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Urmels toller Traum

Urmels toller Traum

Titel: Urmels toller Traum
Autoren: Max Kruse
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nicht hässlicher aus!«
    »Das verstehst du nicht. Oh,
hier ist ja auch ihr zukünftiger Mann, der König von Burgenland, das ist noch
ein echter König, kein abgedankter wie unser Freund Futsch.«
    »Kann er alles machen, was er
will? Leute regieren, einsperren, köpfen...«
    »Er könnte es, aber er tut es
nicht. Weil er ein edler König ist.«
    Das Urmel hätte sich gern mit
König Futsch über den Unterschied zwischen abgedankten und richtigen Königen
unterhalten, über ihre Macht und Ohnmacht, über ihren Sinn und Wert, ob sie
wirklich nur richtige Prinzessinnen zur Frau nehmen dürften, wie Wutz
behauptete. Und auch darüber, ob König Futsch nicht vielleicht ganz froh war,
nur ein abgedankter König zu sein, denn sonst hätte er ja seine Naftaline zum
Beispiel nicht heiraten können, sondern womöglich die Prinzessin Klara mit dem
Pferdegesicht nehmen müssen — aber es kam nicht dazu, weil der König mit dem
Professor im Hubschrauber nach Pumpolon flog.
    Das Urmel beschloss, seine
Fragen aufzuheben, bis König Futsch mit dem Professor wiederkam, nach dem
Vortrag.
    Inzwischen ging ihm aber alles
mächtig im Kopf herum und beschäftigte seine Fantasie. Ein König war eigentlich
doch wohl etwas ganz Fabelhaftes — Könige und Prinzessinnen — , sonst würden
sich ja nicht alle Menschen so schrecklich für sie interessieren und sie nicht
dauernd fotografieren und in Zeitungen abbilden... Am liebsten wäre es auch
König gewesen.
    Wahrscheinlich aber hätte es
doch all diese krausen Gedanken bald wieder vergessen, wie es schon so viele
vergessen hatte.
    Doch eines Morgens lag es sehr
matt auf seiner Matratze und verspürte keine Lust, aufzustehen.
    Wutz war besorgt: »Zeig mir
deine Zunge, öfföff.«
    Das Urmel zeigte die Zunge und
die war belegt.

    Da kramte Wutz das
Fieberthermometer aus dem Medizinschränkchen und steckte es dem Urmel in den
Po. Bald darauf zog sie es wieder heraus: Es zeigte 39,5 °C. Da runzelte Wutz noch
besorgter die Stirn.
    »Du hast sehr hohes Fieber,
öfföff. Und gerade jetzt ist der Professor nicht da.«
    »Werden Könige auch krank?«,
fragte das Urmel.
    »Natürlich, mein Prinzchen«,
antwortete Wutz. Sie war besonders liebevoll. Sie suchte das Buch »Hilfe in
hundert Krankheitsfällen« heraus, und als sie es mehrmals durchgeblättert hatte
und das Fieber auf 40,1 °C gestiegen war, als sich auch noch auf der Urmel-Haut
kleine rote Punkte zeigten, da sagte sie: »Du hast die Masern.«
    »Bekommen denn auch Könige die
Masern?«, fragte das Urmel matt.
    »Natürlich. Alle Königskinder.«
    »Was is’n dann für’n
Unterschied zwischen königlichen und gewöhnlichen Masern?«
    »Wahrscheinlich gar keiner,
öfföff. Komisch, dass auch Urmel die Masern haben können.«
    »Urmelige Masern.«
    Wutz gab dem Urmel Tabletten
gegen das Fieber und machte ihm Wadenwickel. Sie ließ allen Tieren durch
Schusch, den Schuhschnabel, mitteilen, dass sie das Urmel nicht besuchen
sollten, um sich nicht anzustecken.
    »Lies mir wenigstens vor! Krank
sein ist so langweilig«, bat das Urmel.
    »Was denn?«
    »Märchen. Geschichten von
Königen, Prinzen und Prinzessinnen.«
    Nichts las Wutz lieber. Sie
begann: »Es war einmal ein sehr mächtiger König, der herrschte über ein großes
Land. Jeder war ihm untertan. Aber da er in die Jahre kam, machte er sich
Sorgen, wer nach ihm regieren sollte, denn er hatte keine Kinder. Daher
beschloss er zu heiraten, und er befahl seinen Ministern, in der ganzen Welt
nach einer echten Prinzessin zu suchen, die er zur Frau nehmen könnte.«
    Dem Urmel fielen die Augen zu.
Es schlief fest.
    »Wie krank es ist, öfföff«,
seufzte Wutz. »Aber wenn es schläft, wird es wohl bald wieder gesund werden,
hoffentlich!« Sie klappte das Buch zu und verließ das Urmel-Zimmer auf den
Klauenspitzen. Niemand sollte es stören in seinem Fieberschlaf, in seinen
wirren Fieberträumen.



Zweites
Kapitel
In
dem das Urmel träumt, dass es aufwacht
und
sich etwas wünscht
     
    Im Urmel-Zimmer war es dunkel.
Das Holz knackte und knarrte. Irgendwo raschelte es, als ob jemand die Seiten
einer großen Zeitung umdrehte. Es konnten aber auch die flinken Füßchen einer
Maus sein.
    Das Urmel spitzte die Ohren. Es
ließ die Augen langsam von rechts nach links rollen, schön vorsichtig unter den
halb geschlossenen Lidern. Die wollte es nämlich rasch ganz zumachen, falls es
irgendwo einen grauslichen Riesen entdeckte.
    Aber es war kein Riese im
Urmel-Zimmer. Es saß auch niemand neben ihm
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