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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa
Autoren: Dora Heldt
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angestrengt, irgendeinen Sinn in die Geschichte zu bringen. Es gelang mir nicht. Plötzlich schob sich von hinten jemand in die Gruppe.
    »Geht es hier nicht weiter?«
    Hubert drängelte sich an Onno und Kalli vorbei und stellte sich neben Marleen.
    »Und da ist der Eierkönig.« Das war Lenas Stimme. Hubert winkte den Mädchen zu. Dann beugte er sich zu Margarete Tenbrügge. »Na, meine Liebe? Du mit deiner Neugier und Ungeduld. Du hast ja keine Ahnung, in welches Schlamassel du deinen Neffen gebracht hast.«
    Neffen? Langsam setzte sich in meinem Kopf ein Puzzle zusammen. Hubert legte den Arm auf die Schulter von Margarete. »Marleen, Ihr Lieben, darf ich vorstellen, meine Schwester Margarete. Sie konnte es nicht ertragen, meine neue Liebe noch nicht persönlich kennengelernt zu haben. Dabei hat sie nie Zeit gehabt, sie war ein halbes Jahr auf einer Kreuzfahrt.«
    Er stellte sich auf die Zehenspitzen und winkte über uns hinweg. Wir gingen ein Stück zur Seite und ließen Theda durch. Sie trug ein grünes Kostüm, das perfekt zu ihrer grauen Kurzhaarfrisur passte, und lächelte, wie immer mit Grübchen. Hubert streckte ihr die Hand entgegen.
    »Und das, Margarete, das ist Theda. Die Frau meiner späten Jahre, die Tante von Marleen und die ehemalige, hörst du, ehemalige Besitzerin dieser Pension.«
    Margarete und Johann sahen erst sich und dann Theda verblüfft an. Huberts Schwester schluckte, fand aber erstaunlich schnell ihre Fassung wieder.
    »Oh. Dann habe ich mich wohl vertan. Johannes! Ich denke, du hast gefragt, wem die Pension gehört. Da waren wir ja auf der ganz falschen Spur. Theda, ich freue mich, Sie kennenzulernen. Nichts gegen Sie, Marleen, aber so gefällt mir das viel besser.«
    Sie hakte sich bei Theda unter und schob sie ins Lokal. »So, und jetzt gehen wir beide einen Sekt trinken. Meine Familie nennt mich übrigens Mausi.«
    Ich fühlte mich einer Ohnmacht nah.
    Mein Vater musterte Johann unsicher. »Ja, ich weiß jetzt auch nicht…«
    Hubert stellte sich neben ihn. »Heinz, das ist mein Sohn. Johannes, wir sagen eigentlich Johann. Ich wusste nicht, dass er sich hier im Auftrag meiner Schwester als Privatermittler umtreibt, sonst hätte ich natürlich viel früher eingegriffen.«
    Mein Vater hob die Schultern. »Man weiß ja, wie das ist. Die ersten Jahre hat man die Gören auf den Knien sitzen und erklärt ihnen die Welt und dann plötzlich sitzt man beim Frühstück fremden Menschen gegenüber. Ich hatte es mit Christine auch nicht immer leicht. So, und jetzt brauche ich ein Bier.«
    Er schob Kalli und Onno durch die Tür. Als ich mich umdrehte, hatte ich Johanns Gesicht vor mir. Rehbraune Augen. Mir fiel nichts Kluges ein.
    »Tja.«
    »Das wollte ich dir alles schon heute früh erklären. Ich wusste nur nicht, wo ich anfangen sollte. Hast du jetzt noch Fragen?«
    »Wieso Thiess?«
    »Das ist der Mädchenname meiner Mutter. Ich wollte mich nicht unter meinem Namen einmieten, ich dachte, dann wäre klar, dass Hubert mein Vater ist. Und Mausi, also meine Tante Margarete, hatte sich in die Vorstellung reingesteigert, dass mein Vater einer jungen, mittellosen Sirene zum Opfer gefallen ist, die mein Erbe verjubelt. Das hat ihr keine Ruhe gelassen. Und wenn Mausi etwas von einem will, kann man sich nicht dagegen wehren.«
    Ich war unglaublich erleichtert. Und hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich ihm so misstraut hatte. Zärtlich strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Wir können ja noch mal von vorne anfangen. Obwohl ich das ganz lustig fand, dass die ganze Zeit alte Männer mit Gucci-Sonnenbrillen hinter mir her waren. Ich fühlte mich richtig wichtig. Komm, wir trinken jetzt auf die Eröffnung und auf unsere Väter.«
    Die ganze Eröffnungsfeier lief ab wie ein Film. Ich ging von Tisch zu Tisch, nahm Blumen und Geschenke für Marleen in Empfang, suchte immer wieder Johanns Blick und fand ihn meistens auch. Mein Vater hatte ein langes Gespräch mit dem Bürgermeister, dann mit dem Pastor, später sah ich ihn mit Margarete Brüderschaft trinken. Gisbert schlich sich von hinten an mich heran, ich ließ mein Glas fallen, als er mich plötzlich ansprach.
    »Trotzdem war die Beweislast erdrückend. Aber ich sag immer, besser einmal zu vorsichtig als plötzlich tot.«
    »Ja, sicher, Gisbert, das ist sehr weise von dir. Hast du jetzt alle Gäste interviewt?«
    »So gut wie.« Er warf sich in die Brust. »Der Norderneyer an sich ist der Presse gegenüber ja sehr
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