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Urmels großer Flug

Urmels großer Flug

Titel: Urmels großer Flug
Autoren: Max Kruse
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»Hilfe, Hilfe,
uiii, diese Zähne!«
    »Auch
das noch«, stöhnte der König. Er erwischte die Übereifrige im letzten Moment am
Ringelschwänzchen. Das war zwar kein fester Handgriff, genügte aber, um die
Schlitterfahrt dicht vor dem Höllenrachen zum Stehen zu bringen.
    Zum
Glück waren sie auf ein schläfriges, träges Krokodil gestoßen, das gerade
verdaute. Es fühlte sich weniger angriffslustig als belästigt. Es gähnte, schob
seinen schweren Leib in den stinkenden Abwasserstrom und schwamm davon.
»Krokodile und Ratten, das ist zuviel«, seufzte der König. Und da es wohl
wirklich hoffnungslos war, in dieser Unterwelt nach dem Urmel zu suchen, galt
es nun, das Problem zu lösen, Wutz über die Eisenleitern wieder ans Tageslicht
zu befördern.

Sechsundzwanzigstes
Kapitel

In dem das Urmel gerade noch rechtzeitig zur Konfettiparade kommt und
Wutz aus der Kanalisation geschoben wird
     
    Schusch
fühlte sich so verloren und verlassen. Er kauerte auf der Laterne. Autos brausten
vorüber, Straßenbahnen und Lastwagen. Und die Menschentraube unter ihm, die den
seltenen Vogel anstarrte, wurde immer größer.
    »Man
sollte den Tierfänger holen oder die Feuerwehr. Das Tier ist doch sicher aus
einer Tierhaltung entwischt. Oder sogar aus dem Zoo.«
    Schusch
ärgerte sich. Er streckte sich, klapperte mit dem Schnabel und krähte: »Sä
haben wohl noch nächts von der Änsel Tätäwu gehört und von dem berühmten
Professor Täbatong?«
    »Es
ist ein dressierter Vogel«, riefen die Leute unten. »Wer ihn fängt, bekommt
eine hohe Belohnung.«
    Da
flog Schusch lieber davon.
    Er
überlegte sich, daß sein Reisegefährte Urmel nur aus genau so einer Öffnung in
der Straße auftauchen konnte wie die, in die er hineingeschlüpft war. Und der
König und Wutz ebenfalls. Daher flog er am Straßenrand entlang und lugte scharf
auf die Kanalisationsdeckel. Doch keiner bewegte sich. Alle blieben
geschlossen.
    Sollte
er nicht lieber zum Hubschrauber zurückkehren?
    Doch
nun gelangte er an einen kleinen Platz, an der Rückseite des Funkhauses. Hier
parkten drei blankpolierte, sehr lange offene Autos, alle schwarz und
feierlich. Und in diesen Wagen saßen Herren in vornehmen schwarzen Anzügen,
Zylinderhüte auf dem Kopf.
    »Das
säht nach Hochzeit oder Beerdägung aus«, dachte der welterfahrene Schusch. Da
sah er aber den Rundfunkreporter. Der unglückliche Mensch lief mit zerrauften
Haaren vor den Autos hin und her und jammerte: »Es ist mir ein Rätsel, wo er
hingeflogen ist. Irgend etwas hat den kleinen grünen Herren vom anderen Stern
erschreckt. Es könnten der dicke Mann mit dem Schnurrbart und das Schwein
gewesen sein. Und ich bilde mir ein, das Gesicht des dicken Mannes zu kennen,
ich muß es schon einmal in einer Zeitung gesehen haben.«
    »Auf
jeden Fall ist es sehr ärgerlich, daß wir hier warten und nicht wissen, ob es
noch einen Sinn hat«, sagte einer der Herren im Frack. Und die anderen nickten
mit den Köpfen und Zylindern.
    Doch
da flogen die Hüte vom Haupt. Die Herren sprangen auf, und der Reporter
jubelte: »Da kommt er ja, aus der Kanalisation!«
    Schusch
sah, wie sich direkt vor den Füßen des Reporters ein Gullydeckel hob. Der
kleine grüne Herr vom anderen Stern kroch heraus. Wie ein Sternwesen sah er
nicht mehr aus. Verschmutzt und verschlammt war er und stank fürchterlich. Doch
dem Reporter war das gleichgültig. Er stürzte auf ihn zu, ergriff seine
Krallenpfote, schüttelte sie heftig und seufzte: »Endlich!«
    »Haben
Sie gewußt, daß es da unten so viele gräßliche Viecher gibt, Ratten und
Krokodile?« fragte das Wunderwesen. »Ich bin froh, daß ich wieder an der
frischen Luft bin!«
    »Sehr
peinlich, daß er das gleich feststellen mußte«, flüsterte ein Herr im Frack dem
anderen zu. Und der Stadtrat, der für die Kanalisation zuständig war, lief rot
an.
    Doch
nun komplimentierte man das Urmel mit vielen Verbeugungen und auffordernden
Handbewegungen auf den Hintersitz des ersten Wagens, zwischen den
Rundfunkdirektor und den Oberbürgermeister. Der Reporter nahm neben dem Fahrer
Platz.
    Die
Polizisten in weißen Ledermänteln auf den Motorrädern ließen die Maschinen an.
Sie knatterten los. Die drei Luxusautos folgten geräuschlos.
    Die
Kolonne bog in die Hauptstraße ein, die in der ganzen Welt bekannt ist. Sie
glich freilich mehr einer tiefen Schlucht als einer Straße, denn zu beiden
Seiten erhoben sich himmelhohe Wolkenkratzer. Kaum war ein Stückchen Blau zu
sehen.
    Die
Straße war durch
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