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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa
Autoren: Dora Heldt
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schon mitsprechen. Johann/Johannes hatte nicht zurückgerufen, ich war also nach wie vor auf dem gleichen Stand.
    Mein Vater, in seinem bunten Norderney-Hemd, Dorothea und ich gingen gemeinsam hinüber zur Kneipe, die jetzt tatsächlich den Namen Bar verdient hatte. Als wir in der Eingangstür standen, sagte Dorothea das, was ich dachte:
    »Es ist die schönste Bar, die ich kenne.«
    Im vorderen Bereich sah man die Lounge, die weißen Sessel, die um den Kamin standen, dazwischen Kerzenständer und kleine Tische, der hintere Teil war das Restaurant.
    »Das sieht sehr schön aus.« Mein Vater sah sich zufrieden um. »Ich finde, das hätte kein Innenarchitekt besser machen können.«
    »Wir hatten einen Innenarchitekten.«
    »Ach, na ja, unser Nils. Die guten Ideen kamen doch von uns. Hallo, Kalli, da bist du ja, wir haben doch ganze Arbeit geleistet, oder?«
    Die beiden gingen zuerst nach hinten zum großen Tisch, den Marleen und Gesa gerade deckten und setzten sich nebeneinander.
    »Was ist? Dürfen wir noch nicht rein?«, fragte Carsten hinter uns.
    »Doch.« Ich trat einen Schritt zur Seite. »Wir sind nur begeistert, dass alles so schön geworden ist.«
    »Tja«, Carsten schlug Nils auf den Rücken, »für sein Studium habe ich auch ordentlich geblecht. Das sollte wohl was werden.«
    Wir schlenderten langsam an unserer Arbeit der letzten Tage vorbei. Es hatte sich gelohnt. Hubert kam mit Grillschürze und einer Platte in der Hand durch den Seiteneingang.
    »So, die ersten Würstchen sind fertig, sind wir vollzählig?«
    »Ja.« Onno überholte uns rechts, setzte sich neben Kalli und hielt Hubert seinen Teller hin. »Du kannst mir gleich eins geben.«
    »Du bist der verfressenste Elektriker, den ich je gesehen habe.« Mein Vater schob ihm die Schüssel mit Salat hin. »Was machst du bloß, wenn du nicht mehr jeden Tag hier essen kannst?«
    Onno kaute schon. »Neue Baustelle. Das geht schon.«
    Die nächste halbe Stunde war friedlich, alle aßen, kaum jemand sprach und das Kofferradio, aus dem uns die letzten Tage die Schlager gequält hatten, stand mittlerweile wieder in Marleens Keller. Stattdessen kamen leise Pianoklänge aus der neuen Anlage.
    »Sag mal«, mein Vater nahm seine Brille ab, das Zeichen, dass er mit dem Essen fertig war, »läuft morgen bei der Eröffnung auch dieses Geklimper oder kommt eine Kapelle?«
    Das Geklimper wurde in diesem Moment von einem vertrauten Knattern übertönt.
    »Ach nein, was will der denn schon wieder? Bettelt er nach Schlägen oder was?«
    »Dorothea!« Mein Vater schraubte den Deckel auf die Senftube, die ihm von Onno sofort wieder abgenommen wurde. »Gisbert ist die Presse. Du kannst doch kein Lokal eröffnen, ohne Medienkontakte zu pflegen.«
    Er drehte sich zur Tür, wo Gisbert von Meyer stand und seinen Helm schwenkte.
    »Gisbert, mein Junge, komm rein in die gute Stube, nicht so schüchtern. Du kennst doch alle.«
    »Leider.« Onno nahm sich das fünfte Würstchen.
    »Einen schönen guten Abend.« Gisbert von Meyer verbeugte sich linkisch, bevor er sich zu meinem Vater setzte. »Marleen, ich gratuliere schon mal, die Blumen kommen morgen. Die zahlt ja die Zeitung.«
    Dorothea bückte sich unter den Tisch, um ihre Serviette zu suchen.
    Gisbert nahm einen Block aus seiner Tasche und legte einen gespitzten Bleistift daneben.
    »Sollen wir gleich ein paar Interviews machen oder ist es euch morgen lieber, wenn hier die Prominenz tobt, im Partygeflirre? Der Bürgermeister kommt übrigens auch. Hat er mir wenigstens fest versprochen, dem stelle ich natürlich gleich ein paar unbequeme Fragen.«
    Dorothea stöhnte, als sie wieder auftauchte. Onno sah erst sie, dann Gisbert an.
    »Eigentlich haben wir Feierabend. Und wir wollten ein bisschen Ruhe.«
    »Dann eben nicht.« Block und Stift wanderten wieder in Gisberts Tasche. »Ist mir auch recht. Ich habe den Artikel sowieso schon im Kopf. Wisst ihr, ich packe einfach die beiden großen Norderney-Themen dieser Tage zusammen: den Heiratsschwindler und die Eröffnung dieser Lokalität.«
    »Gisbert! Bitte.« Marleen war jetzt schon genervt. »Es ist langsam gut. Wir können das nicht mehr hören.«
    »Ihr könnt nicht immer wegschauen. Wir haben Beweise, morgen übergebe ich das gesamte Material der Polizei. Die werden einen Kniefall machen.«
    »Mein Bruder ist die Polizei.« Onno hatte ganz schmale Augen bekommen. »Der kniet nicht.«
    »Was weißt du schon? Du hast doch keine Ahnung von der Brisanz meiner
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