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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa
Autoren: Dora Heldt
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nichts. Jetzt weiß ich auch nicht, was ich machen soll.«
    »Er wird sich schon melden.« Marleen stand auf. »Es ist viertel nach sechs, wir sollten rübergehen, die Blumen kommen gleich. Ich nehme den Kaffee mit.«
    »Ja, ich muss aber noch schnell Zähneputzen, ich komme gleich nach.«
    »Gut, die Zahnbürsten liegen im Badezimmerschrank, zweite Schublade.«
    »Ich beeile mich.«
    Als ich zehn Minuten später mit Pfefferminz-Atem den Hof überquerte, hörte ich einen leisen Pfiff.
    Mit dem Gedanken »Lass es keinen alten Mann sein« drehte ich mich langsam um.
    Er saß auf den leeren gestapelten Kisten neben dem Schuppen und sah mich an. Ich fühlte mich wie nach einem Stromschlag, meine Knie wurden weich, ich ging unsicher auf ihn zu.
    »Hallo, Christine.«
    »Hallo, Johann. Entschuldigung, Johannes. Ich hatte mich wohl verhört, als du mir neulich deinen Namen genannt hast.«
    Er stand auf und ging ein paar Schritte auf mich zu. Ich konnte sein Rasierwasser riechen. Seine Stimme war sehr sanft und sehr leise.
    »Können wir zum Strand fahren? Ich möchte dir gern alles erklären.«
    »Wie stellst du dir das vor?« Ich zeigte auf die Kneipe. »In vier Stunden kommen die Gäste. Ich habe dich gestern dauernd angerufen, du hast dich nicht einmal gemeldet und jetzt schnippst du mit dem Finger und ich soll alles stehen und liegen lassen?«
    Wieso regte er mich eigentlich so auf? Und wieso war er so gelassen und selbstbewusst? Er trat einen Schritt zurück und lächelte.
    »Na gut. Dann verschieben wir das. Du siehst übrigens schön aus in diesem alten T-Shirt. Und du riechst nach Pfefferminz. Also, bis später.«
    Er warf mir eine Kusshand zu und ging zur Einfahrt. Entweder war er unglaublich abgebrüht oder das Beste, was mir seit langem begegnet war.
    »Johaaaaannnes?«
    Ein sanftbrauner Blick über die Schulter. »Ja?«
    »Und deine Brieftasche?«
    Er klopfte auf seinen Jeanshintern. »Hat mir Marleen schon gegeben. Habe ich eingesteckt. Danke.«
    Als er um die Ecke verschwand, fuhr der Lieferwagen des Floristen auf den Hof. Ich winkte ihn auf den Parkplatz und merkte, dass meine Hände zitterten.
    Die beiden Frauen, die aus dem Wagen stiegen, reichten mir gleich eine Kiste mit kleinen Rosensträußen. Marleen stand plötzlich hinter mir.
    »Morgen Jutta, hallo Gudrun, ihr seid ja superpünktlich. Christine, geh doch mal zur Seite.«
    Ich drehte mich um und ging mit meiner Kiste in die Kneipe, immer noch mit dem Geruch von Johanns Rasierwasser in der Nase. Im Eingang blieb ich stehen und überlegte, wo ich die Kiste hinstellen sollte.
    »Christine, beweg dich mal. Stell das endlich hin, der ganze Wagen muss ausgeladen werden.«
    »Du hast ihn doch auch gesehen. Johann meine ich.«
    »Ja, sicher. Ich habe ihm seine Brieftasche gegeben.«
    »Hat er was zu seinem Namen gesagt?«
    »Ich hatte keine Zeit, ihn zu fragen. Und wir haben jetzt beide keine Zeit, darüber zu reden. Bitte, sonst tauchen hier gleich Heinz, Kalli und Hubert auf und binden alberne Kränze.«
    Sie hatte recht. Ich machte mich auf den Weg zum Entladen.
    Um neun Uhr hatten wir mit Hilfe von Jutta und Gudrun, die ich noch mal nach ihren Namen fragen musste, die Kneipe mit kunstvollen Blumengestecken und einem Meer von Rosenblüten für die Eröffnung festtauglich dekoriert. Marleen trat einen Schritt zurück und musterte alles zufrieden.
    »Super. Danke, ihr beiden, ihr seid großartig. Ihr kommt dann um elf wieder, oder?«
    Jutta wischte sich die Hände an einem Tuch ab und nickte. »Natürlich. Das lassen wir uns doch nicht entgehen. Es ist übrigens toll geworden, Glückwunsch, Marleen.«
    »Ja, da muss man nur die richtigen Leute mit den richtigen Ideen haben, dann wird aus so was eine Goldgrube.«
    Die fröhliche Stimme meines Vaters ließ Marleen zusammenzucken.
    »Guten Morgen, Heinz. Habt ihr schon gefrühstückt?«
    »Nein, Hubert kommt ja nicht in die Puschen, da habe ich mir gedacht, ich schau hier mal schnell nach dem Rechten. Bleiben die Blumen so?«
    »Was heißt ›so‹?«, fragte Gudrun verwirrt.
    Heinz zögerte. »Naja… ich finde sie ein bisschen unordentlich. So lange und kurze Blumen durcheinander und…«
    »Das bleibt so.« Die Stimme von Marleen klang bestimmt.
    Beruhigend legte Heinz die Hand auf Marleens Schulter. »Das geht auch. Es ist eigentlich ganz hübsch. Und so schön bunt. Ist ja keine Kirche, unsere Kneipe.« Er wich unseren Blicken aus. »Aber ihr seid ja schon fertig, dann gehe ich mal frühstücken. Kalli
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