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Urmels großer Flug

Urmels großer Flug

Titel: Urmels großer Flug
Autoren: Max Kruse
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Aber es stürzte sich nicht zu Tode,
es landete auf dem Bürgersteig, zwischen verdutzten Spaziergängern, die
ängstlich zurückwichen. Diese Leute auf der Straße hatten ja alle gerade kein
Radio gehört, sonst hätten sie zu Hause vor den Apparaten gesessen. Sie wußten
daher auch noch nichts von dem kleinen grünen Männchen vom anderen Stern.
    Autos
bremsten hart, die Reifen quietschten. Es wurde gehupt und geschimpft, weil
nicht jeder die Ursache der Verkehrsstörung sah.
    Hier
konnte das Urmel also auch nicht bleiben.
    Blieb
ihm denn kein Ausweg?
    Da
entdeckte es etwas: Zwei Arbeiter hatten einen Eisendeckel am Straßenrand von
unten emporgeschoben und stiegen nun aus dem Schacht, aus der Kanalisation.
Eben wollten sie den Gully wieder schließen. Doch das Urmel war schneller. Wo
die herauskommen, dachte es, da kann ich hinein.
    Und
mit großer Geschmeidigkeit ließ es sich an der schmalen Eisenleiter in die
Tiefe gleiten.
    »Verdammt
und zugenäht«, rief der eine Arbeiter, »schon wieder ein entlaufenes Krokodil!«
    »Es
war ein Alligator«, rief der andere. »Mach die Klappe zu, damit er nicht wieder
herauskriecht. Man ist ja seines Lebens nicht mehr sicher. Da unten gibt es
doch schon genug von diesen Ausreißern. Und vermehren tun sie sich auch noch.
Man sollte sie alle abknallen!«
    Schnell
schoben sie die schwere Eisenplatte über die Öffnung.

Fünfundzwanzigstes
Kapitel

In dem der König und Wutz dem Urmel in die Tiefe folgen und Wutz vor
einem schrecklichen Irrtum bewahrt wird
     
    »Es ist uns
wieder entwischt«, klagte Wutz. Sie stand mit König Futsch eingekeilt an der
Tür des großen Sendesaales. Und alle Welt drängte nun hinaus, dorthin, wo das
kleine grüne Männchen vom anderen Stern eben verschwunden war.
    »Mit
einer Flugdüse, völlig abgasfrei und geräuschlos«, schloß der
geistesgegenwärtige Reporter vorläufig seine Übertragung. Er lag noch auf dem
Rücken, so, wie er hingeschubst worden war.
    »Ihm
nach«, keuchte der König. »Schnell, schnell, es darf uns nicht entkommen!«
    Aber
wohin? Sie wurden von den aus dem Saal flutenden Menschen in den Gang gepreßt,
waren kaum noch selbst Herr ihrer Entschlüsse.
    »Wenn
es irgendwo ist, dann draußen«, grunzte Wutz.
    Daher
versuchten die beiden über die Treppe, dann den Flur und einen Brückengang von
Haus zu Haus zu dem flachen Dach zu kommen, wo ihr Hubschrauber parkte. Den
gleichen Weg waren sie auch hergekommen.
    Die
aufgeregte Menge jagte hinter ihnen her.
    Der
König und Wutz zwängten sich durch den Dachausstieg.
    »So
passen Sie doch auf, Sie quetschen mich ja zu Tode«, blaffte Wutz eine
Sekretärin an, die fast auf ihr klebte.
    »Entschuldigen
Sie, aber ich werde ja selbst nur vorangeschoben, eigentlich wollte ich gar
nicht hier herauf!«
    Schusch
war erfreut, den König und Wutz wiederzusehen. »Gut, daß ähr kommt«, krähte er.
Er spreizte seine Flügel und klapperte bekümmert: »Das Urmel hat mäch einen
Verräter geschämpft.« Als ob das jetzt von Bedeutung gewesen wäre!
    »Du
Armer«, bedauerte ihn der König. Er war vollkommen außer Atem. »Aber wo ist es
denn jetzt?«
    »Es
hat säch vom Dach gestürzt«, antwortete Schusch, ohne besonderen Kummer zu
zeigen.
    »O
du gefühlloser Vogel, öfföff«, jammerte Wutz. »All die Aufregungen waren zuviel
für meinen Liebling. Er ist noch zu klein und unerfahren! Ach, jetzt ist alles
aus.«
    »Beruhäge
däch nur«, sagte Schusch. »Gar nächts äst aus. Äch habe deinen Läbläng ja noch
ganz munter auf der Straße laufen sehen!«
    »Herrlich,
öfföff! Aber wo?«
    »Dort,
auf dem Bürgersteig, wo dä välen Menschen stehen. Da läf es lang, und plötzläch
war es weg. Wä vom Erdboden verschluckt.«
    »Hinunter«,
entschied der König. Er war schon froh, daß das Urmel nicht wieder
davongeflogen war.
    Aber
wie sollten sie hinunterkommen? Der Ausstieg aufs Dach war von den
herausdrängenden Menschen vollkommen verstopft. Da konnte nur ein Trick helfen.
Der König packte Wutz am Ohr, sauste mit ihr um das Dach herum, immer am Rand
entlang, und alle Leute eilten als lange Schlange hinter ihnen her. Als sie
wieder an ihrem Ausgangspunkt angelangt waren, da kroch gerade der letzte dicke
Elektrotechniker aus der Luke, der Rückweg war frei, Wutz und König Futsch
witschten an dem Verdutzten vorbei, die Treppe hinab und ließen die anderen
verwirrt oben.
    Schusch
aber benutzte denselben Weg wie das Urmel, er flog zur Straße hinunter und
landete auf einem Laternenmast.
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