechen,
immer plaudert oder lacht. Sogar beim Suppeschlürfen«, sagte der Professor,
lehnte sich im Stuhl zurück und seufzte voll sehnsüchtiger Erinnerung: »Ach ja,
der Nordpol...«
    »Wo meine Wiege stand!«, freute
sich Ping Pinguin. Wie früher hatte er noch immer nicht begriffen, dass er am
Südpol geboren worden war.
    »Wenn schon niemand eine Rede
hält, so möchte ich doch das Hohe Paar kräftig hochleben lassen«, rief König
Futsch und ergriff das Glas mit dem rot funkelnden Wein: »Hoch soll’n sie
leben, hoch soll’n sie leben, dreimal hoch!«
    Alle stimmten mehr oder weniger
kräftig ein. Nur Herr Mö nicht. Er sah sogar Wutz so strafend an, dass ihr das
letzte »Hoch« im Hals stecken blieb. Herr Mö selbst stopfte sich das Maul voll
Salat. Die Blätter hingen ihm rechts und links aus den Mundwinkeln. Natürlich
hatte er ausnahmsweise die kalte Pfeife abgelegt. Während er mampfte, murmelte
er: »Das geht nicht gut, das geht nicht gut, möm. Könige taugen alle nichts.«
    »Das will ich nicht gehört
haben«, meinte König Futsch, der eben doch was gehört hatte.
    »Nun, Sie sind ja schon
abgedankt, möm, vernünftigerweise!«, brummte Herr Mö.
    »Wollen wir nicht lieber etwas
Schönes spielen?«, fragte Wutz. Sie bekam plötzlich Angst, die Mahlzeit würde
in Unfrieden enden. Vielleicht bewarfen sich die Gäste zu guter Letzt noch mit
Rüben, Äpfeln und Orangen.
    »Ich hebe die Tafel auf!«,
verkündete Seine Majestät Urmel-König. Dieser Satz bedeutet nicht, dass man den
Tisch hochstemmen will, sondern dass das Mahl beendet ist und man aufstehen
kann.
    »Und was wird aus mir, ich habe
doch noch keinen Happen gegessen«, jammerte Königin Wawa.

    »Da bist du selber schuld, es
war ja alles da«, antwortete Urmel-König. »Jetzt wünsche ich einen Ball.«
    »Einen rrrunden? Fußball oderrr
Handball?«, fragte Babu.
    »Einen Tanzball.«
    »Oh ja! Jubel, Trubel,
Heiterkeit, öfföff.« Wutz war begeistert. »Doch was soll ich anziehen? Am
schönsten wäre ein Maskenball, öff, Karneval in Venedig oder Ball der einsamen
Herzen oder Fasching.«
    »Alles unvernünftig, alles
nutzlos, möm«, knurrte Herr Mö.
    »Am nutschlosesten bin ich«,
jammerte Wawa.
    »Und wo soll das Maskenfest
sein, dieser Fapfing?«, fragte Ping Pinguin.
    »Hier bitte«, rief der
Traumkobold. Plötzlich stand er wieder, nun als Tanzmeister gekleidet, vor
einer Flügeltür. Sie öffnete sich lautlos und gab den Blick frei auf einen
Saal, in dem alles funkelte, sogar das bernsteinfarbene Parkett. An seinem
hinteren Ende erhob sich der Thron unter einem purpurroten Baldachin; um
hinaufzugelangen, mussten drei Stufen erklettert werden.
    Seine Majestät Urmel-König
stelzte durch den Saal und setzte sich auf den Thron.
    Wawa verharrte an der Tür.
    »Los«, raunzte ihn Wutz an,
»dein Platz ist an des Königs Seite, öfföff.«
    »Vielleicht meinst du das —
aber sonst meint es niemand!«, antwortete Wawa. Er wuselte aber trotzdem hinter
Urmel-König her. Sein festgezwickter Schleier war ihm dabei sehr hinderlich,
weil er so leicht drauftrat. Er tappte die Stufen zum Thron empor und sagte:
»Wo soll ich sitschen?«
    »Zu meinen Füßen!«, antwortete
Urmel-König barsch.
    »Ich bin wohl eher dein Wauwau
als deine Frau Gemahlin«, beschwerte sich Wawa. »Ich spiele bald nicht mehr
mit!«
    »Vor allem sei still«, befahl
Urmel-König.
    So kam es, dass der als Königin
verkleidete Wawa unter dem Thron hervorlugte wie ein Hündchen.
    Laute, schmetternde Tanzmusik
erklang nun genauso geisterhaft irgendwoher wie zuvor beim Festmahl.
    »Die Majestäten müssen den Tanz
eröffnen«, rief König Futsch. Er wusste ja wohl, wie es bei Hof Sitte ist.
    »Mit Wawa tanze ich nicht, der
ist zu
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