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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)
Autoren: Bree Despain
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mir die Augen. Mein Sehvermögen wechselte ein paarmal zwischen der übermenschlichen Nachtsicht und dem Normalzustand hin und her, bevor ich wieder das Display des Handys fokussieren konnte. Ich suchte nach einer passenden Antwort auf Dads Forderung, dass ich etwas unternehmen müsste.
    Ich: Ich weiß. Bist du noch in der Pfarrkirche? Wie laut ist es dort?
    Dad hatte die meisten Nächte der vergangenen Woche in der Pfarrkirche verbracht. Denn abgesehen von ihren Nachforschungen hatten er und Gabriel sich dabei abgewechselt, meinen Bruder Jude zu bewachen, der sich in dem kleinen zellenartigen Raum im Keller der Kirche befand.
    Nachdem wir Jude aus dem Lagerhaus mitgenommen hatten, fragten wir uns, was wir mit ihm anstellen sollten. Ich glaube, alle waren ziemlich über meinen Vorschlag überrascht, ihn zwecks Beobachtung in den Lagerraum im Keller der Kirche einzusperren, bis wir herausfinden könnten, was genau in seinem Kopf vorging. Mein Bruder war in den letzten zehn Monaten herumgestreunert, bevor er sich schließlich Calebs Gang von Teenagern mit übersinnlichen Kräften angeschlossen hatte – eben jenem Rudel, das versucht hatte, Daniel und mich zu töten. Jude war derjenige gewesen, der die Shadow Kings direkt zu uns geführt hatte.
    Am Ende hatte er schließlich aufgegeben und uns angefleht, mit uns kommen zu dürfen. Aber so erleichtert ich auch darüber war, dass Jude sich endlich in Sicherheit befand – so wenig war ich bereit, ihn jetzt schon mit nach Hause zu nehmen. Nicht, solange wir nicht genau wussten, was seine Motive waren. Nicht, solange ich nicht wusste, ob es mein Bruder war, der zu uns zurückgekehrt war, oder nur einer von Calebs Hunden des Todes.
    Ich war überrascht, dass die anderen meinem Vorschlag, Jude für eine Weile hinter Schloss und Riegel zu verwahren, tatsächlich zustimmten. Nur April hatte protestiert, aber ihre Stimme hatte nicht genügend Gewicht.
    Sie hatte nicht miterlebt, wie Jude tatenlos dabeigestanden hatte, als Caleb versuchte, mich zu vernichten …
    Meine Gedanken wurden von einer weiteren Nachricht unterbrochen: Ja, bin noch in der Kirche. Das Heulen ist ziemlich laut hier.
    Das war nicht die Antwort, die ich erhofft hatte. Die Pfarrkirche war mehrere Blocks entfernt. Wenn Daniels Geheul dort noch laut war, dann konnte es auch die ganze Stadt hören.
    Dad: Er lässt zu, dass man ihn tötet.
    Ich weiß , schrieb ich zurück. Meine Finger zitterten. Rose Crest hatte in der Vergangenheit bereits ein paar Angriffe von »wilden Hunden« erlebt. Ein unheimliches Heulen aus den Wäldern, die die Stadt umgaben, würde nur neue Gerüchte heraufbeschwören. Und diese Gerüchte drehten sich alle um das Markham Street Monster. Gerüchte, die in Wirklichkeit allerdings gar keine waren. Und dieses Gerede würde nur dazu führen, dass sich irgendjemand verantwortlich fühlte zu handeln …
    Dad: Du MUSST etwas tun, um ihn aufzuhalten.
    Ich: Bin schon dabei.
    Allerdings hatte ich keine Ahnung, ob es etwas gab, das ich tun konnte – sicherlich nicht, wenn Daniel nicht mehr auf mich reagierte –, aber wenigstens musste ich es versuchen. Ich konnte nicht zulassen, dass ihm etwas Schlimmes geschah. Besonders nicht nach all dem, was er geopfert hatte, um mich zu retten.
    Ich zog mir meine Jacke über den roten Flanellpyjama und stopfte das Handy in die Tasche. Mein empfindlicher Knöchel begann zu pochen, als ich in meine hohen Fellstiefel schlüpfte. Ich hoffte, dass sie mir genügend Halt gaben, um den gerade erst geheilten Knochen nicht wieder brechen zu lassen. Obwohl ich ganz allein im Haus war, schlich ich leise die Treppe hinunter. Dad hatte Charity und James für eine Woche zu Tante Carol geschickt, weil Mom sich an einem Ort aufhielt … über den ich jetzt nicht nachdenken wollte.
    Ich verließ das Haus durch die Küchentür und betrat den Hinterhof. Im Haus nebenan brannte Licht – es war das Haus, in dem Daniel lange Jahre gewohnt hatte – und ich konnte die Silhouette von Mr Dutton am Fenster sehen. Er blickte zum Wald hinüber – zweifellos wunderte er sich über das Geheul, das ihn anscheinend geweckt hatte –, aber ich glaube nicht, dass er mit der Zimmerbeleuchtung im Rücken viel erkennen konnte.
    Ich blieb auf der hinteren Veranda stehen, bis sich Mr Dutton vom Fenster zurückzog. Noch bevor er überhaupt dazu kam, das Licht auszuschalten, um besser in die Dunkelheit schauen zu können, sammelte ich all meine Kräfte zusammen und sprintete in Richtung des
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