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Urmel wird ein Star

Urmel wird ein Star

Titel: Urmel wird ein Star
Autoren: Max Kruse
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erfüllt. Ich schüttete den Inhalt des Fläschchens ins
Trinkwasser. Ich schnipste auch die Limonadenflaschen auf und gab überall
einige Tropfen hinein. Nur die Büchsen mit dem Bier warf ich ins Meer. Jetzt
waren meine Freunde wohl versorgt, und da sie sicher durstig zurückkommen
würden, mußten sie ausnahmslos in einen tiefen Schlaf versinken. Na ja — und
dann flog ich davon. Viel zu lange war ich schon von der Filminsel fortgewesen.
    Von
Onkel Pitsch habe ich später erfahren, was sich noch zugetragen hatte. Er
feierte mit meinen Freunden ein lustiges Fest. Sie tanzten Ringelreihen um den
Schornstein des Polardampfers, auf dem der märchenhafte Komet leuchtete. Sie
schlemmten Algenomelett — eine schlabberige Köstlichkeit mit Fischeiern, bäh!
Sie tafelten und sangen so lange, bis der Inhalt der Sauerstoffflaschen zur
Neige gegangen war. Wenn man mir nicht glaubt, daß sie überhaupt unter Wasser essen
konnten: Um sich etwas in den Mund zu stopfen, nahmen sie natürlich kurz das
Schlauchstück heraus. Onkel Pitsch sorgte dafür, daß sie recht salziges Zeug zu
schlucken kriegten.
    Und
als sie dann nach großem Abschied, vielen Umarmungen und Duzbruderschaften
endlich wieder auf ihr Schiff kletterten, da hatten sie ganz fürchterlichen
Durst und soffen die Wasserkanister leer und auch die Limonadenflaschen.
    Der
Mondschein leuchtete so schön über dem Ozean. Es war nur traurig, daß sie ihr
Fest nicht mit anderen Menschen feiern konnten und daß sie keinen Sekt
mitgenommen hatten. Wo nur das Bier war, verdammt!
    Ja,
aber auch ohne Sekt und Bier fiel einer nach dem anderen um, wo er gerade
stand. Und schlief. Und schnarchte — und träumte. Der Mond stieg und strahlte.
Der Mond sank und ging unter. Die Sonne hob sich über den Horizont. Und Onkel
Pitsch hob sich aus dem Wasser. Er kam mit fünf seiner geschicktesten Männer.
    Sie
klommen die Strickleiter empor. Das Wasser triefte und klatschte. Die Schläfer
hörten es nicht, oder sie nahmen es in ihren Traum hinein.
    Blendend
hell war das Sonnenlicht. Gütig deckte Onkel Pitsch den Schläfern die Augen mit
ihren Jacken zu.
    Dann
suchten sie die Filmkamera und alle Filmspulen, so wie es der Professor geraten
hatte. Sie machten alles sehr sorgfältig, sie durften keine Rolle übersehen.
Sie öffneten die Kamera und die Kassetten. Sie spulten die Filme auf und
setzten sie der Sonne aus, Meter für Meter. Sie spannten sie girlandenartig von
Mast zu Mast. Sie hingen sie sich um die Hälse. Sie verwickelten sich
vollständig darin.
    Und
später hatten sie unendliche Mühe, alles wieder zusammenzurollen und in Kamera
und Kassetten zurückzuspulen, so, als ob nichts, aber auch gar nichts geschehen
sei.
    Glücklicherweise
wirkte das Schlafmittel sehr lange und sehr betäubend.
    Onkel
Pitsch meinte, seit damals wüßte er, was Arbeit ist!
    Jedenfalls
hatten sie ihre Sache gut gemacht. Nicht der Schatten einer Aufnahme blieb
erhalten. Sie waren wie von Geisterhand weggewischt — und damit jeder Beweis!
    Auch
schoben Onkel Pitschs Männer das kleine Motorboot in eine Meeresströmung, die
es sanft zur nächsten bewohnten Insel trieb und schaukelte.
    Sie
selbst aber begannen mit dem gewaltigsten Umzug, der jemals auf dem Meeresgrund
vollzogen worden ist. Mit Stangen und Balken sprengten sie das Tor zur Stadt
unter dem Korallenriff.
    Und
dann schwebte Schiffsrumpf auf Schiffsrumpf hinaus, von den schwänzelnden
Homo-Sauriern leicht gehoben und geschoben, still und geheimnisvoll. Es war
gespenstisch anzusehen.
    Leuchtfische
begleiteten sie. Aus den Bullaugen lugten die Homo-Saurier-Kinder. Es war ja
ihre erste Reise. Die größeren Buben und Mädchen hockten in den gebrochenen
Masten oder den Resten der Takelage.
    Die
Straßenreinigung beseitigte die letzten Spuren, sogar die Abdrücke der
Schiffsrümpfe im Schlamm wurden verwischt oder zugeschüttet.
    Nichts,
aber auch gar nichts blieb zurück.
    Und
als auch das Admiralsschiff als letztes davongeglitten war, gähnte nur der
Schlund einer Höhle, wie es noch hundert andere im Meer gibt, dort, wo einst
die wunderbare Stadt unter dem Korallenriff gestanden hatte.
    Von
diesem einzigartigen Umzug haben die Fische noch lange erzählt, und die Wale
haben von ihm in ihrer eigenen Sprache über Hunderte von Kilometern hinweg
berichtet.
    Die
Fischer und Seefahrer aber faselten von einem überwältigenden Meeresleuchten,
das langsam westwärts wanderte, aus der Tiefe aufstrahlte und alles vergoldete.
    Niemand
vermochte sich seine
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