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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa
Autoren: Dora Heldt
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kommt bestimmt auch gleich.«
    Er ging zwei Schritte, dann drehte er sich wieder um. »Ach, Christine, wir müssen uns noch umziehen. So nehme ich dich nicht mit zur Eröffnung. Auch wenn es zu den unordentlichen Blumen passen würde.«
    Er tippte sich an die Mütze und schlenderte in die Pension zurück. Gudrun sah ihm zweifelnd hinterher.
    »Den habe ich doch in der Zeitung gesehen, das ist doch dieser berühmte Gästeführer, oder?«
    »So was in der Art.« Marleen quittierte den Lieferschein. »Das kann man schlecht in zwei Sätzen erklären.«
    Um halb elf trafen wir uns schließlich alle auf dem Hof. Mein Vater trug eine graue Hose und einen dunkelblauen Blazer mit goldenen Knöpfen. Das Bonbonhemd hatte ich morgens bereits in Marleens Waschmaschine gestopft. Heinz schmollte, zog aber fast widerstandslos ein weißes Hemd an. Kalli kam im blauen Anzug, Carsten im grauen. Als Onno im Cord-Blazer auftauchte, wurde er skeptisch beäugt.
    »Hast du nichts Elegantes im Schrank?« Kalli klaubte einen Faden von Onnos Schulter.
    »Wieso? Der ist fast neu. Und die Hose ist aus Stoff. Ich gehe ja nicht zu einer Beerdigung. Und Anzüge machen alt.«
    Marleen trug einen weißen Hosenanzug. Mein Vater pfiff leise, als er sie sah, Marleen lächelte ihn an.
    »Vielen Dank. Ihr seht auch flott aus. Ist Hubert schon los?«
    »Ja, der ist zum Hafen gefahren. Hör mal, du musst dir aber was umbinden, auf weiß siehst du ja jeden Fleck.«
    Sie nickte, dann wurde ihr Blick starr. »Ich glaube, ich ziehe mich doch noch um.«
    Gisbert von Meyer, auch im weißen Anzug, trug eine Zimmerpflanze im linken Arm, über der Schulter seinen Rucksack, vor der Brust die Kamera.
    »Marleen, herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung, auch im Namen der Redaktion. Oh, wir sind ja im Partnerlook. Hallo, Christine, das ist sehr hübsch, dein Kleid.«
    »Gisbert.« Mein Vater schlug ihm auf die Schulter, die Blätter der Pflanze zitterten. »Dann mach mal gleich ein paar Bilder, solange noch alles so ordentlich ist. Auch vom Büfett, nachher ist das abgefressen.«
    »Was gibt es denn zu essen?« Onno spähte in den Eingang. »Auch warm?«
    »Es gibt alles«, sagt Kalli anerkennend. »Ich habe vorhin schon geguckt. Das haben sie gut gemacht.«
    Carsten sah zur Hofeinfahrt. »Wo bleibt denn Hubert? Ich denke, er holt nur Theda von der Fähre ab. Die hat doch schon lange angelegt.«
    »Er holt noch etwas für mich ab.« Mein Vater flüsterte verschwörerisch. »Unser Geschenk.«
    Im selben Moment kamen die ersten Gäste um die Ecke. Beladen mit Blumen, gut angezogen und lächelnd gingen sie auf den Eingang zu, an dem sich Marleen postiert hatte.
    »Sollen wir nicht ein Spalier bilden? Damit man sieht, dass wir dazu gehören?«
    »Papa, bitte nicht. Überlass die Begrüßung doch einfach Marleen.«
    »Och, ich weiß nicht… Kalli, Onno, Carsten kommt doch mal mit. Wir stellen uns wenigstens daneben. Und Christine, du kannst vielleicht so ein paar Gläschen Sekt rumreichen.«
    In dem Moment erschien ein junges Mädchen mit langer schwarzer Schürze, die ein Tablett mit Gläsern balancierte.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Wer sind 
Sie
 denn?« Mein Vater nahm sich sofort ein Glas und musterte das Mädchen ungeniert.
    »Mein Name ist Suse. Ich serviere hier zusammen mit zwei Kolleginnen.«
    »Aha. Hör mal, Christine, das hättest du doch auch mit Dorothea und Gesa hingekriegt. Sagen Sie mal, Suse, was kriegen Sie denn für einen Stundenlohn?«
    »Papa!« Ich nahm mir schnell ein Glas. »Danke, Suse. Da drüben sind übrigens gerade neue Gäste angekommen.«
    Nach und nach füllte sich der Platz vor dem Lokal, die Ersten gingen jetzt hinein.
    »Wollen wir nicht auch reingehen?«
    Mein Vater sah sich um. »Dorothea fehlt noch. Und Hubert. Und wo ist Nils?«
    »Der holt seine Mutter ab.« Carsten ließ seine Blicke über die Gäste wandern. »Ach, da kommen sie. Hier, hallo, hier sind wir.«
    Er ging seiner Frau und seinem Sohn entgegen, während sich Gisbert von Meyer breitbeinig neben Marleen stellte und wild mit der Kamera vor dem Gesicht gestikulierte. Er sah aus wie ein Paparazzi.
    »Wenn er jetzt noch die Bürgermeistergattin anbrüllt, dass er von ihr ein Lächeln will, und sie Baby nennt, dann haut Marleen ihm eine rein.«
    Dorothea war unbemerkt hinter mich getreten und beobachtete Gisbert mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Wollen wir nicht auch reingehen? Oder auf was warten wir?«
    »Auf Hubert und Theda und mein Geschenk.« Mein Vater
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