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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa
Autoren: Dora Heldt
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Indizien.«
    »Indizien. Ist ja lachhaft. Die Bilder von deinem komischen Handy sind doch auch gelöscht.«
    Kalli und Heinz griffen ein. Im Chor: »Onno. Gisbert.«
    Die beiden Kontrahenten ignorierten den Zwischenruf. Gisbert bekam rote Flecken am Hals.
    »Die Adresse ist falsch, er hat gelogen und betrogen, er hat unseren V-Frauen auffällig nachgestarrt, ach, was erzähl ich dir. Hat doch keinen Sinn. Du Elektriker.«
    »Und was ist mit dem Namen?«
    »Was für ein Name? Der Mann heißt Johann Thiess.«
    »Falsch.« Onno triumphierte. »Ganz falsch. Mein Bruder und ich haben seine Papiere sichergestellt. Der heißt ganz anders.«
    Hubert ließ seine Gabel sinken. »Wie, anders? Wie heißt er richtig?«
    Onno wischte sich seinen Mund mit der Serviette ab. »Habe ich vergessen. Irgendwas mit M oder P oder so, jedenfalls nicht Thiess. Aber die Papiere habe ich gesehen. Und Marleen auch. So. Du Schreiberling.«
    Alle Augen richteten sich auf Marleen. Ungerührt fragte sie:
    »Seid ihr alle mit dem Essen fertig? Dann räume ich mal ab.«
    Mein Vater hielt sie am Arm fest. »Doch nicht jetzt. Wie heißt er? Sag mal. Und wieso hast du die Papiere gesehen? Wieso erzählst du das nicht?«
    Marleen befreite sich aus seinem Griff und begann, die Teller zu stapeln.
    »Ich habe den Namen vergessen, irgendwas Kompliziertes. Und im Übrigen wollten wir über dieses Thema bis nach der Eröffnung nicht mehr reden. Und die ist erst morgen.«
    »Russisch? Oder Chinesisch?«
    »Was?«
    »Na, der Name.« Mein Vater knetete seine Finger. »Erinnere dich!«
    Marleen beugte sich über den Tisch, sodass sie dem Gesicht meines Vaters ganz nahe war. Sie sprach sehr deutlich und gefährlich langsam.
    »Heinz, mein Lieber, reg mich jetzt nicht auf. Morgen ist Eröffnung, danach sehen wir weiter. Hast du mich verstanden?«
    Er zog seinen Kopf ein und lehnte sich zurück. »Aber ja! Kein Problem. Dann eben morgen. Was ist, Jungs, hat einer von euch Lust auf eine Runde Skat?«

Ich glaub, es geht schon wieder los
    – Roland Kaiser –
    Der Wecker klingelte um halb sechs. Ich schreckte hoch und fegte ihn dabei vom Tisch. Er war sofort stumm. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und blieb kurz sitzen, um wach zu werden. Dann sah ich auf mein stumm gestelltes Handy, das neben dem Bett lag. Kein Anruf war eingegangen.
    Wir hatten meinem Vater gesagt, dass die Blumen erst um halb zehn geliefert würden, Marleen hatte Angst, dass Heinz auch noch floristische Talente bei sich entdecken würde. Ich hatte versucht, sie zu beschwichtigen:
    »Marleen, er ist total farbenblind und kann keine Rose von Rhabarber unterscheiden.«
    »Ja, eben«, war ihre Antwort gewesen, »deshalb riskiere ich auch nichts. Aber du glaubst doch auch nicht, dass er sich die gelieferten Blumen ansehen würde, ohne auf kreative Ideen zu kommen. Nein, lass ihn kommen, wenn alles dekoriert ist, ich habe morgen früh keine Zeit für Diskussionen.«
    Ich zog eine alte Jeans und ein T-Shirt über und schlich ins Bad. Nach kurzer Überlegung griff ich meine Zahnbürste und steckte sie in die Jeanstasche. Lieber bei Marleen Zähne putzen, als schlafende Väter zu wecken.
    Als ich die Pension betrat, roch es bereits nach Kaffee. In der Küche standen gefüllte Thermoskannen, ich nahm einen Becher aus dem Schrank und goss ein.
    »Guten Morgen, Christine. Hast du ihn geweckt?«
    »Guten Morgen, nein, der Wecker hat nur einmal geklingelt, bevor ich ihn erwischt habe. Heinz hat nichts gehört.«
    Ich reichte Marleen den Becher, sie nahm ihn erleichtert.
    »Na, Gott sei Dank. Dann haben wir Blumenfrieden.«
    Es knackte, als ich mich hinsetzte, sofort erhob ich mich wieder.
    »Was war das?«
    Ich fingerte meine zerbrochene Zahnbürste aus der Hosentasche. »Ich wollte keinen Krach im Bad machen und mir hier die Zähne putzen. Jetzt ist sie hin.«
    Der Griff war gerade noch zwei Zentimeter lang, damit konnte man vielleicht noch Badezimmerfugen sauber machen, auf keinen Fall mehr Zähne.
    »Die passt jetzt in jede Tasche, ich habe in meinem Bad noch eine neue.«
    Marleen schob mir die Kaffeekanne hin. »Hast du ihn erreicht?«
    »Wen?« Es war mehr die Uhrzeit als schauspielerisches Talent, die mich das fragen ließ.
    »Wen wohl? Gisbert von Meyer natürlich. Um die letzten Details eurer Verlobung zu besprechen. Na, Johann Thiess.«
    »Nein, ich habe ungefähr zwanzigmal angerufen, es war immer nur seine blöde Mobilbox dran. Dann habe ich ihm draufgesprochen, dass er sich melden soll, aber
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